# taz.de -- Schlechte Konjunktur in China und Japan: Sorge um Wirtschaftsmächte | |
> Chinas Exporte sinken und Japans Wirtschaft schrumpfte Ende 2015 mehr als | |
> befürchtet. Nun gibt es Angst vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung. | |
Bild: Nicht genügend verschickt: Hafenarbeiter vor Containern. | |
PEKING/TOKIO dpa | Schlechte Wirtschaftsdaten aus China und Japan lassen | |
die Sorge vor einem weltweiten Abschwung weiter wachsen. Aus der zweit- und | |
drittgrößten Volkswirtschaft kamen am Montag erneut Signale, die dem | |
Pessimismus vieler Ökonomen neue Nahrung geben. | |
So ging es für den chinesischen Außenhandel im Januar nach einer kurzen | |
Verschnaufpause im Dezember wieder steil bergab. Sowohl die Ausfuhren des | |
„Exportweltmeisters“ als auch die Importe blieben hinter den Erwartungen | |
zurück. Wie die Zollverwaltung in Peking mitteilte, sanken die Exporte im | |
Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,6 Prozent. Für die Einfuhren ging es um | |
14,4 Prozent bergab. Japans Wirtschaft schrumpfte im Schlussquartal 2015 | |
stärker als befürchtet. | |
Die Zahlen aus China deuten auf eine weiterhin mangelnde heimische | |
Nachfrage hin. Andererseits zeigen sie, dass wegen der schwächelnden | |
Weltwirtschaft auch die Bestellungen aus dem Ausland weiter abnehmen. | |
Zumindest teilweise sind für die schlechten Zahlen aber auch die Feiertage | |
um das chinesische Neujahrsfest in der vergangenen Woche verantwortlich, | |
wie die Analysten Liu Li-Gang und Louis Lam vom australischen Bankhaus ANZ | |
schrieben. Viele Unternehmen versuchten demnach, noch vor Beginn der langen | |
Urlaubzeit um den wichtigsten chinesischen Feiertag ihre Fracht ins Ausland | |
zu verschiffen. Deshalb seien die Exporte im Dezember das erste Mal seit | |
neun Monaten leicht angezogen, dann aber im Januar wieder stark | |
zurückgegangen. | |
Insgesamt lagen Chinas Ausfuhren im ersten Monat des Jahres noch bei 1,14 | |
Billionen Yuan (155 Mrd Euro). Die Importe wurden auf 737,5 Milliarden Yuan | |
(100,14 Mrd Euro) beziffert. | |
China hatte 2015 mit 6,9 Prozent das schwächste Wirtschaftswachstum seit 25 | |
Jahren verzeichnet. Die Regierung in Peking versucht, das Wachstumsmodell | |
des Landes umzustellen. Die Wirtschaft soll künftig weniger von einer | |
exportstarken Industrie abhängig sein, dafür soll der Dienstleistungssektor | |
gestärkt werden. | |
## Angespannte Lage in Japan | |
Anders als der Außenhandel zeigten sich die Aktienmärkte am ersten | |
Handelstag im „Jahr des Affen“ relativ robust. Nach einer Woche | |
Handelspause wegen der Feiertage um das chinesische Neujahrsfest schloss | |
der Composite Index in Shanghai nur 0,6 Prozent im Minus. Dabei hatten | |
viele Analysten vor heftigen Kursabschlägen gewarnt. In Japan waren die | |
Kurse während der Feiertage in China knapp 11 Prozent abgesackt, in | |
Deutschland hatte der Dax um 4,5 Prozent nachgegeben. Am Montag erholte | |
sich der deutschen Leitindex aber um 2,74 Prozent. | |
Auch in Japan bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. Wie die Regierung | |
in Tokio am Montag auf der Basis vorläufiger Daten bekanntgab, sank die | |
wirtschaftliche Leistung vor allem wegen der schwachen Verbraucherausgaben | |
sowie rückläufiger Exporte um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,4 | |
Prozent. Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte die Wirtschaft um 0,4 | |
Prozent – ein stärkerer Rückgang, als Ökonomen erwartet hatten. | |
Der private Konsum, der in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt zu 60 | |
Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt, sank dabei um real 0,8 Prozent. | |
Die enttäuschenden Daten untergraben die „Abenomics“ genannte | |
Wirtschaftspolitik von Premier Shinzo Abe, der eigentlich die Inflation und | |
das Wachstum ankurbeln will. | |
Trotzdem ging die Börse in Tokio am Montag durch die Decke. Der | |
Nikkei-Index für 225 führende Werte gewann 1069,97 Punkte oder 7,16 Prozent | |
auf 16 022,58 Punkte hinzu. Dazu trugen nicht nur gute Daten aus den USA | |
bei, sondern auch Erwartungen am Markt, dass die Bank von Japan die | |
geldpolitischen Zügel angesichts der miesen Daten abermals lockern könnte. | |
Erst kürzlich hatte sie Negativzinsen von minus 0,1 Prozent beschlossen, | |
die ab diesem Dienstag gelten. | |
15 Feb 2016 | |
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