Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schwere Ausschreitungen in Haiti: Seit einem Jahr wird gewählt
> Die Präsidentschaftswahl in Haiti wurde wegen Sicherheitsbedenken erneut
> verschoben. Danach kam es in der Hauptstadt zu schweren Ausschreitungen.
Bild: Ausschreitungen in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince.
São Paulo afp/epd | Nach der erneuten Absage der Stichwahl um das
Präsidentenamt ist es in Haiti am Wochenende zu Massendemonstrationen mit
schweren Ausschreitungen gekommen. Tausende Menschen gingen in der
Hauptstadt Port-au-Prince auf die Straße und verlangten den Rücktritt von
Präsident Michel Martelly, wie Radio Metropole am Samstag (Ortszeit)
berichtete.
Ein Mann wurde offenbar von der aufgebrachten Menge tot geprügelt.
Demonstranten errichteten Straßensperrungen, es kam zu Plünderungen. Die
Polizei setzte Tränengas ein. Martelly versprach in einer Rede an die
Nation, binnen 48 Stunden eine Übergangsregierung und bis Ende nächster
Woche eine neue Wahlkommission einzusetzen.
Bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften vor dem Hauptquartier der
Wahlkommission war bereits am Freitag ein Demonstrant von einer Kugel
getroffen worden.Fahrzeuge wurden in Brand gesteckt und die Scheiben
mehrerer Geschäfte eingeschlagen.
„Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um den Wahlprozess fair und
glaubwürdig zu Ende zu bringen“, sagte Martelly, dessen Amtszeit regulär am
7. Februar endet. Die Wahlbehörde hatte kurzfristig die für Sonntag
geplante Stichwahl um das Präsidentenamt abgesagt und dies mit starken
Sicherheitsbedenken begründet.
Die Opposition wirft den Behörden Betrug und Wahlfälschungen in großem
Umfang zugunsten des Regierungskandidaten Jovenel Moïse vor.
Oppositionskandidat Jude Célestin hatte aus Protest bekannt gegeben, nicht
mehr antreten zu wollen.
## Das ärmste Land Lateinamerikas
Die EU äußerte sich besorgt über die angespannte Lage auf der Karibikinsel.
Jetzt sei entscheidend, die Gewalt zu stoppen, teilte die
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini mit. Es müssten sich alle Akteure
engagieren, um den Wahlprozess erfolgreich zu Ende zu bringen. Auch die
Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) mahnte zur Besonnenheit. Wegen
der Ausschreitungen wurden mehrere internationale Flüge nach Port-au-Prince
gestrichen.
Der Wahlprozess zieht sich bereits seit mehr als einem Jahr hin. Nachdem
die Parlamentswahlen mehrfach verschoben wurden, hatte Martelly ab Januar
2015 per Dekret den Karibikstaat regiert.
Haiti ist das ärmste Land Lateinamerikas. Noch immer leidet es unter den
Folgen eines verheerenden Erdbebens vor sechs Jahren, bei dem rund 300.000
Menschen starben und mehr als eine Million obdachlos wurden. Viele
Millionen an Hilfsgeldern sind seitdem in dunklen Kanälen verschwunden.
Auch der Regierung unter Martelly wird Korruption vorgeworfen.
24 Jan 2016
## TAGS
Haiti
Haiti
Haiti
Haiti
Haiti
Karibik
Fifa
## ARTIKEL ZUM THEMA
Haitianischer Autor Anthony Phelps: Verrat in Zeiten der Diktatur
Endlich werden seine Romane ins Deutsche übersetzt. Eine Begegnung mit
Anthony Phelps, dem großen alten Mann der Literatur Haitis.
Präsidentschaftswahl in Haiti: Politisches Machtvakuum im Loop
Das Mandat des Übergangspräsidenten wird nicht verlängert, weil sein
Vorgänger sich dagegen stellt. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.
Haiti ohne Regierung: Sie haben keine Wahl
Es sollte längst einen neuen Präsidenten geben. Gibt es aber nicht – immer
wieder wurde die Wahl verschoben, zuletzt im April.
Präsidentschaftswahl in Haiti: Entscheidung im Hinterzimmer
Die Stichwahl für die Präsidentschaft ist auf unbestimmte Zeit verschoben
worden. Vieles deutet darauf hin, dass das Ergebnis vorher schon feststeht.
Geflüchtete in Dominikanischer Republik: Bitterer Zucker in der Karibik
Gut 6 Dollar am Tag und eine Hütte im Zuckerrohrfeld: Haitianische
Tagelöhner werden in der Dominikanischen Republik wie Sklaven behandelt.
US-Justiz ermittelt gegen Ex-Fifa-Vize: Vermutlich Haiti-Hilfe unterschlagen
Jack Warner, der ehemalige Vizepräsident der Fifa, soll Spenden für die
Erdbebenopfer in Haiti unterschlagen haben. Die USA wollen seine
Auslieferung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.