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# taz.de -- Kommentar DFB-Krise: Einfach wegtreten!
> Der Deutsche Fußballbund will eine Ethikkommission einsetzen. Zu einer
> demokratischen Organisation wird er deshalb noch lange nicht.
Bild: Undemokratische Trutzburg: die DFB-Zentrale in Frankfurt am Main
Die mögen Stimmen kaufen, die Steuer bescheißen und sich untereinander
anlügen, bis der Plastiksitz in der VIP-Loge Risse kriegt. Aber eins eint
alle Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes: die Überzeugung, dass ihr
Haufen grunddemokratisch strukturiert ist. „Teilung der Gewalten in
Legislative, Exekutive und Judikative ist der höchste Grundsatz eines
demokratischen Staatswesens“, [1][gemeinschaftskundelt der DFB auf seiner
Website] und attestiert sich, so sei es beim ihm doch auch.
Tja, wenn sie’s sogar selbst sagen. Diese sich wie ein Parlament
vorkommende Funktionärszusammenballung will sich nun ein, wie es hübsch
heißt, „eigenes Ethik-Reglement“ geben und eine entsprechende Kommission
installieren.
Die Herren scheinen so in die Ecke gedrängt zu sein, dass sie gar nicht
merken, wie sehr sie sich in Widersprüchen verheddern: Wenn sie nun eine
nicht demokratisch legitimierte Institution mit allerdings super Namen
(Ethik!) installieren, schaffen sie eine Instanz über ihrem gewählten
Präsidenten.
Ethikpäpste zu berufen bedeutet: Die bislang von „Gewaltenteilung“
schwadronierenden DFB-Funktionäre müssen zugeben, dass ihre Ämter nicht mal
allersimpelster demokratischer Kontrolle unterliegen. Sondern dass es um
anderes geht: Zentrale Aufgabe der Präsidentschaft Niersbach, so dachten es
sich seine Ins-Amt-Hiever, sollte es sein, die Kickerei, die von Vorgänger
Theo Zwanziger in eine gefährlich demokratische Nähe zu
zivilgesellschaftlichen Initiativen – etwa gegen Homophobie, Rassismus oder
Antisemitismus – gebracht worden war, wieder zum unumstrittenen Selbstzweck
zu erheben. „So“, wurde kolportiert, soll Niersbach erster Satz einer von
ihm geleiteten Präsidiumssitzung gelautet haben, „jetzt wird endlich wieder
über Fußball geredet.“
Nein, auch Zwanziger, der Gerhard Mayer-Vorfelder stürzte, war nicht auf
eine Weise in sein Amt gekommen, die redlicherweise die Bezeichnung
„demokratisch“ verdient. Aber indem Zwanziger dafür stand, dass der Fußba…
auch Verantwortung für das übernahm, was er anrichtete, öffnete er ihn der
Gesellschaft.
Denken wir optimistisch: Die aktuelle Fußballkrise wird
Funktionärsgesichter wie das des Wolfgang „Wer war das noch mal“ wegspüle…
und der DFB, der das große Kulturgut Fußball verwaltet, ohne dass man ihm
das erlaubt hätte, wird künftig schwächer sein als je zuvor.
9 Nov 2015
## LINKS
[1] http://www.dfb.de/verbandsstruktur/praesidium/
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Deutscher Fußballbund (DFB)
Wolfgang Niersbach
Fußball-WM 2006
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Fußball
Antisemitismus
Wolfgang Niersbach
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Wolfgang Niersbach
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