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# taz.de -- Niersbach und die DFB-Krise: Der Netzwerker werkelt weiter
> Wolfgang Niersbach stellt sich am Montag dem Präsidium des Verbands. Der
> Mann möchte unbedingt im Amt bleiben – trotz allem.
Bild: Riesengaudi: DFB-Präsi Niersbach lacht mit Mainz-Präsi Strutz und die W…
Berlin taz | Er war wieder mal da. Wolfgang Niersbach hat sich gezeigt.
Beim Bundesligaspiel des FSV Mainz gegen den VfL Wolfsburg saß der
Präsident des Deutschen Fußball-Bundes auf der Tribüne. Im Gegensatz etwa
zu den suspendierten Präsidentenkollegen Sepp Blatter (Fifa) und Michel
Platini (Uefa), die sich von allen fußballerischen Aktivitäten fernhalten
müssen, ist es Niersbach gestattet, Fußballstadien zu betreten.
Er darf noch viel mehr. Am Dienstag wolle er zu einer Sitzung bei der Uefa
in die Schweiz reisen, kündigte er an. Und zum Länderspiel der
Männernationalmannschaft am Freitag in Paris werde er als Delegationsleiter
reisen. Er will also bleiben, was er ist: Präsident des DFB.
Die grafologischen Erkenntnisse des Nachrichtenmagazins Spiegel wollte er
nicht kommentieren. Das hatte in der Samstagausgabe ein Dokument
veröffentlicht, das nahelegt, dass Niersbach – entgegen seinen Beteuerungen
– eben doch schon lange gewusst haben muss, dass im Vorfeld der WM 2006
eine merkwürdige Überweisung an die Fifa geleistet werden sollte.
„Das vereinbarte Honorar für H.L.D.“, steht da in Niersbachs Handschrift
als Kommentar auf einem Brief der Fifa. In diesem teilt der Weltverband dem
WM-Organisationskomitee die Zahlungsmodalitäten für den „Beitrag
Kulturprogramm Fifa-Weltmeisterschaft Deutschland 2006“ mit. H.L.D. soll
dabei für Herrn Louis Dreyfus stehen, den ehemaligen Adidas-Chef.
## War Niersbach also doch involviert?
Der hatte den deutschen WM-Bewerbern das Geld geliehen und sich von
Oberbewerber Franz Beckenbauer einen Schuldschein unterschreiben lassen.
Demnach hätte Niersbach, 2004 Vizechef des Organisationskomitees, eben doch
etwas mit den geschäftlichen Abläufen rund um die WM zu tun gehabt, was er
immer wieder abgestritten hat.
Er wäre also in den Vorgang involviert, der zu den Ermittlungen der
hessischen Steuerfahnder geführt hat. Es wird wegen Steuerhinterziehung in
besonders schwerem Fall ermittelt. Längst wird auch diskutiert, ob dem DFB
für die betreffende Zeit die Gemeinnützigkeit aberkannt werden soll. Bei
der ganzen Angelegenheit handelt es sich auch in anderer Hinsicht um einen
besonders schweren Fall.
## Vor der Präsidiumssitzung
Am Montag nun will sich Niersbach dem Präsidium des DFB stellen, das zu
einer außerordentlichen Sitzung in Frankfurt zusammenkommt. Ob da die
entscheidenden Fragen gestellt werden, ist eine der spannenden Fragen. Bis
dato hat sich jedenfalls noch keiner aus der Funktionärskaste des DFB
gefunden, der Niersbach infrage gestellt hätte. Bezeichnend in dieser
Hinsicht ist da eine Äußerung des Mainzer Klub-Präsidenten Harald Strutz.
Der saß am Samstag neben Niersbach im Stadion und gab hernach zu Protokoll:
„Ich glaube, dass Wolfgang Niersbach der Mann ist, der dem deutschen
Fußball so viel durch sein Netzwerk bringt.“ Strutz gehört als
Vizepräsident des Ligaverbands DFL auch dem Präsidium des Deutschen
Fußballbundes an.
Der amtierende DFB-Boss ist immer noch von Freunden umzingelt. Auch der
Vizepräsident des DFB und Chef des Bayerischen Fußball-Verbands, Rainer
Koch, glaubt, dass Niersbach nicht infrage zu stellen ist, wenn er nur
selbst weiter an der Aufklärung der Millionenzahlung mitwirkt. Aber auch
darüber, wie die interne Untersuchung, die der DFB der Anwaltskanzlei
Freshfields übertragen hat, zu bewerten ist, sollte das Präsidium sich
unterhalten.
## Umstrittene Aufklärer
Wie der Spiegel berichtet, war es die Kanzlei Freshfields, die den wegen
Korruption von der Fifa lebenslang gesperrten Katarer Mohammed Bin Hammam
beraten hat, als dieser sich 2011 um das Präsidentenamt im internationalen
Fußballverband bewarb. Als Deutschland 2000 den Zuschlag für die WM 2006
erhielt, war Bin Hammam als Mitglied des Fifa-Exekutivkommitees einer
derjenigen, die für Deutschland als Gastgeberland gestimmt hatten. Es gibt
die Vermutung, wonach er es gewesen sein soll, der das Geld, das Dreyfus
Beckenbauer geliehen hat, entgegengenommen hat.
Es gibt also genug Redebedarf am Montag, an dem auch die Chefs der
Landesverbände einen Termin mit Niersbach haben. Rausschmeißen kann das
Präsidium den Präsidenten des Verbands laut Satzung übrigens nicht. Das
Heft des Handelns liegt einzig bei Niersbach. Der dürfte in diesen Tagen
auch ganz froh sein, dass es noch keine unabhängige Ethikkommission im DFB
gibt. Die soll Informationen der Welt zufolge demnächst eingerichtet
werden. Dann wäre der DFB endlich so gut, wie es die Fifa schon länger ist.
Immerhin.
9 Nov 2015
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Wolfgang Niersbach
Deutscher Fußballbund (DFB)
Fußball-WM 2006
Fußball
Fifa-Ethikkommission
Sepp Blatter
Franz Beckenbauer
Wolfgang Niersbach
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