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# taz.de -- Parteichef Körner über linke Ex-Piraten: „Vielleicht ist es gan…
> Prominente Ex-Mitglieder verlassen die Piraten nicht nur, sondern werben
> nun auch für die Linke. Nicht schlimm, kontert der Parteivorsitzende.
Bild: Die Aufkleber müssen sie jetzt wohl vom Laptop kratzen: 36 frühere Pira…
taz: Herr Körner, wann laufen Sie zur Linkspartei über?
Stefan Körner: Das fällt mir nicht im Traum ein.
Wieso nicht?
Die Linkspartei verkörpert alles, was mir eigentlich zuwider ist: Sie ist
eine traditionelle Partei mit verkrusteten Strukturen und den üblichen
Seilschaften. Es gibt gute Gründe, warum die Piratenpartei gegründet wurde.
Dazu gehört auch der Gedanke, Politik anders zu gestalten.
Dafür laufen Ihnen die Mandatsträger davon, und es sieht nicht danach aus,
dass in absehbarer Zeit neue dazukommen. Können Piraten überhaupt noch
etwas bewegen?
Politik ist ein Geschäft mit ganz langem Atem. Wenn man das Handtuch wirft,
weil es mal ein oder zwei Jahre weniger toll läuft, dann ist man im
falschen Metier tätig.
Sie glauben also wirklich noch, dass ihre Umfragewerte irgendwann wieder
steigen?
Davon bin ich überzeugt. Das ist ähnlich wie bei den Grünen in ihrer
Anfangszeit: Wir haben ein Thema, das unglaublich wichtig ist. Unsere
Aufgabe ist es, den Menschen dieses Thema so nahe zu bringen, dass sie
unsere Einschätzung der Bedeutung teilen. Dann sind Wahlergebnisse von über
fünf Prozent auch sehr realistisch.
Mittlerweile sind ihre Themen aber bei den anderen Parteien angekommen. Die
Piraten haben sich sozusagen überflüssig gemacht.
Ja und Nein. Tatsächlich sagt sogar Frau Merkel, dass Daten der Rohstoff
der Zukunft sind. Aber wenn im zweiten Satz die Rede davon ist, dass man
Datenschutz nicht überbewerten dürfe, geht das in die falsche Richtung.
Keine der Parteien hat in der Vergangenheit glaubwürdig darstellen können,
dass sie im Zweifel ernsthaft für diese Themen kämpft.
Sprechen wir über die Machtverteilung in der Piratenpartei: Die 36, die
sich jetzt von Ihnen absetzen, gehörten zum linken Flügel. Heißt das im
Umkehrschluss, dass Ihre Partei nun nach rechts rückt?
Rechts ist für uns die AfD. Und damit will keiner von uns ernsthaft etwas
zu tun haben. Ich würde eher sagen, dass wir ein kleines Stück zurück in
die Mitte rücken. Wenn diejenigen gehen, die am weitesten links stehen,
können wir wieder gemäßigte Interessenten und Wähler ansprechen.
Sie finden es also nicht schade, dass die 36 weg sind?
Wenn Menschen ihre politischen Vorstellungen in einer Partei nicht mehr
vertreten sehen, dann ist es vielleicht ganz gut, wenn sie den Schritt
wagen und sagen: Das ist es dann halt nicht.
In einer ersten Reaktion haben sie getwittert die Linkspartei müsse jetzt
„ganz stark sein“. Wie ist das denn zu verstehen?
In der Erklärung dieser Gruppe steht, dass sie die Linkspartei kritisch und
solidarisch begleite wolle. Und ich weiß nicht, ob eine kritische
Begleitung durch den ein oder anderen aus dieser Gruppe die Linkspartei
wirklich voranbringt. Aber das ist nicht unser Problem.
Sie prophezeien also, dass sich die Linkspartei mit ihren neuen Freunden
Streit ins Haus holt?
Das will ich nicht beurteilen. Aber ich kenne ja die Leute, die diese
Erklärung unterzeichnet haben. Und darunter sind durchaus streitbare
Geister.
Sie selbst stecken jetzt aber auch in einer schwierigen Situation: In den
Parlamenten sprechen Leute für die Piraten, die mit Ihrer Partei nichts
mehr am Hut haben wollen. Wie soll die Zusammenarbeit in den nächsten
Monaten funktionieren?
Das ist tatsächlich ein kleines Problem. Ich glaube aber, dass diejenigen
weniger uns schaden, sondern vor allem sich selbst. Denn wenn man Mitglied
einer Fraktion ist, aber öffentlich sagt, man finde die Partei dahinter
doof - dann wirkt man natürlich nicht glaubwürdig.
22 Jan 2016
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Die Linke
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Stefan Körner
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