| # taz.de -- Die Grünen als Digitalpartei: Was denkst du? Sag‘s uns online. | |
| > Die Grünen wollen ihre Mitglieder online mitentscheiden lassen. Etwa über | |
| > eine mögliche schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl 2017. | |
| Bild: Jung und dynamisch: die Digitalpartei | |
| BERLIN taz | Sollen die Grünen 2017 wirklich mit der Union koalieren? Nur | |
| wenige Fragen wurden in der Partei so leidenschaftlich diskutiert wie | |
| diese. Das letzte Wort über eine Regierung wird nun wohl jemand bekommen, | |
| mit dem keiner rechnete: die gut 61.000 Mitglieder der Grünen. | |
| Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, schlägt vor, die | |
| Basis vor einer Regierungsbeteiligung in einer Urabstimmung zu befragen. | |
| Falls es 2017 erfolgreiche Koalitionsverhandlungen mit welchen Parteien | |
| auch immer gebe, sollten die Mitglieder das Ergebnis bewerten. „Die | |
| Entscheidung für oder gegen eine Regierungskoalition kann unsere Partei | |
| verändern“, sagte Kellner der taz. „Ich bin dafür, sie gemeinsam mit allen | |
| Mitgliedern zu fällen.“ | |
| Die Idee gehört zu einer umfassenden Mitmachoffensive, die Kellner in einem | |
| Strategiepapier entwirft, das der taz vorliegt. Er möchte die Grünen zu | |
| einer Beteiligungspartei umbauen. Sie sollen ihre Mitglieder online | |
| mitbestimmen lassen, sie um Rat fragen und ihre Ideen aufnehmen. Mitglieder | |
| sollen durch das Internet „noch mehr Möglichkeiten zur Debatte und | |
| Mitentscheidung erhalten“, schreibt der Spitzen-Grüne. | |
| Die Grünen würden damit dem Beispiel der SPD folgen. SPD-Chef Sigmar | |
| Gabriel hatte seine Basis 2013 gefragt, ob er mit den verhandelten Inhalten | |
| in eine Große Koalition eintreten soll – sie stimmte zu. Doch | |
| Grünen-Vorstand Kellner will bei der Mitbestimmung noch viel weitergehen. | |
| So soll es zum Beispiel Mitgliederbegehren geben. 250 Mitglieder könnten | |
| den Bundesvorstand dadurch zwingen, ein Thema zu behandeln. Umgekehrt | |
| profitiert auch die Parteispitze. Sie könnte in Zukunft alle Mitglieder | |
| online zu wichtigen Themen befragen. Als Vorstand müsse man sich trauen, | |
| kontroverse Fragen zu stellen, betont Kellner. „Das erfordert | |
| Führungsfähigkeit und einen gewissen Mut.“ | |
| ## Onlineaffiner bis 2016 | |
| Interessant könnte das zum Beispiel 2016 werden. Dann will die Ökopartei | |
| über soziale Gerechtigkeit und Steuerpolitik diskutieren. Parteilinke und | |
| Realos liegen inhaltlich weit auseinander, haben aber ein | |
| Stillhalteabkommen geschlossen, um die Landtagswahl in Baden-Württemberg | |
| nicht zu gefährden. Kommt Kellners Plan, spräche die Basis ein wichtiges | |
| Wörtchen mit. | |
| Die Ergebnisse von Onlinebefragungen sollen in Leitanträge für Parteitage | |
| und ins Bundestagswahlprogramm 2017 einfließen. Was aber dann wohl nur | |
| empfehlenden Charakter haben soll. Kelner schließt in dem Papier auch | |
| Personenwahlen online nicht aus. Dafür gebe es aber noch keine ausreichende | |
| technische Lösung. | |
| Eine Arbeitsgruppe hat Kellner bereits besetzt. Sie wird bis zum Parteitag | |
| im November 2016 Vorschläge erarbeiten. Jener soll dann die Satzung ändern | |
| und onlineaffiner machen. | |
| Ein Problem sieht Kellner allerdings. Ein tiefgehender Diskurs, den alle | |
| mitbekommen, sei ausschließlich im Netz schwer zu organisieren, glaubt er. | |
| Über Themen geredet wird in der grünen Partei also auch zukünftig offline, | |
| ganz altmodisch im Kreisverband. | |
| 19 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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