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# taz.de -- Promis auf der Klimakonferenz: Die schrägste Stube von Paris
> Zwei große Climate Change-Konzerte finden am Wochenende statt. Davor gibt
> es erstmal ein Tête-à-Tête mit Patti Smith, Naomi Klein und Co.
Bild: Patti Smith, Bassist Michael ‚Flea‘ Balzary und Thom Yorke bei einem …
Paris taz | „Rockröhre“ – das Wort, der Klang! No-Go. Ausnahme: Wenn die
Allroundkünstlerin Patti Smith ungefähr 87 Zentimeter entfernt von einem
sitzt und einen wunderbar schielend, sympathisch gar nicht verpeilt, aber
so tuend als ob, und mit einer sehr kratzigen Stimme fixiert.
Patti Smith trommelt an diesem sonnigen Nachmittag für die Climate
Change-Konzerte und Pathway to Paris, einem internationalen Kollektiv von
Kreativen, das sich Gehör verschafft auf dem Klimagipfel.
Die 68-Jährige trommelt wahrscheinlich auch deshalb für das Event und „our
environment“, weil ihre Tochter, die Komponistin Jesse Paris Smith, eine
der Gründerin von Pathway to Paris ist. Jesse trägt Turnschuhe und ein
schwarzes Oversizesweatshirt mit den Initialen JPS.
Letzere sind wuchtig aufgestickt und darüber vergißt man während der
Pressekonferenz zweierlei zu fragen: Erstens, ob es unter Umständen
anstrengend ist, die Tochter von Patti Smith zu sein. Und zweitens, ob ihr
Mittelname Paris eine aktuelle Hommage ist oder ob sie just hier von ihrer
Mutter und ihrem Erzeuger gezeugt wurde. Aber so was fragt man eigentlich
nicht auf Pressekonferenzen. Weder die Mutter noch die Tochter.
## Naomi Klein und Red Hot Chili Peppers
Allerdings ist dieser Termin hier allein schon der Raumgröße wegen intim.
Im ersten Stock des Cafés Le Petit Trianon, zu Füßen der Basilika
Sacré-Coeur und dem wuseligen
Salafisten-Büstenhalter-Transvestiten-Boulevard de Rochechouart, drängeln
sich auf gefühlt 18,5 Quadratmeter ungefähr 25 Journalisten und
Kameraleute, um einen Blick nicht nur auf Patti samt Tochter zu werfen,
sondern auch auf die kapitalismuskritische Bestseller-Autorin Naomi Klein,
den tiefenentspannten australo-tibetischen Musiker Tenzin Choegyal und
Flea, den Bassisten der Red Hot Chili Peppers. Dessen Minitattoos auf den
Fingerkuppen sind schlicht beeindruckend.
Alle Promis, zusammengepfercht an Bistrotischen, dürfen vor den Fragen der
Journaille ein Sprüchlein aufsagen, worum es ihnen persönlich beim Thema
Klima geht. Naturellement kommen Sätze wie „Lassen wir die Liebe über den
Kommerz regieren.“ (yeah, Flea!) oder „Ich versuche aufzuräumen, bevor
Mutter Natur mich am Wickel hat.“ (yeah, yeah, Patti Smith!) platt daher.
Doch weitergedacht, sind es just solche Platitüden von Künstlern aller
Genres, von Stars, die bei der breiten Masse ein Umdenken pro Klimaschutz
auslösen können.
## Unilever als Sponsor
Jüngere Promis, die bei den Climate Change-Konzerten bis auf den
kongolesischen Musiker Fally Ipupa fehlen, schaden dabei sicher auch nicht.
Staatsfrauisch wirkt in der Hinterzimmerstube Naomi Klein, die auf den
Konzerten sprechen wird. Die Kanadierin, deren Fönfrisur hübsch gefönt ist,
und die so wirkt, als sei sie just der Fotografie eines
Highschool-Yearbooks entstiegen, um die Welt zu retten, fordert
„Energie-Demokratie“, denn: „Der Markt wird die Klimakrise nicht lösen, …
Markt will schnellen Profit.“
Für Rückfragen bleibt plötzlich keine Zeit mehr, die Luft ist ordentlich
schlecht geworden im Kabuff. Als ein Kollege noch nachhaken will, warum der
Unilever-Ableger Ben&Jerry’s, Sponsor ist von Pathway to Paris, kriegt er
nur eine kurze, sarkastische Antwort ab. Sie stammt vom Umweltaktivist und
Autor Bill McKibben, dem unangenehm chefig wirkenden [1][Chef von 350.org],
einer weltweiten US-Graswurzelbewegung für den Klimaschutz. „Ich esse die
Eiscreme von Ben and Jerry’s regelmäßig.“ Bon appétit à tous!
5 Dec 2015
## LINKS
[1] http://350.org/
## AUTOREN
Harriet Wolff
## TAGS
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