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# taz.de -- Türkische Armee geht gegen Kurden vor: „Tödliche Säuberungsakt…
> Sondereinheiten stürmen ein Versteck von angeblichen PKK-Kämpfern. Die
> Opposition spricht von Zivilisten. Die Opferzahlen sind unklar.
Bild: Der Stadtteil Sur in der Kurden-Metropole Diyarbakir nach Kämpfen zwisch…
Istanbul taz | In der kurdischen Hochburg Cizre, nahe der
syrisch-irakischen Grenze, haben Sondereinheiten von Polizei und Armee in
der Nacht zu Montag einen Keller gestürmt, in dem sich nach Angaben der
kurdischen-linken HDP mehr als zwei Dutzend verwundete Zivilisten
aufhielten.
Bis Montag Nachmittag gab es unterschiedliche Angaben über die Opferzahlen.
Zunächst hatte der zuständige Gouverneur der Provinz Sirnak, in dessen
Grenzen Cizre liegt, laut dem staatlichen Fernsehsender TRT noch in der
Nacht von einer erfolgreichen Operation der Streitkräfte gesprochen, bei
der 60 „Terroristen“ getötet worden seien. Am Montagmorgen korrigierten
sich die Behörden. Offiziell hieß es nun, bei einer Operation unter anderem
in Cizre seien zehn „Terroristen“ getötet worden.
Bei der HDP hieß es am Montag, man habe kein genaues Bild, was in der Nacht
zuvor in Cizre geschehen sei. Bestätigt sei aber, dass die Sondereinheiten
das Haus Nr. 23 im Bezirk Cudi, in dessen Keller mehr als zehn Tage bis an
die 30 verletzte Zivilisten ausgeharrt hatten, angegriffen und auch die
benachbarten Häuser gestürmt hätten.
Der HDP-Abgeordnete Faysal Sariyildiz, der vor Ort ist, habe telefonisch
berichtet, dass am Montagmorgen 30 verbrannte Leichen gefunden worden
seien, alle ohne Schussverletzungen. Anwohner aus Cizre berichten, es habe
in den fraglichen Häusern eine Explosion gegeben.
## Hilferuf abgesetzt
Die Verwundeten in Cizre waren in den letzten zehn Tagen in den Fokus der
Auseinandersetzung im Kampf zwischen militanten Kurden und den
Sicherheitskräften gerückt. Die HDP hatte am 23. Januar einen Hilferuf
abgesetzt, dass 30 schwer verwundete Zivilisten, die sich in einen Keller
geflüchtet hatten, medizinisch nicht versorgt werden könnten. Tagelang gab
es ein Tauziehen zwischen der HDP und der Regierung, die behauptete, man
habe Krankenwagen bereitgestellt, aber niemand aus dem Keller hätte diese
in Anspruch nehmen wollen.
Innenminister Efkan Ala behauptete, es handele sich nicht um Zivilisten,
sondern um hochrangige PKK-Mitglieder, die aus Cizre fliehen wollten. Seit
Beginn der Auseinandersetzungen zwischen militanten Kurden, die überwiegend
zur Jugendorganisation der PKK gehören, und der türkischen Armee im Oktober
2015 gehört Cizre zu den Hauptschauplätzen des Kampfes. Immer wieder waren
Ausgangssperren verhängt worden, in einigen Bezirken sind ganze
Häuserzeilen zerstört.
Vor zwei Tagen hatte Innenminister Ala gesagt, die Sicherheitskräfte hätten
99 Prozent von Cizre von „Terroristen gesäubert“. Nach dieser Lesart sind
mit dem jüngsten Angriff wohl die letzten Verstecke aufständischer Kurden
in Cizre „gesäubert“ worden.
8 Feb 2016
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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PKK
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