# taz.de -- Energiewende im Norden: Wedel wärmt weiter | |
> Kein Gaskraftwerk als Ersatz für den Kohlemeiler an der Elbe. Hamburger | |
> Senat und Vattenfall setzen Investitionsentscheidung aus und prüfen | |
> Alternativen | |
Bild: Wird noch jahrelang Klima und Wohnungen aufheizen: Der Kohlemeiler Wedel … | |
HAMBURG taz | Ein neues Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GUD) im | |
schleswig-holsteinischen Wedel wird vorerst nicht gebaut. Das wird nach | |
Informationen der taz der Aufsichtsrat der Vattenfall Wärme GmbH am | |
heutigen Dienstagnachmittag beschließen. Darauf haben sich am gestrigen | |
Montag die Spitzen von Senat und Vattenfall verständigt. An der Sitzung im | |
Hamburger Rathaus nahmen Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Umweltsenator | |
Jens Kerstan (Grüne), der Chef von Vattenfall Europe, Tuomo Hataka, und der | |
Hamburger Vattenfall-Chef Pieter Wasmuth teil. | |
Demnach soll eine Entscheidung über die Investitionen von etwa 450 | |
Millionen Euro für ein solches Kraftwerk um etwa ein Jahr verschoben | |
werden. Ein Grund ist, dass der Bund die Förderungsbedingungen für die | |
Kraft-Wärme-Kopplung Anfang nächsten Jahres ändern will. Wie die Reform | |
genau aussieht, ist ausschlaggebend für die Frage, ob sich ein neues | |
GUD-Kraftwerk überhaupt wirtschaftlich betreiben ließe. | |
Auf der anderen Seite bedeutet die Vertagung, dass das fast 60 Jahre alte | |
Kohlekraftwerk Wedel noch weitere Jahre in Betrieb sein muss, um etwa | |
180.000 Haushalte im Hamburger Westen mit Fernwärme zu versorgen. | |
Ursprünglich sollte es bereits Ende nächsten Jahres durch ein modernes | |
GUD-Kraftwerk ersetzt werden. Nun dürfte es bis mindestens 2021 | |
Kohlendioxid ausstoßen. Grundlage ist jedoch, dass Vattenfall den betagten | |
Meiler so ertüchtigt, dass er noch ein paar Jahre funktioniert und die ab | |
2017 geltenden schärferen Grenzwerte für Schadstoffemissionen einhält. Um | |
die 70 Millionen Euro, so raunt es aus dem Rathaus, dürfte das wohl kosten. | |
Nach dem Hamburger Volksentscheid über die Rekommunalisierung der | |
Energienetze von 2013 hat Hamburg mit 25,1 Prozent eine Sperrminorität an | |
der Fernwärme-Gesellschaft, Vattenfall hält 74,9 Prozent. 2019 soll sie | |
vollständig in den Besitz der Stadt übergehen. Bis dahin müssen wichtige | |
Entscheidungen von Stadt und Konzern einvernehmlich getroffen werden – und | |
der Ersatz für Wedel ist eine energiepolitische Grundsatzentscheidung für | |
die nächsten 40 Jahre. | |
Deshalb werden hinter den Kulissen verschiedene Szenarien zur künftigen | |
Wärmeversorgung diskutiert. Als Alternative wird die Nutzung von | |
Industrieabwärme von der Kupferhütte Aurubis und der Müllverbrennungsanlage | |
Rugenberger Damm erwogen sowie ein Ausbau des Heizkraftwerks Haferweg in | |
Eimsbüttel, auch ein Biomassekraftwerk neben dem Volksparkstadion ist | |
Bestandteil des Gedanken-Puzzles. | |
Der Umweltverband BUND, vor zwei Jahren Mitinitiator des erfolgreichen | |
Volksentscheides, erteilte vor der Aufsichtsratssitzung einem GUD-Kraftwerk | |
eine Absage. Es gebe ausreichend Möglichkeiten, „den Einstieg in die | |
erneuerbare Wärme zu schaffen“, so Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch: „Die | |
klimafreundliche Trendwende ist bis 2019 möglich.“ | |
7 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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