# taz.de -- Kolumne Darum: „Ich hab drei Schaden“ | |
> Stunde um Stunde verbringen die Kinder am Handy, am PC oder am Tablet. | |
> Endlose Debatten folgen. Das lässt sich vermeiden. | |
Bild: Mehr als nur „drei Schaden“: falsch konzipierte Treppen und Rolltrepp… | |
Ich treffe Freund K. Wir trinken was. K. erzählt von seiner neuen Idee für | |
ein Buch, von seinem Hund und vom Elend bei Hertha BSC. Ich erzähle vom | |
Italien-Urlaub, von der [1][Passage in seinem letzten Buch, in der ich | |
vorkomme und Paul heiße] sowie vom Elend bei Werder Bremen. Beide erzählen | |
wir von unseren Kindern und dass digitale Geräte immer mehr Raum einnehmen, | |
Zeit fressen und zum Dauerstreit werden. | |
Ich treffe Freund U. Wir trinken was. U. erzählt vom Urlaub in Costa Rica, | |
von seiner neuen Wohnung sowie vom Elend bei Borussia Dortmund. Ich erzähle | |
vom Kurztrip nach Paris, von meiner Irritation über Linke, die | |
Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen wahlweise [2][als „völkisch“] o… | |
[3][als „selbstgefälliges Moralwachstum“] denunzieren sowie vom Elend bei | |
Werder Bremen. Beide erzählen wir von unseren Kindern und dass digitale | |
Geräte immer mehr Raum einnehmen, Zeit fressen und zum Dauerstreit werden. | |
Ich gehe mittagessen und treffe zufällig den Kollegen A. Wir essen was. A. | |
erzählt von einem [4][Artikel, den er gerade schreibt], vom vorletzten | |
Urlaub in Italien sowie vom Elend des Alterns. Ich erzähle [5][von der | |
Kolumne, an der ich gerade schreibe], ebenfalls vom vorletzten Urlaub in | |
Italien – wir waren zeitversetzt [6][im gleichen Ferienhaus] – sowie vom | |
Elend des Alterns. Beide erzählen wir von unseren Kindern und dass digitale | |
Geräte immer mehr Raum einnehmen, Zeit fressen und zum Dauerstreit werden. | |
K., U., A. und ich haben Kinder im Digitalalter. Das Digitalalter umfasst | |
die Spanne von fünf bis 15 Jahren. Klar, auch für Vierjährige ist ein | |
Bildschirm interessant und für 16-Jährige immer noch. Nur: | |
Unter-Fünfjährige lassen sich leicht ablenken und ab 16 sind Diskussionen | |
sinnlos. | |
## Alles wird gut | |
Das Digitalalter bedeutet: Dauerfaszination für den PC, das Tablet, die | |
Konsole, das Handy; zuerst Spiele, dann Klassenchat, später Youtube, | |
schließlich Online-Netzwerke; anfangs akzeptieren sie gemeinsam erstellte | |
Regeln, es folgt die Phase von Lug und Trug, danach beginnt die | |
Endlosdebatte um Zeiten, [7][Selbstbestimmung und Sorgen]. | |
„Ich hab drei Schaden“, brüllt mein Sohn im Hintergrund. Klar, denke ich, | |
du spielst seit drei Stunden. Er meint es anders, er spielt „Minecraft“ im | |
Kooperationsmodus mit Freunden. Sie spielen und skypen. „Ich hab drei | |
Schaden“ bedeutet, dass seine Spielfigur ganz schön was abgekriegt hat. | |
„Ich hab drei Schaden“ – wenn man diesen Satz aus dem | |
Minecraft-Zusammenhang nimmt, ist er von unfassbarer Dämlichkeit. Statt | |
sich aufzuregen, kann man ihn produktiv anwenden. Wenn die nächste Debatte | |
mit den Kindern übers Digitale kommt, wenn Wut und Unverständnis anwachsen, | |
sage ich nur: „Ich hab drei Schaden“. Dann wissen die Kinder, da geht jetzt | |
nicht mehr viel. | |
Auch bei den Treffen mit K., U. und A. taugt der Satz. Die beginnende | |
[8][Diskussion über Digitales und Erziehung] mit dem Zwischenruf „drei | |
Schaden“ abwürgen und Zeit für andere Themen gewinnen. Der Rest ergibt sich | |
von selbst: Deftiges Essen – „ein Schaden“, drei große Bier – „ander… | |
Schaden“, doppelter Wodka – „zwei Schaden“. | |
Alles wird gut. Wir können von Kindern im Digitalalter viel lernen. | |
19 Oct 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.klett-cotta.de/buch/Tropen-Sachbuch/So_rettete_ich_die_Welt/61866 | |
[2] http://jungle-world.com/artikel/2015/38/52700.html | |
[3] /Kolumne-Die-eine-Frage/!5234698/ | |
[4] /VW-und-das-Ansehen-Deutschlands/!5232325/ | |
[5] /Kolumne-Darum/!5233697/ | |
[6] http://tristerosempire.tumblr.com/post/94442554979/am-berg-der-eichelh%C3%A… | |
[7] /Kolumne-Darum/!5071887/ | |
[8] http://www.wiwi.uni-siegen.de/wirtschaftsinformatik/dissertationen/pdf/diss… | |
## AUTOREN | |
Maik Söhler | |
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