| # taz.de -- Mobilfunktarife für MigrantInnen: Kleingedrucktes nur auf Deutsch | |
| > Ethnomobilfunkanbieter locken MigrantInnen mit Angeboten in deren | |
| > Muttersprachen. Bei Beschwerden nehmen sie das nicht so ernst. | |
| Bild: Ethnomobilfunkanbieter bedienen sich Tricks | |
| Berlin taz | Sie werben mit Popstars und Promis aus den jeweiligen | |
| Communities, die Angebote gibt es online auf türkisch, polnisch oder | |
| russisch. Ethnomobilfunkanbieter sprechen gezielt MigrantInnen in | |
| Deutschland an, die Kontakt zu FreundInnen, GeschäftspartnerInnen und | |
| Familie in ihren Herkunftsländern haben. [1][Mobilka] etwa für Russland | |
| oder [2][Ay Yildiz] für die Türkei. | |
| Wenn es dann aber zum Kundenservice oder den allgemeinen | |
| Geschäftsbedingungen kommt, nehmen die Firmen ihre Transnationalität nicht | |
| mehr so ernst – zu Lasten der VerbraucherInnen, besagt eine Studie der | |
| Verbraucherzentralen Berlin, Hamburg und Bremen. | |
| Sie haben über 2000 der rund 6,2 Millionen Menschen mit türkischem oder | |
| russischen Migrationshintergrund zu ihren Beschwerden im Mobilfunk befragt. | |
| 1,3 Millionen von ihnen nutzen einen Ethnomobilfunktarif. | |
| „Die Firmen bieten AGBs und Preislisten nur auf Deutsch an, diese enthalten | |
| aber oft elementare Informationen für die VerbraucherInnen“, sagte Čiçek | |
| Bacik, Leiterin des Projekts [3][“Migranten und Verbraucherschutz in | |
| digitalen Märkten“] der Verbraucherzentrale Berlin. Sie fordert deshalb, | |
| dass die Dokumente, die wichtig für einen Vertragsschluss sind, auch auf | |
| den Werbesprachen zur Verfügung stehen. | |
| ## Keine Dokumentation von Beschwerden | |
| Die Studie besagt auch, dass die Mobilfunkanbieter Beschwerden von | |
| MigrantInnen oft übergehen. Rund 70 Prozent der Befragten beschweren sich | |
| telefonisch bei den Unternehmen. Da das nicht dokumentiert wird, behaupten | |
| Firmen häufig, dass die Beschwerden nie eingegangen wären. | |
| „Viele MigrantInnen berichten uns, dass das Servicepersonal zwar die | |
| jeweilige Landessprache spricht, oft aber über zu wenig Fachwissen | |
| verfügt,“ ergänzt Bacik. Es gäbe zwar kompetentes Personal, dieses spräche | |
| aber dann häufig nur deutsch. | |
| Ethnomobilfunkanbieter bedienen sich auch der Tricks, die Anbieter für den | |
| Raum Deutschland immer wieder verwenden, sagt die Verbraucherzentrale | |
| Berlin. So hätten Mobilka und Star Rossija mit Angeboten für Gespräche nach | |
| Russland für 1ct/min geworben. Dass für jede Verbindung zusätzlich 15ct | |
| berechnet wurden stand auf einer schwer zugänglichen – deutschen – | |
| Preisliste. | |
| Ay Yildiz warb für günstige Roaminggebühren in der Türkei – aber nur dann, | |
| wenn mindestens ein Anruf pro Monat in das deutsche E-Plus-Netz ging und | |
| auch nicht bei Aufenthalten von mehr als einem Monat. Die | |
| Zusatzinformationen standen auch hier nur in den deutschen Preislisten. | |
| Die Verbraucherzentrale Berlin hat Ay Yildiz deshalb erfolgreich abgemahnt. | |
| „Uns ist es wichtig, dass die Rechtsvorschriften für alle VerbraucherInnen | |
| in Deutschland eingehalten werden,“ sagte Eva Bell, Leiterin der | |
| Verbraucherzentrale Berlin. „Egal, welche Sprache sie sprechen.“ | |
| 13 Nov 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.mobilka.de/ | |
| [2] https://www.ayyildiz.de/ | |
| [3] https://www.verbraucherzentrale-berlin.de/migranten-und-verbraucherschutz | |
| ## AUTOREN | |
| Jonas Seufert | |
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