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# taz.de -- Pleite für Fleisch-Vertriebsgesellschaft: Kein frohes Neujahr für…
> Eine Vertriebsgesellschaft des Tierschutzsiegels „Neuland“ ist pleite.
> Ein Nachfolger übernimmt Montag unter neuem Namen die Geschäfte.
Bild: Fleisch macht manchmal hungrig – und manchmal pleite
BERLIN taz | Für Neuland Nord gibt es keine Zukunft mehr: Die
Vertriebsgesellschaft mit dem Tierschutzsiegel „Neuland“ im
niedersächsischen Bad Bevensen wurde zum Ende des Jahres geschlossen. Damit
hat die wichtigste der Neuland-Firmen etwa ein halbes Jahr nach Eröffnung
des Insolvenzverfahrens dichtgemacht. Den Vertrieb von Neuland-Fleisch im
Norden will ab dem heutigen Montag eine neue Firma namens „Artgemäß“
weiterführen.
„Eine ganze Reihe von Gründen“ hätten dazu geführt, dass potenzielle
Investoren das Geschäft nicht hätten übernehmen wollen, sagt
Insolvenzverwalter Johannes Zimmermann. Unter anderem sei die Belegschaft
zu groß gewesen, einen Geschäftsführer gab es bereits nicht mehr. Auch
hätten die zu erwartenden Umsätze den Interessenten nicht gereicht.
Das Neuland-Siegel ist nicht gleichbedeutend mit Bio, aber es kennzeichnet
Fleisch aus einer relativ tiergerechten Haltung. So schreiben die
Richtlinien etwa vor, dass die Landwirte ihren Tieren Auslauf gewähren und
ihnen mehr Platz einräumen müssen, als konventionelle Bauern dies für
gewöhnlich tun. Der deutsche Tierschutzbund, der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL) sind Trägerverbände des Neuland-Vereins.
Das dürfte einen Anteil daran haben, dass das Siegel eine gewisse Bedeutung
erlangt hat – obwohl sein Marktanteil wohl deutlich unter ein Prozent
liegt. Doch in den vergangenen zwei Jahren hatte der Ruf von „Neuland“
unter einem Betrugsskandal gelitten: Konventionelles Fleisch war für einen
höheren Preis mit dem Neuland-Siegel verkauft worden. „Krisenursächlich“
sei zudem die Pleite eines Kunden in Berlin gewesen, sagt Bastian Ehrhardt,
früher Aufsichtsratvorsitzender von Neuland Nord.
Zusammen mit Martin Schulz, der noch bis kurz vor Weihnachten
Neuland-Vereinsvorsitzender war, führt er nun die Geschäfte von Artgemäß.
Das Unternehmen will nach Neuland-Richtlinien mit den verbliebenen
Landwirten und Geschäftspartnern zusammenarbeiten. Eine eigene Schlachtung
und Zerlegung wie bei Neuland Nord gebe es bei Artgemäß aber nicht, die
Wurstproduktion werde teilweise ausgelagert, sagt Ehrhardt.
Neuland Nord war die größte der drei Neuland-Vertriebsfirmen. Laut Ehrhardt
belief sich der Umsatz 2015 auf etwa 7,5 Millionen Euro. Mit ihren rund 110
angegliederten landwirtschaftlichen Betrieben sei die Firma Neuland Nord
„von großer Wichtigkeit“ für den Neuland-Verein, ließ dieser noch im Juli
wissen. Zum Vergleich: Neuland West arbeitet nach eigenen Angaben mit etwa
50 Höfen zusammen.
4 Jan 2016
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
Tierschutz-Label
Fleischindustrie
Fleisch
Konsum
Ernährung
Massentierhaltung
Betrug
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