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# taz.de -- Nach Schießerei in San Bernardino: Trump will Muslime aussperren
> Kein Muslim soll mehr in die USA einreisen dürfen, fordert Donald Trump.
> Er beruft sich auf eine unwissenschaftliche Umfrage. Zahlreiche
> Republikaner distanzieren sich.
Bild: Das ist selbst für ihn starker Tobak: Donald Trump.
Washington dpa/taz | Neuer Paukenschlag von Donald Trump: Mit seiner
Forderung eines kompletten Einreiseverbots für Muslime in die USA löste der
republikanische Präsidentschaftsbewerber heftige Reaktionen in allen
politischen Lagern aus.
Trump begründete seine radikale Forderung am Montag (Ortszeit) in einer
Mitteilung mit einer Umfrage. Darin habe eine große Zahl der befragten
Muslime Gewalt gegen Amerikaner in den USA bejaht, weil sie Teil des
globalen Dschihad (Heiliger Krieg) sei.
Die Umfrage wurde angeblich im Frühsommer 2015 unter 600 Menschen gemacht.
Eine entsprechende Mitteilung des befragenden Instituts soll vom 23. Juni
stammen. Laut dem Online-Magazin The Intercept handele es sich dabei jedoch
um eine [1][unwissenschaftliche Umfrage, die jeder statistischen Validität
entbehre].
Die Repräsentanten des Landes müssten nun klären, was eigentlich los sei,
erklärte Trump. „Wir müssen herausfinden, woher all dieser Hass kommt.“
## Nach San Bernardino
Trumps Forderung kommt wenige Tage nach einer mutmaßlichen Terrorattacke im
kalifornischen San Bernardino, bei der 14 Menschen erschossen wurden. Die
beiden Täter, die kurz darauf von der Polizei erschossen wurden, waren
Muslime. Die beteiligte Frau hatte vor der Attacke der Terrormiliz
„Islamischer Staat“ (IS) die Treue geschworen. Der Anschlag löste in den
USA große Unruhe aus.
Trump erklärte: „Solange wir dieses Problem und die damit verbundenen
Gefahren nicht verstehen, darf unser Land kein Opfer der Attacken von
Leuten werden, die an den Dschihad glauben.“
Das Weiße Haus erklärte, Trumps Forderung sei vollkommen konträr zu den
Werten der USA. Ben Rhodes, stellvertretender nationaler Sicherheitsberater
des Präsidenten, sagte CNN: „Wir haben die Anerkennung der
Religionsfreiheit in unserer Verfassung.“
## Ideologischer Konflikt
Einer der größten Muslimverbände der USA sieht die religiöse Freiheit des
Landes durch das politische Klima bedroht. „Der Islamische Staat versucht
doch, die religiöse Freiheit in den USA zu unterminieren, und viele
Politiker springen im Wahlkampf kleingeistig auf diesen Zug auf“, sagte
Nihad Awad, Präsident des Council on American-Islamic Relations (CAIR), der
Deutschen Presse-Agentur in Washington.
„Manche Kandidaten spielen dem IS unmittelbar in die Hände, ob willentlich
oder wissentlich, sie tun es. Sie spalten Amerika, anstatt es zu vereinen“,
sagte Awad. Es gäbe aber tatsächlich gar keinen religiösen Konflikt in den
USA, sondern einen ideologischen. „Die USA sollten sich vor Ignoranz
fürchten, nicht vor Muslimen“, sagte Awad.
Applaus bekam Trump dagegen von der reichweitenstärksten US-amerikanischen
Neo-Nazi-Website. Sie sprach im Zusammenhang mit seinem Statement vom
„glorreichen Führer“.
Mit extremen Äußerungen hat Trump schon oft für wütenden Protest gesorgt.
Auf die guten Umfragewerte des Unternehmers hatte das bisher keinen
Einfluss. Das republikanische Bewerberfeld führt Trump insgesamt klar an.
Allerdings wurden am Montag Umfragen bekannt, nach denen Trump im wichtigen
Vorwahlstaat Iowa seine Spitzenposition erstmals an den texanischen Senator
Ted Cruz abtreten musste.
## Stimmen der Mitbewerber
Selbst die republikanische Mitbewerber rückten mit zum Teil harschen Worten
von Trumps Statement ab. Es gab von keinem Kandidaten Zustimmung.
– Ted Cruz (Senator, Texas): „Das ist nicht meine Politik.“
– Marco Rubio (Senator, Florida): „Ich stimme Donald Trumps Vorschlag nicht
zu. Seine Art, haarsträubende und beleidigende Statements abzugeben, wird
die Amerikaner nicht zusammenbringen.“
– Ben Carson (ehemaliger Chirurg): „Jeder, der unser Land besucht, sollte
währenddessen registriert und beobachtet werden. Wir dürfen aber nicht
dafür stimmen, jemanden wegen seiner Religion zu selektieren.“
– Jeb Bush (Ex-Gouverneur, Florida): „Trump ist komplett verwirrt. Seine
„politischen“ Versprechen sind unglaubwürdig.“
– Carly Fiorina (frühere CEO Hewlett Packard) zu NBC: „Eine gefährliche
Überreaktion. Trump spielt immer mit den schlimmsten Instinkten und
Ängsten.“
– Lindsey Graham (Senator, South-Carolina) auf Twitter: „Jeder
republikanische Bewerber muss das einzig Richtige tun und Trumps Statement
verdammen.“
– John Kasich (Gouverneur, Ohio) auf Twitter: „“Das offenbart einmal mehr
die skandalöse Spaltung, die jeden seiner (Trumps) Atemzüge kennzeichnet.“
Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton auf Twitter:
„Skandalös, verwerflich, spalterisch. Trump, Du begreifst es nicht.“
– Mitbewerber Bernie Sanders twitterte: „Die USA sind ein starkes Land, in
dem wir zusammenstehen. Wir sind schwach, wenn wir Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit erlauben, uns zu teilen.“
– Mitbewerber Martin O‘Malley auf Twitter: „“Donald Trump beseitigt alle
Zweifel – er kandidiert als ein faschistischer Demagoge.“
8 Dec 2015
## LINKS
[1] https://theintercept.com/2015/12/07/trump-cites-unscientific-poll-from-frin…
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