# taz.de -- Ärger im Abgeordnetenhaus: Henkel unter Druck aus der CDU | |
> In der Unionsfraktion gibt es Ärger über den Innensenator: Der ducke sich | |
> weg. Und zwei Parlamentarier zweifeln gar, ob Henkel 2016 wieder | |
> Spitzenkandidat sein soll. | |
Bild: Für manche spricht er zu selten Klartext: In der CDU-Fraktion gab es jet… | |
Er fehlte im Parlament bei der Regierungserklärung, er war bei der | |
folgenden Senatssitzung nicht dabei. Als Frank Henkel, der Innensenator und | |
CDU-Landesvorsitzende, am Dienstag auch bei der Fraktionssitzung der | |
Christdemokraten nicht auftauchte, reichte es einigen Abgeordneten. | |
Wortreich machten sie ihrem Ärger über den Mann Luft, der sie 2016 wieder | |
in die Abgeordnetenhauswahl führen soll. Henkel ducke sich weg, hieß es. | |
Die Parlamentarier Stefan Schlede und Kurt Wansner bezweifelten nach | |
Teilnehmerangaben offen, ob Henkel der richtige Spitzenkandidat ist. | |
Schon im Sommer war in der CDU zu hören, man sei unzufrieden mit Henkel. | |
Der sei als Innensenator nicht aktiv genug und gehe Konflikten mit der SPD | |
aus dem Weg. Auch da hieß es bereits: Der duckt sich weg. Als Alternative | |
wurde der in der Partei sehr populäre Generalsekretär Kai Wegner genannt. | |
Ausgerechnet Wegner war es, der Henkel schon im März de facto zum erneuten | |
Spitzenkandidaten ausgerufen hatte. | |
Die Kritik flammte nun erneut auf, weil Henkel bei gleich mehreren | |
wichtigen Terminen fehlte. Mehrere CDU-Abgeordnete mochten nicht verstehen, | |
warum er eine Sportministerkonferenz in Köln der Parlamentssitzung vorzog, | |
für die Regierungschef Müller zwei Tage zuvor eine Regierungserklärung | |
angekündigt hatte. Dass Müller sich dabei nicht in Lobeshymnen über die CDU | |
ergehen würde, war absehbar. So aber musste Sozialsenator Mario Czaja | |
Müllers Rede, die viele als Rücktrittsaufforderung verstanden, ohne | |
Rückendeckung seines Parteichefs über sich ergehen lassen. | |
Aus der Fraktion ist zu hören, man hätte von Henkel zumindest als Reaktion | |
erwartet, bei der folgenden Senatssitzung auf den Tisch zu hauen. Doch auch | |
dafür ließ sich der Innensenator entschuldigen – dem Vernehmen nach, um | |
sich um sein erkranktes Kind zu kümmern. | |
Die Fraktionsführung wiegelte ab: Jeder habe das Recht, seine Meinung zu | |
äußern. Offiziell hieß es von Pressesprecher Michael Thiedemann, man tage | |
nichtöffentlich und kommentiere darum keinerlei Aussagen der | |
Fraktionsmitglieder. Zudem bemühte man sich, die Kritik an einer | |
Spitzenkandidatur Henkels als Einzelmeinung notorischer Quertreiber | |
abzutun. Tatsächlich gelten der Zehlendorfer Schlede und der Kreuzberger | |
Wansner nicht als die ausgleichendsten Figuren in der Fraktion. Doch eine | |
solche Attacke auf den Parteichef war bislang auch von ihnen nicht bekannt | |
geworden. Wansner selbst mochte sich gegenüber der taz zu der | |
Fraktionssitzung nicht äußern. | |
Nur wenige Stunden nach der Fraktionsdiskussion kursierte am Landesamt für | |
Gesundheit und Soziales das Gerücht, Czaja solle anstelle von Henkel | |
Spitzenkandidat werden. Das bestätigte sich am Mittwoch allerdings nicht. | |
Offiziell nominiert die CDU ihren Spitzenmann für die Abgeordnetenhauswahl | |
bei einem Parteitag im Frühjahr. Eine Spitzenfrau ist nicht absehbar: Von | |
Bundeskulturministerin Monika Grütters, Henkels erster Stellvertreterin in | |
der Berliner CDU, heißt es, ihr gefalle ihr jetziger Job zu sehr, um sich | |
in eine aussichtslose Spitzenkandidatur zu stürzen und als | |
Oppositionsführerin ins Abgeordnetenhaus zurückzukehren. | |
Bereits am kommenden Wochenende geht der CDU-Landesvorstand in eine schon | |
länger geplante Klausurtagung in Neuruppin, um das Wahljahr vorzubereiten. | |
Die Diskussionen in der Fraktion dürften sich dort dem Vernehmen nach | |
fortsetzen. Wansner zumindest ist als Chef der Kreuzberger CDU mit dabei. | |
25 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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