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# taz.de -- Gewalt gegen Flüchtlinge: Scharfe Kritik an Sicherheitsfirmen
> Piraten, Grüne und „Moabit hilft“ fordern Konsequenzen nach Video, das
> zeigt, wie Sicherheitsleute am Lageso Flüchtlinge verprügeln.
Bild: Wegen des großen Andrangs und langer Wartezeiten herrscht eine angespann…
Nach der Prügelattacke von Mitarbeitern eines Sicherheitsdienstes gegen
Flüchtlinge am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) fordert der
Piratenabgeordnete Fabio Reinhardt schnelle Konsequenzen. „Die Firma Spysec
muss sofort abberufen werden“, so Reinhardt am Sonntag zur taz. Diana
Henniges von „Moabit hilft“ geht noch weiter: Auch die Firma Gegenbauer,
hauptverantwortlich für Sicherheit am Lageso und Auftraggeber von Spysec,
müsste gehen. Beide Firmen fielen „sehr oft“ mit Gewaltakten gegenüber
Flüchtlingen auf. „Aber unsere Beschwerden beim Lageso werden bislang nicht
Ernst genommen.“
Am Donnerstagvormittag hatte ein Mitarbeiter von „Moabit hilft“
[1][gefilmt, wie drei Mitarbeiter von Spysec zwei männliche Flüchtlinge,
die offenbar über eine Absperrung geklettert waren, brutal
zusammenschlagen]. Lageso-Chef Franz Allert zeigte sich laut Tagesspiegel
„entsetzt“. Die Polizei sagte, es gebe Anzeigen wegen Körperverletzung von
beiden Seiten, entsprechend werde nun ermittelt. Spysec selbst soll laut
Tagesspiegel die Mitarbeiter vom Dienst suspendiert haben. Die Firma war am
Sonntag telefonisch nicht für die taz erreichbar.
Für den grünen Innenpolitiker Benedikt Lux ist Sozialsenator Mario Czaja
(CDU) für den Gewaltakt „indirekt mitverantwortlich“, weil er die Zustände
am Lageso nicht in den Griff bekommt. „Das Amt müsste schon längst wie in
Hamburg rund um die Uhr geöffnet sein, damit die Registrierung schneller
von statten geht“, so Lux zur taz. Zudem zeige der Vorfall, dass die
Anforderungen an Sicherheitsleute nicht hoch genug seien. Nötig sei eine
inhaltlich verbesserte Ausbildung von mindestens einem halben Jahr. Bislang
reicht ein vierwöchiger Kurs mit 160 Stunden, um die Prüfung zur
Personenschutzkraft bei der IHK zu bestehen.
Laut Henniges waren „Moabit hilft“-Mitarbeiter schon diverse Male Zeugen
von gewalttätigen und verbal-agressiven Szenen. „Die Leute werden von den
Securities wie Vieh behandelt, geschubst, am Ohr gezogen, am Schlafittchen
gepackt.“ Kurden würden von Sicherheitsleuten mit ‚Ihr Dreckschweine, geht
nach Hause!‘ beschimpft, arabisch sprechende Flüchtlinge bevorzugt zur
Wartenummernausgabe vorgelassen. Beim Lageso habe es aber immer geheißen,
man brauche Beweise, um tätig zu werden. „Der Vorfall jetzt ist die
logische Konsequenz aus dem Nichthandeln“.
## Zweites Video aufgetaucht
Wie aggressiv die Sicherheitsleute teilweise sind, [2][belegt ein zweites
Video, das seit Freitag bei Facebook kursierte, am Sonntag jedoch dort
nicht mehr zugänglich war (hier zu sehen im Link ab Minute 3:50)]. Es zeigt
eine Diskussion zwischen Sicherheitsleuten und Geflüchteten, dann schreit
ein Sicherheitsmann „Mach die Scheißkamera aus!“ und kommt auf den
Filmenden zu.
Reinhardt weiß ebenfalls von zahlreichen körperlichen Übergriffen und einem
„herablassenden Verhalten“ der Wachleute. Die Firma Spysec sei offenkundig
ungeeignet für das Platzmanagement in der Turmstraße, also den Zugang zu
Gebäuden und zur Wartenummernausgabe zu kontrollieren. „Solche Leute dürfen
keine quasi-hoheitlichen Aufgaben wahrnehmen“, so der Pirat. Vor wenigen
Wochen war bekannt geworden, dass Sicherheitsleute in einen Handel mit
Wartenummern verwickelt waren. Darauf hatte das Lageso einem Dolmetscher
gekündigt und ein Vier-Augen-Prinzip bei der Nummernvergabe eingeführt.
Laut Mitarbeitern von „Moabit hilft“ wird jedoch weiter mit den Nummern
gehandelt.
Als weitere Konsequenz aus dem Vorfall fordert Reinhardt vom Senat, endlich
eine „funktionierende unabhängige Beschwerdestelle“ einzurichten: „Dann
kann Czaja nicht mehr sagen, dass sich keiner beschwert.“
25 Oct 2015
## LINKS
[1] http://link.brightcove.com/services/player/bcpid1665905256001?bckey=AQ~~%2C…
[2] http://www.sat1.de/news/video/abendnachrichten-24-10-2015-clip
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Lageso
Flüchtlinge
Mario Czaja
Unterbringung von Geflüchteten
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