| # taz.de -- Waldreport des BUND: Sanfter Umbau statt Kahlschlag | |
| > Der Umweltverband hat einen neuen Wald-Bericht vorgelegt. Dieser | |
| > schildert die Nutzung durch private und öffentliche Forstbesitzer. | |
| Bild: Bäume auf dem Großen Feldberg im Taunus | |
| BERLIN taz | 500.000 Buchen, Tannen und Eichen haben private und kommunale | |
| Waldbesitzer im mittelfränkischen Landkreis Roth in den vergangenen fünf | |
| Jahren gepflanzt und damit einen eintönigen Kiefernwald durch einen | |
| lebendigen Mischwald ersetzt. Die Besonderheit: Die jungen Laubbäume | |
| wachsen nicht hinter Maschendraht, sondern ungeschützt im Wald. Das geht, | |
| weil die Jäger mitziehen, und den Bestand an Rehen gering halten; ansonsten | |
| würde das Rotwild die kleinen Pflanzen einfach wegknabbern. | |
| Der Waldumbau in Mittelfranken ist eines der positiven Beispiele aus dem | |
| [1][Waldreport des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND)], den die | |
| Organisation am Freitag in Berlin vorgestellt hat. „Schatten und Licht – 20 | |
| Fallbeispiele“, hat der BUND seine Bestandsaufnahme überschrieben. | |
| „Schatten“ sieht Nicola Uhde, Waldexpertin des BUND, vor allem in den | |
| Staatsforsten von Niedersachsen und Bayern. | |
| Das Forstamt Wolfenbüttel beispielsweise habe alte Eichenwälder | |
| kahlschlagartig abgeholzt und als Brennholz verkauft: „Eine mehr als | |
| antiquierte Form der Waldbewirtschaftung“, so Uhde. Der Bestand an seltenen | |
| Mittelspechten habe daraufhin deutlich abgenommen. | |
| Doch der BUND fand auch Licht: Im Saarland zum Beispiel würden die Wälder | |
| überwiegend vorbildlich genutzt, so Uhde. Der Report greift als Beispiel | |
| den Privatwald der Dillinger Hütte auf, in dem seit 70 Jahren relativ | |
| ungestört vor allem Eichen und Buchen wachsen. Auch in Niedersachsen gibt | |
| es Gutes: Die Stadt Hannover habe große Teile ihres Stadtwaldes Eilenriede | |
| aus der forstlichen Nutzung genommen; Bäume dürfen also alt und morsch | |
| werden. Die Folge: Die Artenvielfalt explodiert. Flechten, Käfer, Pilze – | |
| „in unseren Breiten ist die Vielfalt unauffällig“, sagt Uhde, „aber | |
| trotzdem schützenswert“. | |
| Nach der letzten Bundeswaldinventur des Landwirtschaftsministeriums (BMEL) | |
| ist Deutschland von rund 11,4 Millionen Hektar Wald bedeckt. 48 Prozent | |
| sind in privater Hand, 29 Prozent gehören den Ländern, der Rest Kommunen | |
| und dem Bund. In den vergangenen Jahren hat die Waldfläche laut BMEL | |
| zugenommen, die angestrebten nutzungsfreien 5 Prozent seien erreicht. | |
| ## Forderung nach strengerem Waldgesetz | |
| Diese positive Entwicklung wird zwar auch im BUND gesehen, allerdings mit | |
| Sorge: „Die Brennholzpreise sind derzeit höher als die Preise für | |
| Festholz“, sagte BUND-Präsident Hubert Weiger, „der Druck auf den Wald | |
| nimmt wieder zu“. Mit einem strengeren Waldgesetz müsse die Bundesregierung | |
| endlich konkret festlegen, was „gute forstliche Praxis“ im Wald bedeute. Es | |
| dürfe nicht mehr den Waldbesitzern überlassen bleiben, zu entscheiden, ob | |
| sie einen Kahlschlag durchführen, oder nicht. | |
| Dazu passend rechnete der Deutsche Bauernverband kürzlich vor: „Pro | |
| Prozentpunkt stillgelegter deutscher Waldfläche“ verliere die heimische | |
| Forstwirtschaft etwa 2 Milliarden Euro. „Wer Forderungen nach weiteren | |
| Nutzungseinschränkungen aufstellt, muss auch für die finanzielle | |
| Kompensation sorgen“, so Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen | |
| Forstwirtschaftsrates. Eine Forderung, der sich der BUND anschließt: „Die | |
| Waldbesitzer, die sich um Naturschutz kümmern, müssen besser unterstützt | |
| werden“, sagt Waldexpertin Uhde. | |
| 31 Jan 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.bund.net/?id=23187 | |
| ## AUTOREN | |
| Heike Holdinghausen | |
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