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# taz.de -- Reisen in die Türkei: „Angst ist kein Kündigungsgrund“
> Kann man nach Terror-Anschlägen eine gebuchte Reise stornieren? Wie gehen
> Reiseveranstalter damit um? Fragen an die Verantwortlichen der
> taz-Reisen.
Bild: Ein Besuch in Istanbul ist derzeit womöglich nicht mehr mit der gebotene…
taz: Frau Coldewey: Kann ich nach dem Anschlag in der Türkei jetzt noch
unbesorgt die Hagia Sofia in Istanbul besuchen?
Gaby Coldewey: Im Prinzip ja. Wenn Sie aber ein ängstlicher Mensch sind und
sich schon im Vorfeld Sorgen machen, werden Sie es nicht mehr unbesorgt
tun. Und damit kommen Sie sicher um den Genuss, den Sie sonst von dem
Besuch hätten.
Wie soll ich mich als Touristin dort jetzt verhalten?
Nicht anders als vorher. Generell ist es ratsam – und nicht erst nach den
Anschlägen vom 12. Januar –, sich vor einer Reise die Reisewarnungen des
Auswärtigen Amtes im Internet anzusehen, die nach solchen Anschlägen
aktualisiert werden. In Istanbul – aber nicht nur dort – gilt, dass man
Menschenansammlungen auf großen Plätzen und vor touristischen
Sehenswürdigkeiten meiden und auch nicht an Demonstrationen teilnehmen
sollte. Auch nicht als Zuschauer.
Gibt es in der Türkei andere Gebiete, in denen besondere Vorsicht angesagt
ist?
Auch hier ist das Auswärtige Amt eine sinnvolle Quelle: „Von Reisen in das
Grenzgebiet der Türkei zu Syrien und Irak, insbesondere in die Städte
Diyarbakır, Mardin, Cizre, Silopi und Nusaybin sowie generell in die
Provinzen Şırnak und Hakkâri wird dringend abgeraten.“
Kann ich einen schon gebuchten Urlaub stornieren, wenn ich Angst habe?
Ja, Sie werden aber kein Geld zurückbekommen. Es sei denn, Sie haben einen
sehr kulanten Reiseveranstalter. Angst ist kein Kündigungsgrund, sondern
eine persönliche Sache. Nur, wenn das Auswärtige Amt wirklich aus aktuellem
Anlass vor Reisezielen warnt, können Sie auch Ihr Geld zurück verlangen.
Aber auch dann nur, wenn die Warnung nicht schon bei Buchungsabschluss
bestanden hat. Auch Ihre Reiseversicherung wird Ihnen die Kosten nicht
zurück erstatten, es sei denn, Ihr Arzt bescheinigt Ihnen eine Krankheit –
etwa eine posttraumatische Störung oder eine andere Angsterkrankung.
Sie haben schon mehrfach taz-Reisen in die kurdischen Gebiete abgesagt. Wie
war es da?
2014 fanden kurz vor der geplanten Reise die Kämpfe um Kobani statt. Einige
Orte unserer Reise lagen dort relativ nahe, die Situation war zunächst
unübersichtlich. Wir haben uns dann relativ kurz vor Reisestart
entschlossen, die Reise aus Sicherheitsgründen abzusagen. Da es keine
offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gab, sind der
Reiseveranstalter und wir dann auf den Kosten sitzen geblieben. Um dies zu
vermeiden, haben wir die Reise im letzten Jahr schon deutlich früher
abgesagt, so dass für uns keine Kosten angefallen sind und wir natürlich
auch die bereits bezahlten Gelder wieder an die Kunden zurück gezahlt
haben.
Was für Erfahrungen haben Sie mit anderen Ländern gemacht, in denen es
Anschläge gab?
Sicherlich haben Touristen bei Reisen in arabische Länder eher Sorgen als
etwa bei Reisen nach Paris, London oder Madrid. Die Ereignisse in Ägypten
haben dazu geführt, dass es bei unseren Kairo-Reisen keine Buchungen mehr
gab. Wir haben sie deshalb aus dem Programm gestrichen. Auch die Nachfrage
nach Tunesien ist nach dem Anschlag im Bardo-Museum deutlich gesunken, so
dass wir diese Reise in diesem Jahr nur noch mit einem und nicht wie bisher
mit zwei Terminen anbieten.
Gibt es ein Ziel, das Sie derzeit aus Sicherheitsgründen nicht bereisen
würden?
Ja. Ich würde weder in den Irak noch in den Jemen, nach Libyen oder in
andere Kriegs- und Bürgerkriegsgebiete reisen.
13 Jan 2016
## AUTOREN
Beate Willms
## TAGS
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