# taz.de -- US-Präsidentschaftswahl 2016: „Bernie, Bernie, Bernie“ | |
> Bernie Sanders nennt sich „demokratischer Sozialist“ – und rückt der | |
> Favoritin Hillary Clinton bei der Vorwahl in Iowa bedrohlich nahe. | |
Bild: Für den US-Senator aus Vermont, Bernie Sanders, ist das Ergebnis in Iowa… | |
Washington taz | Spät in der Nacht in Iowa nimmt Bernie Sanders erst einmal | |
noch einen Schluck aus seiner Wasserflasche und lacht, während seine | |
Unterstützer „Bernie, Bernie, Bernie“ skandieren. Wer hätte gedacht, dass | |
zum Auftakt der US-Vorwahlen sein Vorname gerufen wird und er es ist, der | |
eine Siegesrede hält? | |
„Vor neun Monaten kamen wir hierher und hatten kein Geld, niemand kannte | |
unseren Namen und wir haben es mit der mächtigsten politischen Organisation | |
Amerikas aufgenommen“, ruft Sanders schließlich ins Rund in Des Moines. | |
Er hat es geschafft, Hillary Clinton ein Patt abzuringen. Ein Patt, das für | |
Clinton zur Niederlage wird und für Sanders zum Sieg. Clinton lachte daher | |
bei Ihrer Rede nicht. „Wow, was für eine Nacht“, rang sie sich ab, das | |
Lächeln von Bill Clinton im Hintergrund hatte etwas grimassenhaftes. | |
Sanders zwingt Clinton in einen längeren Vorwahlkampf, als sie sich das | |
gewünscht hätte und auch die Umfragen sahen den „verrückten linken Sanders… | |
lange weit abgeschlagen hinter Clinton. Doch der 74-Jährige ist ein alter | |
Fuchs, er spielt seine Karten geschickt aus und profitiert dabei von einem | |
Amerika, das auf demokratischer wie auf republikanischer Seite frustriert | |
ist vom Establishment in Washington, das sich stets distanziert gibt vom | |
Rest des Landes. | |
Nur noch 19 Prozent der Amerikaner vertrauen der Regierung stets oder | |
zumindest meistens, so hat es das [1][Meinungsforschungsinstitut Pew | |
Research Center] im November erhoben. | |
Sanders nennt sich selbst „demokratischer Sozialist“, er inszeniert sich | |
als Kandidat gegen dieses Establishment. Für den kleine Bundesstaat Vermont | |
saß er zunächst 16 Jahre im Repräsentantenhaus, danach wurde er Senator. | |
Distanz zum bösen Washington kann man das nicht nennen. Aber Sanders agiert | |
als Unabhängiger, übergroße Nähe zu Lobbyisten ist nicht bekannt, es gibt | |
keine „Maschinerie Sanders“, die den Kandidaten lenkt. Sanders glaubt an | |
sein Programm. | |
Und das ist für amerikanische Verhältnisse wahrlich weit linksaußen. Obamas | |
Gesundheitsreform? Geht ihm nicht weit genug. Studiengebühren? Gehören | |
abgeschafft. Dazu eine bezahlbare Kinderbetreuung, Erziehungsurlaub und | |
Milliarden für die Infrastruktur. Und dann ist da noch sein großes Thema: | |
der Kapitalismus und die Milliardäre. | |
Den Kontrast zwischen der immer schlechter gestellten und erodierenden | |
Mittelschicht und den vielen Superreichen im Land stellt Sanders in allen | |
seinen Reden heraus. Es ist das „Occupy-Wall-Street“-Motiv und Sanders | |
zeigt sich als einer von den 99 Prozent. Auf einem seiner Wahlkampfschilder | |
heißt es „Paid for by Bernie 2016 (Not the Billionaires)“ – bezahlt von | |
Bernie 2016 – nicht den Milliardären. Sein sonstiges Programm ist | |
demokratisch erwartbar: gegen die Todesstrafe, für eine Einwanderungsreform | |
und pro mehr Waffenkontrolle. Außenpolitisch hingegen hat Sanders wenig zu | |
bieten, seine Kampagne ist klar auf die Innenpolitik und die Ökonomie | |
ausgerichtet. | |
Diese Karte wird er weiter spielen, nächster Stopp New Hampshire. Dort wird | |
Dienstag gewählt. Derzeitiger Stand: Vorteil Sanders. | |
2 Feb 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.people-press.org/2015/11/23/beyond-distrust-how-americans-view-t… | |
## AUTOREN | |
Rieke Havertz | |
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