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# taz.de -- Protest gegen Rassismus: Radeln gegen Rechts
> Mit einer Radtour durch Marzahn-Hellersdorf setzten dutzende
> BerlinerInnen ein Zeichen gegen Rassismus. Im Vorfeld gab es Drohungen.
Bild: Sportlicher Protest gegen Rassismus: mit dem Rad zum Flüchtlingsheim nac…
Ostberlin, Freitagnachmittag: Es nieselt, es ist kalt, es ist grau. Auf der
Landsberger Allee drängelt und nervt der Berufsverkehr. Mittendrin: Ein
lächelnder Bär auf einem Fahrrad. Ihm folgen - ohne Bärenkostüm, aber
erkennbar mit demselben Ziel - 40 RadlerInnen. Orangene Luftballons baumeln
über ihren Köpfen; aus mobilen Boxen preschen internationale HipHop-Beats.
Ein Dutzend Polizeiwagen mit Blaulicht halten dem Korso den Weg frei.
Der Bär ist das Maskottchen des Netzwerks „Berlin gegen Nazis“. Mit
mehreren Partnern hatte die Initiative aufgerufen zu einer sportlichen
Protestaktion gegen Fremdenfeindlichkeit: gemeinsam mit dem Rad durch
Marzahn-Hellersdorf, zum Flüchtlingswohnheim am Blumberger Damm. „Um ein
Zeichen zu setzen gegen die rassistische Hetze vor Ort“, erklärte die
Projektleiterin Carolin Brenner den TeilnehmerInnen der Demonstration beim
Grußwort.
Vor und wegen der Flüchtlingsunterkunft war es in der Vergangenheit
wiederholt zu fremdenfeindlichen Protesten gekommen – bis zu Jagdszenen auf
Flüchtlinge und Morddrohungen an deren Unterstützer.
Vor und wegen der Radtour machten Flüchtlingsfeinde erneut mobil. „In
Facebook haben wir sehr unschöne Nachrichten erhalten“, berichtete Brenner.
In Friedrichshain wurden Plakate überklebt – Aufschrift: „Fahrt zur Hölle!
Gegen vermeintlich tolerante und gute Menschen!“. Auch deshalb habe sich
die „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus“ an der Tour beteiligt,
erklärte Bianca Klose vom Projekt-Träger „Verein für Demokratische Kultur�…
Abschrecken ließen sich die Veranstalter von den Drohungen nicht. Die
Begrüßungsreden zum Tourauftakt am S-Bahnhof Landsberger Allee klangen umso
trotziger; ebenso die Worte mehrerer Marzahner Initiativen beim
Zwischenstopp vor der Flüchtlingsunterkunft.
## Symbolische Unterstützung und praktische Hilfe
Die HeimbewohnerInnen wurden in die Aktion eingebunden. Beim zweiten Teil
der Tour, einer Runde durch den Marzahner Stadtkern, radelten einige
Flüchtlinge mit. Die Fahrräder dazu waren ihnen gespendet worden. Der
Grund: Im Wohnheim gab es bisher keine.
Die Veranstalter hatten daher an mehreren Spendenstellen in Berlin Räder
gesammelt. 18 kamen so zusammen. „Sie geben den Bewohnern mehr Mobilität
und Selbstständigkeit im Alltag“, freute sich Brenner. Freiwillige halfen
den Flüchtlingen vor der Tour, die Räder zu reparieren.
Fahrräder eigneten sich für die Protestaktion aus einem weiteren Grund
bestens: Die Flüchtlinge im Randbezirk sollten zusammengebracht werden mit
vielen Teilnehmern, die aus zentraleren Bezirken angeradelt waren.
Die Botschaft an die Flüchtlinge: Ihr seid mit den Fremdenfeinden vor Ort
nicht alleine. „Die Heimbewohner sollen sehen, dass es hier auch andere
Menschen gibt“, betonte Katharina Müller vom Flüchtlingsrat, der den
Aktionstag koordiniert hatte.
Gefährliche Vorfälle mit Flüchtlingsgegnern gab es während der Tour nicht.
„Nur ein paar der üblichen Rassisten, die mal was vom Straßenrand gerufen
haben“, sagte Brenner. Die Projektleiterin bezeichnete die Aktion als
Erfolg: „Wir haben positive Signale in den Randbezirk gesendet und den
Rassisten dort gezeigt, dass Marzahn-Hellersdorf nicht ihnen gehört.“
19 Oct 2015
## AUTOREN
Andreas Wolf
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Fremdenfeindlichkeit
Flüchtlingshilfe
Demonstrationen
Berlin
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Polizei Berlin
Schwerpunkt Neonazis
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