| # taz.de -- Parlamentswahl in der Schweiz: Rechtsparteien werden stärker | |
| > Die Angstkampagne der Schweizer Rechten gegen Flüchtlinge und EU war | |
| > erfolgreich. Stärkste Kraft bleiben wohl trotzdem die Sozialdemokraten. | |
| Bild: Stimmenauszählung in einer Berner Turnhalle. | |
| Genf taz | Die Parlamentswahl in der Schweiz am Sonntag hat Hochrechnungen | |
| zufolge eine leichte Machtverschiebung von Mitte-links nach Mitte-rechts | |
| erbracht. Demnach erzielte die nationalkonservative, rechtspopulistische | |
| Schweizer Volkspartei (SVP) in der größeren Parlamentskammer, dem | |
| 200-köpfigen Nationalrat, Stimmen- und Sitzgewinne. | |
| Die rechtsliberale FDP konnte ihre Präsenz im 46-köpfigen Ständerat | |
| ausbauen, in den die 26 eidgenössischen Kantone und Halbkantone jeweils | |
| zwei Vertreter entsenden. Beide Parlamentskammern sind gleichberechtigt. | |
| Gesamtschweizerisch, also bezogen auf beide Kammern, bleiben | |
| voraussichtlich die Sozialdemokraten stärkste Partei. | |
| Nach den Hochrechnungen konnte die Schweizer Volkspartei ihr bei der | |
| letzten Wahl 2011 erzieltes Nationalratsergebnis von 26,6 Prozent auf knapp | |
| 28 Prozent steigern und damit wahrscheinlich zu ihren bisherigen 54 Sitzen | |
| mindestens zwei hinzugewinnen. Die SVP bleibt damit die stärkste Fraktion | |
| im Nationalrat. | |
| Wie immer seit Beginn ihres Aufstiegs Anfang der 90er Jahre führte die SVP | |
| auch den Wahlkampf der vergangenen Monate mit einer Angst- und | |
| Feindbildkampagne: vor und gegen Flüchtlinge, Ausländer und die EU. Die | |
| Partei versprach, die Zuwanderung von Ausländern in die Schweiz zu | |
| begrenzen, „Missbräuche“ im Asylwesen zu beseitigen und einen „Anschluss… | |
| der Alpenrepublik an die EU zu verhindern. | |
| Diese Kampagne war erfolgreich, obwohl keine andere Partei für einen | |
| Beitritt zur EU eintritt und von den Hunderttausenden Menschen, die in den | |
| vergangenen Monaten Zuflucht in europäischen Ländern gesucht haben, die | |
| wenigsten in die Schweiz gekommen sind. | |
| ## Auf Kosten der politischen Mitte | |
| Die rechtsliberale FDP büßte zwar zwei ihrer bislang 30 Sitze im | |
| Nationalrat ein, konnte aber die Zahl ihrer Abgeordneten im Ständerat von | |
| bislang elf auf 13 steigern. Damit stellt die FDP möglicherweise künftig | |
| die stärkste Fraktion im Ständerat noch vor der Christlichen Volkspartei | |
| (CVP) und den Sozialdemokraten. | |
| Die SVP bleibt in dieser Kammer weiterhin nur die viertstärkste Fraktion | |
| mit fünf oder sechs Sitzen. Da in einigen Kantonen keiner der Kandidaten | |
| die für eine Wahl erforderliche Mehrheit erzielen konnte, wird die | |
| endgültige Zusammensetzung des Ständerates erst nach den Stichwahlen im | |
| November feststehen. Im Nationalrat konnten die Sozialdemokraten (SP) | |
| wahrscheinlich zu ihren bisherigen 46 Sitzen zwei hinzugewinnen und bleiben | |
| damit zweitstärkste Fraktion vor CVP und FDP. | |
| Die Stimmengewinne von SVP, FDP und SP gingen im Wesentlich auf Kosten der | |
| Parteien der politischen Mitte: der wirtschaftsfreundlichen Grünliberalen, | |
| einer Abspaltung der Grünen Partei, sowie der BDP, einer Abspaltung der | |
| SVP. Erst im Dezember wird die gemeinsame Bundesversammlung der 246 | |
| neugewählten Nationalräte und Ständeräte die neue siebenköpfige Regierung | |
| wählen. | |
| 18 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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