| # taz.de -- Yuan mit geringer Bewertung: China geht an seine Reserven | |
| > Es kriselt in China, doch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat | |
| > einen entscheidenden Vorteil: ihren Devisenschatz. | |
| Bild: Man kann dem Yuan beim Wertverlust beinahe zuschauen. | |
| Peking taz | Lange war China für seine Währungsreserven belächelt worden. | |
| Zeitweise hortete die Zentralbank Devisen im Wert von fast 4 Billionen | |
| US-Dollar, so viel wie kein anderes Land. Die Summe spiegelte das | |
| Ungleichgewicht des Außenhandels wider: China exportierte weit mehr als es | |
| aus dem Ausland einführte. | |
| Nun könnte sich Chinas über Jahre gehorteter Schatz als Segen erweisen. | |
| Anfang des Jahres wackelten die Aktienmärkte gleich mehrfach. Die Sorgen, | |
| dass sich die Konjunktur der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abkühlt, | |
| mehren sich. Offiziell ist die Wirtschaft 2015 um 6,9 Prozent gewachsen – | |
| so schwach wie seit einem Vierteljahrhundert nicht. | |
| Viele Anleger trauen der Entwicklung nicht und schaffen ihr Geld daher ins | |
| Ausland. Jede Woche fließen zweistellige Milliardenbeträge ab. Unternehmer | |
| und Privatiers setzen derzeit eher auf Dollars statt auf Yuan. Die | |
| chinesische Währung ist unter Druck. Der Yuan ist zwar an den Dollar | |
| gebunden – also keine frei schwankende Währung wie der Euro. Die | |
| chinesische Zentralbank bestimmt täglich einen Referenzkurs, um den der | |
| Yuan bis zu 2 Prozent schwanken darf. Doch seit Sommer hat er rund 10 | |
| Prozent an Wert verloren. | |
| Was genau ein „angemessener Wechselkurs“ ist, lässt sich schwer bestimmen. | |
| Auf den internationalen Märkten haben Chinas Produkte deutlich an | |
| Wettbewerbsfähigkeit verloren, weil sie als teurer empfunden werden. Der | |
| gesunkene Yuan-Kurs müsste eigentlich dazu führen, dass die chinesische | |
| Zentralbank auf noch mehr Währungsreserven sitzen bleibt. Doch das | |
| Gegenteil ist der Fall: Die Reserven sind 2015 nach Schätzungen um über 670 | |
| Milliarden Dollar gesunken – der tiefste Wert seit drei Jahren. | |
| ## Mittelfristig stabil | |
| Peking steuert dagegen. Im Januar schränkte sie die Dollar-Geschäfte | |
| einiger Banken ein. US-Wirtschaftsmedien behaupten, damit der Yuan zum | |
| Dollar nicht noch weiter an Wert verliert, versuche Chinas Zentralbank den | |
| Yuan zu stützen. Sie würde sich am Devisenschatz bedienen und in großem | |
| Umfang Dollar verkaufen. Dieser Mechanismus mag auf andere große | |
| Volkswirtschaften zutreffen. Im Fall von China ist das aber gar nicht | |
| notwendig. | |
| Aufgrund der nach wie vor strengen Kapitalkontrollen landen die mit dem | |
| Export erzielten Devisen fast aller chinesischen Firmen nicht auf eigenen | |
| Konten, sondern bei der Zentralbank. Im Gegenzug händigen die Währungshüter | |
| chinesische Yuan aus – allerdings zu einem von ihnen fixierten Wert. Der | |
| war lange Zeit relativ niedrig. Die dabei erzielten Überschüsse ließen | |
| Chinas Währungsreserven ansteigen. | |
| Dass sie nun schrumpfen, weist darauf hin, dass der Yuan derzeit nicht | |
| unterbewertet ist, und zeigt zugleich, wie groß der Kapitalabfluss | |
| inzwischen ist. Die Währungsreserven waren lange Garant für die Stabilität | |
| Chinas. Sie werden es trotz allem, meinen Analysten, mit derzeit noch 3,3 | |
| Billionen Dollar auch noch eine Zeit lang sein. | |
| 3 Feb 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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