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# taz.de -- Kommentar Aufklärung bei VW: Vom Umdenken weit entfernt
> Eine Kultur der Kritik ist bei Konzernen wie VW immer noch verpönt. Wer
> Missstände aufdeckt, muss mit der Kündigung rechnen.
Bild: Der Eindruck trügt: Transparenz ist bei VW eher Mangelware
Es scheint bei hiesigen Unternehmen beliebt zu sein, erst dann etwas zu
tun, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Bei Siemens und dem
Fahrzeughersteller MAN war es so, und auch bei VW kommen sie nun auf die
Idee, von arbeitsrechtlichen Konsequenzen abzusehen, wenn Mitarbeiter
unterhalb der obersten Führungsebene zur Aufklärung des Abgasbetrugs
beitragen. Und sich dabei womöglich selbst belasten.
Ist da schon mal jemand auf die Idee gekommen, dass es hilfreich wäre, wenn
Beschäftige sich zu Wort melden, bevor es nur noch darum geht, wie lange
und kompliziert die Aufklärung eines Falls wird? Bevor man zu zweifelhaften
Kronzeugenregelungen greifen muss? Wer, wenn nicht die eigenen Mitarbeiter
haben Einblick in das, was in einem Konzern, in der eigenen Abteilung
schiefläuft? In merkwürdige Geldflüsse, ausufernde Datensammeleien oder
lasche Sicherheitsvorschriften. Leider ist in der Praxis hierzulande das
Gegenteil der Fall: Wer zu kritisch ist, fliegt.
Dazu passt, dass die Amnestie-Idee von VW wohl vor allem eine Konsequenz
aus den Ermittlungen in den USA ist. Denn jenseits des Atlantiks ist man in
Sachen unternehmensinterne Kritikkultur deutlich weiter. Entsprechend hoch
sind die Erwartungen an die Selbstreinigungskräfte von Unternehmen. Dass
Konzerne mit der deutschen auf die „nichts hören,nichts sehen,nichts
sagen“-Kultur geeichten Mitarbeitern damit ein Problem haben, kommt nicht
gut an. Der Amnestie-Vorschlag ist also eher letzte Rettung als ein
tatsächliches Umdenken.
Genau das braucht es aber. Und zwar nicht nur bei VW. Sondern auch bei
allen anderen Unternehmen, in denen es lieber gesehen ist, das Mitarbeiter
schweigen, als unbequem zu werden. Von Atomkonzernen über Banken bis hin zu
Behörden.
Wenn der VW-Skandal es schafft, dass Manager, Beamte und Politiker hier
umdenken, dann hätte der Betrug zumindest einen positiven Effekt gehabt.
1 Nov 2015
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Unternehmen
Automobilindustrie
Volkswagen
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