# taz.de -- Kommentar SPD-Doppelspitze: Qualifikation Bartwuchs | |
> Die Frauen der SPD fordern eine paritätische Doppelspitze – und Gabriel | |
> unterstützt sie. Das riecht nach angetäuschter Gleichstellung. | |
Bild: Kann er teilen? | |
Eigentlich hat die SPD ja schon eine Doppelspitze – Sigmar und Gabriel – so | |
witzelt man schon auf Twitter. Aber es wäre zu einfach, sich über die neue | |
Idee der Sozialdemokraten nur lustig zu machen. Doppelspitzen, die die | |
SPD-Frauen fordern und die SPD-Chef Gabriel jetzt offiziell unterstützt, | |
sind natürlich toll. Sie bedeuten nicht nur Frauenförderung, sondern auch | |
moderne Führung und weniger Stress für überlastete ChefInnen. | |
Doch überschätzen darf man den Reformeifer der Sozis nicht. Erstens: Was | |
hätte Gabriel anderes sagen sollen als: gute Idee? Ob er wirklich ernst | |
macht mit der Frauenförderung ist damit noch längst nicht klar. Er selbst | |
dürfte den Erfolg dieser Debatte sowieso nur noch als greiser | |
Ehrenvorsitzender erleben. Man weiß ja, wie das mit der Frauenquote in | |
Aufsichtsräten lief. Ewige Diskussionen, ein Minischrittchen nach dem | |
anderen, diverse Regierungen, die sich den harten Kampf nicht wirklich | |
trauten. | |
Auch die Idee der SPD-Frauen wird vor allem ein Symbol bleiben. Denn die | |
Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau ist in der Partei bisher wie in Beton | |
gegossen. Das Prinzip lautet: Vizeweibchen arbeitet Alphamännchen zu. | |
Bundestagsvizepräsidentinnen, Fraktionsvizechefinnen, alles schon | |
dagewesen. Auch für den Posten der SPD-Generalsekretärin nimmt man | |
neuerdings gern ein tapferes Persönchen, das Gabriel dann nach Gusto | |
rundmacht. Aber für die echten Chefposten, egal ob in Partei oder Fraktion, | |
ist bei der SPD bisher Bartwuchs eine notwendige Qualifikation. | |
Das Projekt riecht deshalb nach angetäuschter Gleichstellung. Auch für die | |
unteren Ebenen der SPD bedeutet das alles eine ungeliebte Revolution, die | |
viele Männer verhindern werden, so lange es irgendwie geht. Man mag sich | |
gar nicht ausmalen, was das für ein Schlag für die altgedienten | |
Ortsverbandschefs ist. Seit Jahrzehnten essen sie Bratwurst und sind ab und | |
zu schön in der Lokalpresse. Die Macht plötzlich teilen? Das hat doch noch | |
nie Spaß gemacht. | |
22 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Johanna Roth | |
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