# taz.de -- Reaktionen im Golf-Konflikt: Gegenseitige Schuldzuweisungen | |
> Der saudische Außenminister macht den Iran für die Eskalation | |
> verantwortlich. Der iranische Präsident wirft Saudi-Arabien vor, von | |
> eigenen Verbrechen abzulenken. | |
Bild: Der saudische Außenminister Adel al-Dschubair sieht den Iran in der Schu… | |
RIAD/KUWAIT-STADT/BERLIN dpa/afp/rtr | „Die Aggression und das Böse geht | |
vom Iran aus, nicht vom (saudischen) Königreich“, sagte der saudische | |
Außenminister Adel al-Dschubair in Riad, wie die saudischen | |
Nachrichtenagentur SPA meldete. Teheran mische sich in die Angelegenheiten | |
der Region ein. Der Iran unterstütze den Terrorismus und stifte zu Gewalt | |
und Extremismus an. | |
Der iranische Präsident Hassan Ruhani wiederum warb für Diplomatie und | |
regionale Einigkeit. „Wir glauben, dass Diplomatie und Verhandlungen der | |
beste Weg zur Lösung von Problemen zwischen Staaten sind“, zitierte die | |
amtliche Nachrichtenagentur Irna Ruhani am Dienstag. „Staaten einer Region | |
können diese durch Einigkeit vor terroristischen Gefahren schützen.“ | |
Zugleich warf er Saudi-Arabien vor, mit dem Abbruch der Beziehungen zu | |
seinem Land von eigenen Verbrechen ablenken zu wollen. „Saudi-Arabien kann | |
das Verbrechen der Enthauptung eines religiösen Führers nicht hinter der | |
Zerstörung der politischen Beziehungen zum Iran verstecken“, sagte Ruhani. | |
Auslöser der Eskalation war die Hinrichtung von 47 Gefangenen in | |
Saudi-Arabien am Samstag. Unter ihnen war ein bekannter oppositioneller | |
schiitischer Geistlicher. Riads angespanntes Verhältnis zum Nachbarland | |
Iran verschlechterte sich daraufhin rapide. Demonstranten in Teheran | |
stürmten die saudische Botschaft. | |
## Weiterer Botschafter zurückgerufen | |
Nach den Übergriffen auf die Botschaft ruft auch Kuwait seinen Botschafter | |
aus dem schiitischen Nachbarland zurück. Das meldete die staatliche | |
Nachrichtenagentur Kuna am Dienstag unter Berufung auf das kuwaitische | |
Außenministerium. Die Erstürmung der saudischen Botschaft in Teheran stelle | |
einen „groben Bruch“ internationaler Verträge dar, hieß es. | |
Zuvor hatten das sunnitische Saudi-Arabien sowie seine Verbündeten Bahrain | |
und Sudan ihre diplomatischen Beziehungen zum schiitischen Iran beendet. | |
Die Vereinigten Arabischen Emirate zogen ebenfalls ihren Botschafter ab, | |
ersetzen ihn aber durch einen Geschäftsträger. Unklar blieb zunächst, ob | |
auch Kuwait diesen Weg wählt. | |
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat den Iran und | |
Saudi-Arabien aufgerufen, jede weitere Eskalation der Spannungen zu | |
vermeiden. Steinmeier telefonierte dazu nach Angaben aus dem Auswärtigen | |
Amt am Dienstag mit den Außenministern der beiden Länder, Mohammed Dschawad | |
Sarif und Adel al-Dschubair. | |
In den Gesprächen mahnte er, der Iran und Saudi-Arabien hätten eine | |
„gemeinsame Verantwortung“ für eine Lösung der Konflikte in der Region. | |
Beide Länder sollten alles tun, damit die jüngsten Spannungen die | |
Friedensbemühungen für Syrien nicht gefährdeten. | |
## „Reihe verhängnisvoller Konsequenzen“ | |
Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, stufte die aktuelle | |
Krise in den Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran als sehr | |
„besorgniserregend“ ein. | |
Es bestehe die Gefahr, dass dadurch „eine Reihe verhängnisvoller | |
Konsequenzen in der Region“ in Gang gesetzt werde. De Mistura wolle die | |
Auswirkungen dieser Krise auf den Prozess zur Beendigung des Konflikts in | |
Syrien prüfen. | |
Die Türkei bot sich derweil als Vermittler im Konflikt zwischen | |
Saudi-Arabien und dem Iran an. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte am | |
Dienstag, es müsse sofort diplomatische Initiativen geben. „Die Türkei ist | |
bereit, jede konstruktive Hilfe anzubieten, die wir können, um eine Lösung | |
zu finden“, sagte Davutoglu vor der Parlamentsfraktion seiner | |
konservativ-islamischen AK-Partei. | |
5 Jan 2016 | |
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