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# taz.de -- Studenten werden Studierende: Kritik am neuen Namen
> Das Studentenwerk soll jetzt Studierendenwerk heißen. Das passt nicht
> jedem. Was die Maßnahme kostet, ist im Übrigen unklar.
Bild: Studenten oder Studierende – das Mensaessen schmeckt immer gleich. Gut.
Das Studentenwerk soll bald Studierendenwerk heißen, um Studenten und
Studentinnen sprachlich gleichzustellen. Der Senat hat dies in einer
Sitzung am 1. Dezember beschlossen. „Wir finden, dass sich der Begriff
,Studierende‘ durchgesetzt hat und halten die Umbenennung für richtig“,
sagt Thorsten Metter, Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und
Wissenschaft. Vier Bundesländer haben ihre Studentenwerke schon in
Studierendenwerke umgetauft. „Da sind wir keinesfalls die ersten“, sagt
Metter.
Gewünscht hat sich diese Änderung die Landeskonferenz der
Frauenbeauftragten. „Wir finden diese Anpassung notwendig“, sagt Mechthild
Koreuber, Frauenbeauftragte der Freien Universität und Vorstandsmitglied
der Bundeskonferenz der Frauenbeauftragten. „Die Durchsetzung der
Gleichstellung der Geschlechter ist im Grundgesetz verankert. Deshalb hat
das Studentenwerk die Verpflichtung, sich umzubenennen.“ Dies sei nur die
Konsequenz aus langjähriger Geschlechterforschung.
## „Künstliches Konstrukt“
Einige Studierende teilen die Meinung des Senats und der Frauenbeauftragten
nicht. Per Mail und Facebook hat das Studentenwerk Kritik an der geplanten
Änderung geübt. Ein Student der Kunsthochschule Weißensee schrieb zum
Begriff „Studierende“: „Im Alltag ist dieses künstliche Konstrukt völlig
überflüssig. Es mag den einen oder anderen befriedigen, aber die Masse
stört das gar nicht. Sie ist stolz darauf, Student zu sein, mit allen
Assoziationen, die da aufkommen“. Im alltäglichen Gespräch sage niemand von
sich, er sei Studierender, sondern stets Student oder Studentin.
Mit der Namensänderung, ist für das Studentenwerk einiger Aufwand
verbunden. „Wir müssen unseren ganzen Geschäftsauftritt anpassen“, sagt
Jürgen Morgenstern. Das betreffe Schilder, E-Mails, Formulare und den
digitalen Auftritt. Laut Gesetz können diese Änderungen bis 2022 passieren.
Die Kosten für die Änderungen werden derzeit auf 800.000 Euro geschätzt.
„Diese Zahl geistert durch die Gegend“, meint Morgenstern, „aber niemand
kann sie bestätigen.“ Man wisse derzeit noch nicht genau welchen Umfang die
Umbenennung haben werde.
Metter betonte dagegen, dass die Änderung dann vorgenommen werden, wenn
ohnehin Renovierungen oder Reparaturen anstehen. „Es müssen also keine
Häuser neu gestrichen werden, wie manche behaupten.“
Der Gesetzesentwurf wird in den nächsten Wochen dem Wissenschaftsausschuss
und am 10. Februar den Abgeordneten vorgelegt. Kritik am Vorhaben sei dem
Senat bislang nicht bekannt, sagte Metter. Der Landesrechnungshof habe zwar
beantragt, den Entwurf noch einmal anzuschauen, aber das könne auch einen
anderen Grund haben: Im Entwurf ist nicht nur eine Namensänderung geplant,
sondern unter anderem auch, dass Brandenburger Studenten in Berliner Mensen
den ermäßigten Studentenpreis fürs Essen zahlen.
28 Jan 2016
## AUTOREN
Anna Bordel
## TAGS
Gendergerechte Sprache
Universität
Studentenwerk
Gendergerechte Sprache
Feminismus
Berlin
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