| # taz.de -- Interview mit Dietrich Lehmann: „Kinder sind so ein tolles Publik… | |
| > Als „Linie 1“ vor 30 Jahren startete, war Dietrich Lehmann schon lange am | |
| > Grips Theater. Ans Aufhören denkt er immer noch nicht. | |
| Bild: Lehmann (M.) in seiner - vorläufig - letzten neuen Rolle als „Friedric… | |
| taz: Herr Lehmann, Sie machen seit 46 Jahren Kindertheater, haben aber nie | |
| ein Kind gespielt. Warum eigentlich nicht? | |
| Dietrich Lehmann: Wir wollten den Kindern immer die Möglichkeit geben, | |
| einen Schauspieler, der ein Kind spielt, auch als Kind wiederzuerkennen. | |
| Das bedeutete, dass einer, der einen Erwachsenen spielt, nach Möglichkeit | |
| einen Kopf größer ist. Und mit 1,86 Meter bin ich eben relativ groß. Heute | |
| ist das ein bisschen anders, da kann jeder alles spielen, und die Kinder | |
| müssen sich zusammenreimen, wer der Vater ist und wer das Baby. | |
| Hätten Sie denn Lust gehabt, mal ein Kind zu spielen? | |
| Ich habe ja im Grips Theater auch als Regisseur gearbeitet, und auch wenn | |
| man den Schauspielern in der Probe eigentlich nichts vorspielen soll, reißt | |
| es einen manchmal doch. Eine Kollegin sagte dann einmal (grinst): Wie du | |
| das Kind spielst, das ist unheimlich süß, das müsstest du öfter machen! Man | |
| hat mir solche Rollen aber nie gegeben. | |
| Ihre Charaktere waren oft solche, die bei Kindern mit Angst besetzt sind. | |
| Zum Glück entwickeln sie sich im Laufe der Stücke zum Positiven. | |
| Also anfangs nicht. Die ersten Produktionen waren ziemlich | |
| holzschnittartig, wir waren noch stark vom antikapitalistischen | |
| Straßentheater beeinflusst. In meiner ersten Produktion spielte ich einen | |
| fiesen Hausbesitzer. Der hat zwar am Ende ein Lied darüber gesungen, dass | |
| er ja auch eine schwere Kindheit hatte. Aber das hat er aus taktischen | |
| Gründen gemacht, um sich ranzuschmieren und um Verständnis zu buhlen für | |
| seine Aktionen. In „Balle, Malle, Hupe und Artur“ … | |
| … da geht es um Kinder, die ein leeres Haus „besetzen“, weil sie nirgendwo | |
| spielen dürfen … | |
| … spielte ich einen von zwei Polizisten, die waren auch gar nicht | |
| entwicklungsfähig. Obwohl: Es war so eine Good-Cop-Bad-Cop-Konstellation. | |
| Der eine wollte die Kinder verstehen, der andere überhaupt nicht. Ein | |
| bisschen differenziert haben wir also schon. | |
| Eigentlich sind viele Ihrer alten Rollen weiterhin aktuell. Der | |
| Hausverwalter Mückenmacher aus „Mannomann“, da würde man heute sagen: Der | |
| gentrifiziert die Leute raus. Oder der Ausländerhasser Willi Müller in „Ein | |
| Fest bei Papadakis“. | |
| Na ja, als ich den in den frühen 70ern gespielt habe, war das ein | |
| Bilderbuchproletarier. Und der Grieche Papadakis, der sogenannte | |
| Gastarbeiter, war sein Kollege bei Siemens. Da ging es um Solidarität, um | |
| gemeinsame Forderungen. Als das Stück 2015 neu inszeniert wurde, meinte man | |
| diese Bilderbuchkonstruktion nicht mehr machen zu können, und da ist ja | |
| auch was dran. Der Grieche ist jetzt ein Türke, hat eine kleine Firma und | |
| bietet dem Deutschen am Schluss eine Stelle an, weil der die Miete für | |
| seinen Laden nicht mehr zahlen konnte und pleitegegangen ist. | |
| Hatten Kinder Angst vor Ihnen, wenn sie Sie nach der Aufführung gesehen | |
| haben? | |
| Ach, eigentlich nicht. Ich erzähle da gerne eine Anekdote: In einem Stück | |
| habe ich einen Fabrikbesitzer gespielt, den klassischen Kapitalisten. Und | |
| einmal kam plötzlich ein Junge auf die Bühne und ballerte mir voll ans | |
| Schienbein. Das war eine Trotzreaktion, Widerstand gegen diesen bösen | |
| Typen. | |
| Klingt, als ob Sie ’s gut fanden. | |
| Da war ich stolz drauf! Er hat mich in meiner Rolle sehr ernst genommen. | |
| In einem Grips-Jubiläumsband findet sich das Faksimile eines Handzettels | |
| vom „Theater für Kinder im Reichskabarett“, wie es anfangs noch hieß. „… | |
| wollen Theater für KINDER machen und nicht für entzückte Erwachsene“, hei�… | |
| es da, „darum vermeiden wir jede Art repressiver Pädagogik, der die Kinder | |
| ohnehin ständig ausgesetzt sind und die sie zu angepassten Gliedern unserer | |
| kinderfeindlichen Leistungsgesellschaft machen soll.“ Finden Sie das heute | |
| merkwürdig? | |
| Mir fällt dieses Dokument auch immer mal wieder in die Hände, und ich muss | |
| sagen: Ich finde das nach wie vor gut. Es ist von der Sprache her sehr | |
| zeitgebunden, aber ich denke, es wird seine Gültigkeit behalten. | |
| Die Maxime, ein emanzipatorisches Theater zu machen, ist nie obsolet | |
| geworden? | |
| Das ist eine Frage, die uns seit drei, vier Jahren verstärkt gestellt wird. | |
| Emanzipatorisches Theater ist für mich immer noch aktuell, aber man geht | |
| damit heute (überlegt) … ambivalent um. Wenn man da nicht höllisch | |
| aufpasst, kann das eben mal um die Ecke verschwinden, und keiner weiß mehr, | |
| wo es ist. Ich bin ja jetzt nicht mehr so viel im Theater tätig, um da als | |
| Wächterrat zu fungieren (lacht). | |
| Verschwindet der emanzipatorische Anspruch hinter formalen Experimenten? | |
| Auch wenn der Anspruch weiter ist, politisches Theater zu machen, muss ein | |
| Theater heute natürlich die ästhetischen Tendenzen aufgreifen, die sich | |
| allgemein entwickelt haben. Sonst ist man out. Zu Festivals wie dem | |
| „Augenblick mal“ werden ja nur noch Inszenierungen eingeladen, die | |
| bestimmte Prinzipien von „Showcase beat le mot“ aufgreifen (ein | |
| Performance-Kollektiv, das stark mit postdramatischen, nicht narrativen | |
| Elementen arbeitet – Anm. d. Red.). Das gilt für das Erwachsenentheater | |
| genauso. Zum Theatertreffen werden nur noch Regisseure eingeladen, wenn in | |
| ihren Inszenierungen alle Schauspieler abwechselnd alle Rollen spielen. | |
| Gut, das ist auch beim jetzigen Grips Theater noch nicht der Fall gewesen – | |
| insofern sind wir uns doch noch ziemlich treu geblieben. Es ist eben alles | |
| relativ. | |
| Das Grips Theater hat ja auch ein legendäres Mitbestimmungsmodell. | |
| Und es kann stolz darauf sein! Es ist wohl das einzige deutsche Theater, | |
| das dieses in den 70ern entwickelte Modell noch praktiziert. Wir haben ein | |
| Besetzungsgremium, in dem neben der Hausleitung auch die Schauspieler | |
| paritätisch vertreten sind. Die bestimmen mit, welche Stücke in den | |
| Spielplan aufgenommen werden, welche Regisseure engagiert werden, welche | |
| Schauspieler engagiert und entlassen werden. Und wenn eine der Seiten gegen | |
| diese innerbetrieblichen Vereinbarungen verstößt, wird das eben ein Fall | |
| für den Betriebsrat. | |
| Dem Sie seit vielen Jahren angehören. | |
| Ich bin vor drei Jahren noch mal gewählt worden, sogar mit ziemlich vielen | |
| Stimmen. Mir macht diese Tätigkeit Spaß. Seit 2009 bin ich auch | |
| Landesvorsitzender der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, das ist | |
| zurzeit meine Haupttätigkeit. | |
| Womit haben Sie es da zu tun? | |
| Nur ein Beispiel: Manche Berliner Bühnen gönnen ihren Ensembles keine | |
| Regeneration. Es gibt ein Theater, da müssen die Schauspieler jeden Tag von | |
| 10 bis 23 Uhr zur Verfügung stehen und haben zehn Minuten Pause: Das ist | |
| das Berliner Ensemble von Herrn Peymann. Das sind Verhältnisse wie in einem | |
| Sweatshop, im Haus von Brecht! Die bringen die „Mutter Courage“, aber das | |
| Ganze wird gespielt von Sklaven. So etwas macht mich wütend. Allerdings | |
| gehört Peymann nicht dem Deutschen Bühnenverein an und ist natürlich ein | |
| Feind der Genossenschaft, die er „kunsttötend“ findet. Insofern haben wir | |
| wenig Handhabe. | |
| Macht das Grips es besser? | |
| Wir halten uns an Regeln, auch an gewerkschaftlich vereinbarte Ruhezeiten. | |
| Und haben dabei trotzdem ganz gutes Theater gemacht, finde ich. | |
| Wie sind Sie Ende der 60er Jahre zum Ensemble gestoßen? | |
| Dass ich eine Ader fürs Kabarettistische hatte, habe ich schon als Schüler | |
| gemerkt, bei Klassenfesten habe ich gerne den Entertainer gemacht. 1960 kam | |
| ich nach Berlin und studierte an der FU Theaterwissenschaft, | |
| Kunstgeschichte und Germanistik, aber ich wollte nicht nur auf dieser | |
| abstrakten Ebene bleiben. Dann habe ich am schwarzen Brett am Thielplatz | |
| eine Anzeige gesehen: „Studentenkabarett sucht Darsteller“. Das waren die | |
| „Sieben Schaben“, eine christlich angehauchte Gruppe, spätere Keimzelle f�… | |
| gewisse 68er-Geschichten. Zwei von denen gingen später zu den Wühlmäusen | |
| von Dieter Hallervorden, mit dem Volker Ludwig damals noch als Autor | |
| zusammenarbeitete. Als Ludwig zum „Reichskabarett“ wechselte, gingen die | |
| beiden mit, und weil ich mit ihnen befreundet war, wurde ich quasi zum | |
| Groupie. | |
| Das heißt? | |
| Na, wenn ich nachts mal kein Referat zu schreiben hatte, hing ich eben im | |
| „Reichskabarett“ an der Theke rum. Das war so in den heißen Jahren, 67, 68. | |
| Eines Tages kam Volker Ludwig und sagte: Wir wollen eine neue Truppe | |
| aufmachen, hast du nicht Lust? Eigentlich wollte ich einen Doktor in | |
| Theaterwissenschaft machen, aber er hat mich zum Kindertheater überredet. | |
| Und seitdem wollten Sie nie an eine andere Bühne wechseln? | |
| Ehrlich gesagt, nicht. Einmal fragte mich der Chefdramaturg von Heribert | |
| Sasse, ob ich nicht Lust hätte, ins Ensemble des Schiller-Theaters | |
| einzusteigen. Ich habe ein paar Tage darüber nachgedacht, konnte mich aber | |
| nicht dazu entschließen. Dafür war ich dann sehr dankbar, sonst wäre ich | |
| zwei Jahre später arbeitslos gewesen. Da wurde das Schiller-Theater nämlich | |
| geschlossen (lacht). | |
| Aber warum wollten Sie nicht? | |
| Die Tätigkeit am Grips war immer mehr als nur Schauspieler oder Regisseur. | |
| Ich habe mich von Anfang an als eine Art Hilfsdramaturg verstanden. Das war | |
| möglich, weil sich das Ensemble immer sehr stark inhaltlich mit den Themen | |
| der Stücke auseinandergesetzt hat. Als wir an den Hansaplatz zogen und mit | |
| Stücken für Jugendliche anfingen, wurde das fast zur journalistischen | |
| Tätigkeit. Man betreibt in Vorbereitung auf ein Stück richtig Recherche, es | |
| geht ja um das Erkennen von gesellschaftlichen Zusammenhängen. Diese Arbeit | |
| war für mich eigentlich die schönste, und ich hatte ja auch | |
| Theaterwissenschaft studiert, um Dramaturg und Regisseur zu werden. | |
| Seit 1981 leiten Sie außerdem die Fritz-Kirchhoff-Schule für Schauspiel in | |
| Kreuzberg, die Sie selbst besucht hatten. Fließen da Erfahrungen aus dem | |
| Grips Theater ein? | |
| Also, ich bin kein Fachidiot, der nur Grips Theater im Kopf hat. Nach der | |
| Ausbildung habe ich dort bald als Lehrer angefangen und in diesem | |
| Zusammenhang bei allem Regie geführt, was mich interessierte. Damals war | |
| die Schule noch in einer kleinen Villa in Dahlem, da habe ich mit den | |
| Schülern „Leonce und Lena“ inszeniert, Brecht, Horváth, Peter Weiß. So v… | |
| vom Grips habe ich nicht reingebracht, am ehesten das Prinzip der | |
| Ensembleproduktion, das wir am Hansaplatz mehrfach umgesetzt haben. Dazu | |
| gehört die persönliche Recherche der Schauspieler. Wie Stanislawski gesagt | |
| hat: Man muss eine Nacht unter Pennern verbringen, wenn man Gorkis | |
| „Nachtasyl“ spielen will. | |
| Sie schicken Ihre Schüler in die Notübernachtung? | |
| Am Grips haben wir in den 90ern das Stück „Heimatlos“ entwickelt, das | |
| spielte in der Rigaer Straße, wo in einem Haus Neonazis saßen und nebenan | |
| Besetzer. In der Vorbereitung sind die einen zu den realen Besetzern | |
| gegangen, die anderen haben mit den Nazis gesoffen, und in der Probe sind | |
| sie aufeinandergeknallt. Unsere Schüler machen im ersten Semester so eine | |
| Produktion. Vor zwei Jahren haben sie das Leben auf der Cuvrybrache | |
| recherchiert und auf die Bühne gebracht. | |
| In den Genuss Ihres Spiels kommt derzeit nur, wer „Linie 1“ besucht. Haben | |
| Sie wirklich keine Aufführung verpasst? | |
| Keine einzige. | |
| Sie haben mal verkündet, nach der 1.000. Vorstellung aufzuhören. Das war | |
| 2001. Dieses Jahr wird das Stück 30 Jahre alt. Kommt dann der Absprung? | |
| Ich lege mich da nicht mehr fest (lacht). Ich habe das ernsthafte Ziel, | |
| dieses Jubiläum zu erleben; was dann wird, muss ich sehen. Aber das ist ja | |
| das Tolle an dem Beruf: Solange man seinen Text nicht vergisst, kann man | |
| noch eine Weile arbeiten. Und solange andere mich noch ertragen. | |
| Eine Ihrer Rollen in „Linie 1“ ist „Hermann“, ein alter Herr, der seine | |
| körperlichen Beschwerden mit erhobenem Haupt akzeptiert: „Wenn du morgens | |
| aufwachst und dir nichts wehtut, bist du tot.“ | |
| Manchmal sage ich mir: Den musst du gar nicht mehr spielen, das bist du | |
| doch. Das Alter macht sich schon bemerkbar mit seinen Wehwehchen. In „Die | |
| letzte Kommune“, das 2013 uraufgeführt wurde, hatte ich eine Hauptrolle. | |
| Das ist ziemlich anstrengend, und ich habe bei der Inszenierung darauf | |
| geachtet, dass ich auch mal abgehen kann (lacht). Aber ich war immer mit | |
| einer großen Gesundheit gesegnet, wahrscheinlich weil ich in meiner Jugend | |
| viel Sport getrieben habe. | |
| Ein wichtiges Grips-Stück, das mehrmals aktualisiert wurde, ist „Eine linke | |
| Geschichte“ ... | |
| ... da habe ich auch alle Vorstellungen gespielt. Vielleicht führen wir es | |
| noch mal auf, ich hoffe das sehr. Die „Linke Geschichte“ ist quasi das Neue | |
| Testament des Grips Theaters. Dass es die nicht mehr gibt, das geht | |
| eigentlich nicht. | |
| Es geht da um drei StudentInnen, die sich in der 68er-Zeit politisieren und | |
| dann ganz unterschiedlich weiterentwickeln. Wenn diese, also Ihre | |
| Generation irgendwann mal gar nicht mehr dabei ist, kann man das dann noch | |
| aufführen? | |
| Na ja, es ist ein historisches Stück. Also lautet die Frage: Was bringen | |
| uns historische Stücke? Nehmen Sie die Klassiker – „Nora“ von Ibsen ist | |
| eines der meistgepielten Dramen in Deutschland, aber es hat eben ein | |
| klassisches Thema, die Emanzipation der Frau. Die „Linke Geschichte“ im | |
| Übrigen auch: Während der eine Mann 20 Jahre später ein frustrierter Prof | |
| ist, hat die Frau als Einzige ihre Ideale nicht verraten. | |
| Hat Ihre Theatergeneration ihre Ideale verraten? | |
| Da muss ich an Otto Sander denken, der am Ende sehr desillusioniert und | |
| zynisch war. Ich fand das traurig. Als wir Anfang der 70er noch am Ku’damm | |
| spielten, kam Otto manchmal mit Bruno Ganz von der Schaubühne rüber, um was | |
| zu trinken. Dann sagten sie: Ach, ihr habt’s gut, ihr wisst, was ihr wollt, | |
| und ihr wollt noch was sagen. | |
| Die waren schon abgestumpft? | |
| Eigentlich schon depressiv. Die Schaubühne war ja als politisches Theater | |
| gestartet, was wir auch in der „Linken Geschichte” abhandeln, mit meinem | |
| Lieblings-Kalauer: „Von der Kunst als Waffe zur Kunst als Waffel.“ Otto | |
| Sander hat sich quasi nur noch als Waffelverkäufer gesehen. Michael König, | |
| ein Star an der Schaubühne, heute am Burgtheater, war damals KPD-AL, der | |
| hat sich auf Demos die Kehle wund geschrien, gegen den waren wir Weicheier. | |
| Jetzt sitzt der in einer riesigen Wohnung in Wien am Flügel und spielt | |
| Tschaikowsky. Peter Stein ist regelrecht reaktionär geworden. Mich macht | |
| das richtig fertig. | |
| Aber es ist nicht alles schlecht. Sie haben mal gesagt, Kinder seien heute | |
| ein besseres Publikum als früher. | |
| Sie werden insgesamt immer intelligenter. In Nachbereitungen von Stücken | |
| benutzen die Formulierungen, da schlackere ich mit den Ohren. Dass ich vor | |
| 60 Jahren so was hätte denken können, kann ich mir nicht vorstellen. Und | |
| sie lassen sich gut unterhalten. Neulich saßen zwei Kinder in „Linie 1”, | |
| was ja eigentlich ein Erwachsenenstück ist. Aber dann haben die an einer | |
| bestimmten Stelle als einzige so reagiert, dass ich dachte: Die verstehen | |
| mich. | |
| Was für eine Stelle war das? | |
| Da bin ich der „alte Arbeiter“, der einen exotischen Touristen anblafft, er | |
| solle seine Zigarette ausmachen. Das ist ein Slapstickspiel, das wir lange | |
| und mühsam erarbeitet haben und das ich selber sehr komisch finde. | |
| Erwachsene nehmen das oft einfach nur zur Kenntnis, aber diese Kinder, die | |
| haben unterm Tisch gelegen. Da habe ich Lust bekommen, endlich mal wieder | |
| vor Kindern zu spielen. Die sind so ein tolles Publikum. | |
| 14 Jan 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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