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# taz.de -- Kolumne Gefühlte Temperatur: Zwischen Erdnüssen und Gewehren
> Bevor JournalistInnen in die Hallen des Klimagipfels in Paris dürfen,
> müssen sie erst an den Kontrollen vorbei. Da sieht man allerhand.
Bild: Die COP21 findet auf dem Messegelände Paris-le Bourget statt.
Im Folgenden lesen Sie Schnee von vorgestern, aber das macht nichts, denn
der Text wird zumindest zeitweise lustig. Gestern hat sich tout le monde
politique ein Stelldichein- und Fotografiermich-Rendezvous auf dem
Messegelände in Le Bourget gegeben. Am Sonntagabend hieß es als
Journalistin erst mal einchecken und sich akkreditieren beim Gipfel, kurz
COP, wie er hier nur heißt.
Fahrt dazu in die eher prekäre nördliche Pariser Vorstadt per Metrolinie
Nummer 7. In Fort d’Aubervilliers wartet schräg gegenüber dem Café Casanova
und vor einem dramatischen Sonnenuntergang die Gratis-Navette, der
Shuttlebus, nach Le Bourget.
Hinter einer leicht zu umgehenden Absperrung erwerbe ich von einem
vermummten Männchen warme Erdnüsse aus einem Einkaufswagen, dann fühle ich
mich auch schon umsorgt und sicher, denn mindestens fünf Bedienstete der
Pariser Verkehrsbetriebe, die von einem herumstehenden Capo beaufsichtigt
werden, weisen mir den Weg zum Bus.
## Bananen und Sturmgewehre
In zehn Minuten zuckelt es sich vorbei an Nagelstudios und der Bar L’Avenir
(Zukunft), vorbei an riesigen LCD-Reklamen, die Bananen das Kilo zu 1,19
Euro preisen, hin zum Eisentor des Gipfels, das unserer Navette von
Sturmgewehr-Gendarmerie geöffnet wird. Direkt vor dem Tor darf einfach ein
Taxi umständlich ausladen – interessant.
„Le Bourget welcomes you!“ steht auf einem großen Schild, als wir
aussteigen – nichts wie hinein also in die hoffentlich umweltfreundlich
extra für den Gipfel renovierten Hallen. Dort muss wie beim Fliegen
Mitgebrachtes durch die Durchleuchtungsmaschinen, bedient von
UN-Security-Personal in staatstragenden Uniformen. Mehr als Handgepäck ist
laut Infozettel nicht erlaubt – wie die beiden Griechen hinter mir mit zwei
riesigen Topfpflanzen einchecken dürfen, bleibt mir schleierhaft, aber es
geht.
Mein Durchleuchter heißt Charly, spricht Ami-Slang und ich darf Cola mit
zum COP nehmen. „Please drink this“, meint er, „then your drink is ok.“
Also nippe ich wie eine Vorkosterin an meiner Cola. Da ich nicht sofort tot
umfalle, darf ich mich bei der Italienerin Alexandra akkreditieren. Bin
drin!
Der Wind pfeift auf der Champs Élysées, einem ungemütlichen Durchgang, von
dem es zu den einzelnen Hallen abgeht. Hoffentlich überstehen die wie
traurige Bierzelte wirkenden Gebäude den Gipfel. Links und rechts der
Champs Elysées halten sich riesige Tiere der Arche Noah aus Plastik (!) auf
– eine Kunstinstallation, die sich Frankreichs Umweltministerin Ségolène
Royal gewünscht hat. Richtig traurig wird es am Ende der Meile. Dort steht
ein flackernder Mini-Eiffelturm aus Bistrostühlen. Die sind blutrot.
1 Dec 2015
## AUTOREN
Harriet Wolff
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