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# taz.de -- Infrastruktur in Spanien: In die Klinik führt kein Weg
> Im andalusischen Lepe gibt es ein neues Krankenhaus. Eine Zufahrtsstraße
> fehlt genauso wie Anschlüsse an die Strom- und Wasserversorgung.
Bild: Genauso wenig los wie in Lepe: Krankenhaus in Rosenheim
Madrid taz | Wenn die Spanier Lepe hören, denken sie an das gleiche wie die
Deutschen bei Ostfriesland, an schlechte Witze. Jetzt wird der
27.400-Seelen-Ort an der südspanischen Atlantikküste, unweit der Grenze zu
Portugal, seinem Ruf tatsächlich gerecht.
Mitte Dezember wurde dort ein Krankenhaus fertiggestellt. Die Einrichtung
ist vom Feinsten. Modernste Technik schmückt die Operationssäle und die
Diagnostikabteilungen. Das Hospital hat eine jährliche Kapazität für 83.000
Patienten, 70.000 Notfälle und 3.000 Operationen.
Das Ganze hat nur einen Haken: Das Krankenhaus steht mitten auf der grünen
Wiese. Die Zufahrt von der Landstraße fehlt ebenso, wie Wasser- und
Stromanschlüsse. Das 21-Millionen-Projekt droht zur Investitionsruine zu
verkommen.
Die Idee für das Krankenhaus entstand 2005. Kein Andalusier solle es weiter
als 30 Minuten zum nächsten Hospital haben, versprach damals die
sozialistische Regionalregierung. Geld war billig, mehrere Großprojekte
wurden beschlossen. Doch dann kam alles anders als gedacht. 2007 brach die
Weltwirtschaft zusammen, die spanische Immobilienblase platzte, das Land
stürzte in die Krise. Kredite wurden teuer, die Kassen waren zusehends
leerer.
## Vier Millionen Euro zusätzlich
Die Baufirmen, die das Krankenhaus von Lepe bauten, verzögerten immer
wieder einzelne Bauabschnitte. Letztendlich musste die Regionalregierung 4
Millionen Euro zusätzlich locker machen, um das Krankenhaus mit
mehrjähriger Verspätung im vergangenen Dezember doch noch fertig zu
stellen.
Doch damit nicht genug. Die Stadtverwaltung von Lepe, die 2005 mit der
Regionalregierung in Sevilla einen Vertrag unterzeichnet hatte, dem zufolge
die Anbindung an das Straßennetz sowie die Wasser– und Stromversorgung aus
der Gemeindekasse finanziert werden sollten, fühlt sich nach so vielen
Jahren nicht mehr an den Vertrag gebunden. „Und selbst wenn, wir haben kein
Geld“, zitiert die örtliche Presse das Rathaus.
Lepe ist wie viele spanische Gemeinden hochverschuldet. Mit knapp 32
Millionen Euro steht der Ort in der Kreide. Insgesamt schulden die
spanischen Kommunen knapp 37 Milliarden Euro. An frisches Geld zu kommen,
ist unmöglich. Denn das Finanzministerium untersagt den Kommunen die
Aufnahme von neuen Krediten weitgehend.
Lepe steht nicht alleine. In Cártama, unweit der andalusischen
Mittelmeerstadt Málaga, wartet ein Hospital ebenfalls auf eine
Zufahrtsstraße. Die Gemeinde konnte nicht zahlen. Die Provinzverwaltung
will jetzt einspringen. Doch wann der Anschluss an den Rest der Welt
erfolgt, weiß niemand zu sagen.
In Lepe streiten sich derweil die drei Verwaltungen. Die Landesregierung
besteht auf der Verpflichtung der Gemeinde und will keine weiteren
Investitionen tätigen. Anders als in Málaga weigert sich die Provinz Huelva
einzuspringen. Das nagelneue Hospital wird wohl noch eine ganze Weile nur
mit dem Traktor erreichbar sein.
8 Jan 2016
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
Andalusien
Krankenhäuser
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Portugal
Tunesien
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