# taz.de -- „Polizeiruf 110“ aus München: Ich war‘s! Ich war‘s! | |
> Verkehrte Krimiwelt: Ein vermeintlicher Täter will Hanns von Meuffels von | |
> seiner Schuld überzeugen. Doch der Kommissar will davon nichts wissen. | |
Bild: Jens Baumann (Karl Markovics, r.) will, dass Kommissar von Meuffels (Matt… | |
„Haffling war‘s nicht“, sagt Jens Baumann, „ich habe sie umgebracht.“ | |
Damals, im Juni 2006 sei das gewesen. „Ich kann mit dieser Schuld nicht | |
länger leben.“ Kommissar von Meuffels (Matthias Brandt) hat keinen Bock auf | |
diesen Irren. Die Akte ist zu. Warum nervt jetzt dieser Baumann? „Da ist | |
diese Stimme, die sagt, du musst dich stellen“, sagt er. Jetzt, da Haffling | |
tot sei. | |
Haffling war wenige Tage zuvor im Knast misshandelt worden, anschließend | |
auf seine Zelle gegangen, um eine Heintje-CD (“Ich bin Dir ein Schloss“) | |
aufzulegen und sich zu erhängen. | |
„Verhaften Sie mich bitte“, fleht Baumann, der von Karl Markovics grandios | |
gespielt wird. „Gehen Sie zum Psychiater“, antwortet von Meuffels knapp – | |
und weist seinen Kollegen an, Baumann zum Psychologischen Dienst zu | |
schicken. | |
Die Autoren Alexander Buresch und Matthias Pacht sowie Regisseur Marco | |
Kreuzpaintner brechen im Münchener „Polizeiruf 110: Und vergib uns unsere | |
Schuld“ mit den gängigen Sonntagabend-Krimi-Prinzipien. Dort gibt’s | |
normalerweise entweder die Jagd nach dem bösen Unbekannten zu sehen oder | |
man kann die KommissarInnen dabei beobachten, wie sie einen Täter zu | |
überführen versuchen, den das Publikum schon kennt. Doch dieser | |
„Polizeiruf“ hat einen „Ansatz, den ich so noch nicht kannte“, [1][wie | |
Kreuzpaintner sagt:] „Dass der Täter den Kommissar von seiner Tat | |
überzeugen muss. Eine ironische Umdrehung des ganzen Genres.“ | |
## „Sag mir einfach, wie es war“ | |
Und Baumann lässt nicht locker. Er verfolgt von Meuffels. Er zeigt ihm auf | |
einer Karte, wo die Leiche liegen soll. „Das kann Ihnen doch nicht egal | |
sein!“ Und natürlich ist es von Meuffels auf die Dauer nicht egal. Er | |
schaut sich noch einmal die alten Vernehmungen an, die er 2006, als da | |
draußen alle ein Sommermärchen feierten, mit Haffling führte, diesem | |
dicken, schwitzenden Jungen. „Sie sagen mir nicht die Wahrheit“, hört er | |
sich reden. Und: „Das glaub ich Dir nicht.“ Und: „Sag mir einfach, wie es | |
war.“ Von Meuffels schaut kurz weg, nimmt die Brille ab. Er weiß, dass | |
nichts einfach ist. Trotzdem hat er es gesagt. Es ist ihm unangenehm – und | |
es nährt seine Zweifel. | |
Er fährt noch einmal ins Heimatdorf des Opfers, der Miri, befragt die | |
Eltern, den Exfreund, lässt sich alles haarklein von Baumann erzählen. Kann | |
das stimmen? Hat der Spinner recht? Will von Meuffels überhaupt, dass er | |
recht hat oder sucht er nach Beweisen für seine ursprüngliche Theorie, für | |
den alten Täter? Es ist ein Psychospiel, bei dem sich über Rückblenden die | |
Tragik einer solchen Tat erschließt, und die aktuellen Geschehnisse zeigen, | |
wie viele Opfer solch ein Mord und die Ermittlungen danach zurücklassen. | |
Ein starker „Polizeiruf“. | |
17 Jan 2016 | |
## LINKS | |
[1] /Regisseur-ueber-die-Arbeit-an-Filmen/!5265930/ | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
## TAGS | |
Matthias Brandt | |
Polizeiruf 110 | |
Wochenendkrimi | |
München | |
Polen | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Polizeiruf 110 | |
Polizeiruf 110 | |
Israel | |
Polizeiruf 110 | |
TV-Serien | |
Tatort | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Reaktionen auf kritische Medienberichte: Post aus Polen | |
Seitdem die PiS regiert, erhalten deutsche Redaktionen massenhaft Briefe | |
aus dem Nachbarland. Auch der Botschafter schaltet sich ein. | |
Medienausschuss des Bundestags: Risikoberuf Journalist | |
Seit Monaten beschimpfen und attackieren Demonstranten Medienvertreter. Das | |
interessiert inzwischen auch die Politik. | |
Letzter „Polizeiruf 110“ mit Von Meuffels: Der eleganteste Spieler auf dem … | |
Nun läuft der letzte „Polizeiruf 110“ mit Matthias Brandt als Kommissar von | |
Meuffels. Schade, denn solche Figuren werden im deutschen TV-Krimi selten. | |
Polizeiruf 110: Hart, härter, Magdeburg | |
Ein Zwölfjähriger wird zusammengeschlagen und stirbt. Was hat der Bruder | |
damit zu tun? Der aktuelle Polizeiruf spart nicht an Gewaltszenen. | |
ARD-Zweiteiler „Tel-Aviv-Krimi“: Hang the DJ | |
Er sollte in Israel gedreht werden, doch dann begann der Gaza-Krieg. Der | |
„Tel-Aviv-Krimi“ soll das Land abseits der Klischees zeigen. | |
Regisseur über die Arbeit an Filmen: „Kinofilme zu machen ist die Hölle“ | |
Regisseur Marco Kreuzpaintner hat mit dem „Polizeiruf 110“ erstmals einen | |
TV-Film gedreht. Ist das Fernsehen doch viel besser als sein Ruf? | |
ARD-Serie „Die Stadt und die Macht“: Die Sache mit der Komik | |
„Die Stadt und die Macht“ wurde von der ARD als das erste Serienhighlight | |
des Jahres angekündigt. Dabei überzeugt vor allem eine. | |
Bodensee-„Tatort“ über Entführungsopfer: Hier knackt nur das Kreuz | |
Eine junge Frau verbrennt den Mann, der sie jahrelang als Geisel festhielt. | |
Der aktuelle „Tatort“ ist moralisch anspruchsvoll, aber etwas betulich. |