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# taz.de -- Bildungspolitik in Baden-Württemberg: Grüne Jugend schockt Kretsc…
> Der Parteinachwuchs der Grünen in Baden-Württemberg will das Gymnasium
> abschaffen. Nicht nur die schwarz-gelbe Opposition ist empört.
Bild: Will im Wahlkampf nicht von allzu progressiven Ideen des Parteinachwuchs …
Stuttgart taz | Knapp sechs Monate vor der Landtagswahl in
Baden-Württemberg erschreckt die Grüne Jugend den grünen
Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit progressiven Ideen. Auf der
Landesmitgliederversammlung am vergangenen Wochenende fasste der
Parteinachwuchs den Beschluss, das Gymnasium langfristig zugunsten der
unter Grün-Rot eingeführten Gemeinschaftsschule abzuschaffen. „Wir wollen
wirklich eine Schule für alle“, sagte die Landessprecherin Lena Schwellig.
Nicht nur die schwarz-gelbe Landtagspposition ist empört.
Die Jugendorganisation will ihre Forderung im Dezember im
Landtagswahlprogramm der Grünen unterbringen. Ebenso wie eine
Kindergartenpflicht für Kinder ab drei Jahren. Damit steht sie allerdings
quer zum offiziellen Zweisäulenmodell der grün-roten Regierung. Im Rahmen
ihrer Bildungsreform soll das Gymnasium ausdrücklich neben der neu
eingeführten Gemeinschaftsschule erhalten bleiben.
Noch am Sonntag widersprach die Landesvorsitzende der Grünen, Thekla
Walker, denn auch der Forderung der Junggrünen: „Die Antwort ist ganz klar:
nein“, sagte Walker. Die Partei halte am Gymnasium fest. Und
SPD-Fraktionschef Claus Schmidel sagte, für so ein Vorhaben müssten sich
die Grünen einen neuen Koalitionspartner suchen.
Für die Opposition, die im Vorwahlkampf bisher wenige Themen setzen konnte,
ist der Vorstoß der jungen Grünen eine Vorlage: Union und FDP hatten sich
stets gegen die Gemeinschaftsschule ausgesprochen und der Regierung
unterstellt, das Gymnasium dadurch schleichend abschaffen zu wollen.
Jetzt fühlt sich CDU-Landeschef Thomas Strobl bestätigt: Die Grüne Jugend
spräche nur aus, was das wirkliche Ziel der „Bildungsideologen“ sei, sagte
er am Montag. Der Parteinachwuchs der Union kündigte sogar an, aus der
Landtagswahl eine „Volksabstimmung für das Gymnasium“ zu machen, falls
Kretschmann nicht schnell für Klarheit sorge.
## Kretschmann verteidigt das Gymnasium
Allerdings ist allerdings längst bekannt, was Kretschmann von den
Positionen der Grünen Jugend hält. Die Forderung, das Gymnasium
abzuschaffen, hat der Parteinachwuchs schon im Frühjahr gefasst und bei
einer öffentlichen Veranstaltung mit dem Ministerpräsidenten diskutiert.
Mit wenig Erfolg.
Kretschmann hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er bei
Bildungsreformen zu den Bremsern zählt. Mit Blick auf die Bilanz der
grün-roten Regierung hatte er im Oktober im Gespräch mit der taz erklärt:
„In der Bildungspolitik haben wir zu viel auf einmal getan. Das hat uns
sehr viele Probleme bereitet.“ Man müsse Lehrer und Eltern bei den Reformen
mitnehmen.
Gerade war über den Sommer etwas Ruhe in die Debatte über Schulformen und
den von rechtsprotestantischen Kreisen unter dem Schlagwort
„Frühsexualisierung von Kindern“ bekämpften „Aktionsplan für Akzeptanz…
eingekehrt. Selbst die Union hatte erklärt, sie wolle die Bildungspolitik
von Grün-Rot im Falle eines Sieges nicht gänzlich zurückdrehen. Denn es
zeigt sich, dass die Gemeinschaftsschulen vor allem auf dem Land dafür
sorgen, dass Kinder auch bei sinkenden Schülerzahlen eine weiterführende
Schule in ihrer näheren Umgebung finden.
Die Regierung weiß, wie zerbrechlich diese Ruhe ist und wie gefährlich eine
Bildungsdebatte für die Koalition sein kann, die nach aktuellen Umfragen
derzeit keine Mehrheit mehr hätte. Für Kretschmann kommt die
Bildungsdebatte der Parteijugend denn auch zur Unzeit. „Wer sich am
Gymnasium vergreift“, warnt der ehemalige Gymnasiallehrer immer wieder,
„überlebt das politisch nicht.“
10 Nov 2015
## AUTOREN
Benno Stieber
## TAGS
Bildung
Baden-Württemberg
Winfried Kretschmann
Gymnasium
Grün-rot
Gemeinschaftsschule
Schwerpunkt Landtagswahlen
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