Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Übergriffe bei AfD-Kundgebung in Erfurt: Mit der Faust ins Gesicht…
> Am Mittwochabend wurden in Erfurt mehrere Menschen von Teilnehmern einer
> AfD-Veranstaltung verletzt. Der Landtag verurteilt die rechte Gewalt.
Bild: Gewaltbereite AfD-Demonstranten am Mittwoch in Erfurt
Erfurt taz | Der Angriff geschah noch während der AfD-Demonstration. „Mit
der Faust wurde mir ins Gesicht geschlagen“, sagt Denny Möller, Thüringens
Verdi-Vorsitzender. Mit einer kleinen Gruppe Gegendemonstranten war er in
Erfurt auf dem Weg zurück zum Landtag. Sie befürchteten am vergangen
Mittwochabend schon mögliche Übergriffe. „Der Angriff war spontan, doch die
etwa zehn Männer hatten offensichtlich nach einer Möglichkeit des
Zuschlagens gesucht“, glaubt Möller.
Die Angreifer gingen sofort auf die Demonstranten los, schlugen, traten und
stießen sie. Mehrere der Angegriffenen erlitten Verletzungen, eine junge
Frau musste laut Möller ärztlich versorgt werden. Er selbst trug Prellungen
an Nase, Finger und Oberkörper davon. Eine Strafanzeige hat er noch am
Abend gestellt.
Um 18 Uhr begann vor dem Landtag die Demonstration der AfD unter dem Motto
„Demo gegen das Politikversagen! Wirkliche Verfolgte schützen,
Asylmissbrauch und ungesteuerte Einwanderung beenden“. Bis zu 5.000
Teilnehmer sollen laut Polizei gekommen sein. Der
AfD-Landtagsfraktionsvorsitzende Björn Höcke sprach von 8.000 „Mutbürgern�…
die mit ihm „Wir sind das Volk!“ skandierten.
Dass zu diesen Bürgern mit vermeintlichem Mut auch ganz weit rechts
Stehende gehören, konnte an den Parolen erkannt werden: „Deutschland den
Deutschen“, „Ausländer raus“ und „Wer Deutschland nicht liebt, soll
Deutschland verlassen“ wurde gegrölt.
„Ernüchternd war zu sehen, dass in diese rechtsextremen Parolen die Menge
mit einstimmte“, sagt Katharina König. Die Landtagsabgeordnete der Linken
war unter den rund 500 Gegendemonstranten. Die Demonstration habe gezeigt,
dass das, was die Rechtsextremen mit Thügida nicht schafften, der AfD nun
gelinge, meint sie.
„Der Landesverband um Höcke hat nun einen Pegida-Ableger in Thüringen
etabliert“, sagt König. Verbitterte Bürger würden mit Anhängern der NPD,
„Die Rechte“ und der „Europäischen Aktion“ jetzt wuterfüllt auflaufen…
unter dem Label der AfD. Bei Twitter erlaubte sich König schon ein
Buchstabenspiel „AFNPD“.
## Äußerst aggressive Stimmung
Von Anbeginn bis zum Weg zurück zum Landtag war die Stimmung der
AfD-Teilnehmer äußert aggressiv. Während „Volksverräter“ und „Judenpa…
gerufen wurde, warfen Einzelne mit Bierdosen auf die Gegendemonstranten.
Aus dem Tross bedrohten Teilnehmer immer wieder Gegendemonstranten und auch
Journalisten. Rechtsextreme hätten auch eine Mutter mit Kind angegriffen,
so König.
Schon vor dem Ende der AfD-Demonstration hätten Gruppen begonnen, sich
abzusetzen, um Jagd auf Gegendemonstranten zu machen, berichtet der
Bezirksvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Sandro Witt. Er habe
beobachtet, wie Landtagsabgeordnete vor Angreifern fliehen mussten, da „die
Polizei es nicht mehr schafft, sie zu schützen“.
„Während, vor und nach der Versammlung kam es zu kleineren
Auseinandersetzungen“, bestätigte eine Polizeisprecherin. Ermittlungen
wegen Beleidigung, Verstoßes gegen das Waffengesetz sowie das
Betäubungsmittelgesetz seien eingeleitet. Anzeigen wegen Körperverletzungen
lägen ebenfalls vor, sagte sie.
## Landtag unterbricht Sitzung
Am Donnerstagvormittag unterbrach der Landtag eine Sitzung, um wegen der
Angriffe den Ältestenrat einzuberufen. Nach der Sitzung des Rates erklärte
Landtagspräsident Christian Carius (CDU) im Namen des Landtages, dass aus
der AfD-Kundgebung heraus Gewalt von AfD-Teilnehmern verübt wurde.
Demgegenüber bedankte sich die Thüringer AfD in einer Erklärung „bei allen
Teilnehmern für das machtvolle und friedliche Zeichen“. Gleichzeitig
beklagte die Rechtsaußenpartei, dass ihre Demonstration „durch linksextreme
Gegendemonstranten massiv gestört und mit Gewalt angegriffen“ worden sei.
Die „gewalttätigen und vermummten Linksextremisten“ wären „vor der Poli…
durch Landtagsabgeordnete der Linkspartei, Grünen und der SPD gesichert“
gewesen.
Die Demonstration am Mittwoch war die dritte von der Partei angemeldete
Kundgebung gegen die Flüchtlingspolitik im Freistaat und der
Bundesrepublik. Dem ersten Aufruf Mitte September waren rund 1.200
Demonstranten gefolgt. Bei der nachfolgenden Demonstration waren es rund
5.000 Teilnehmer. Bis Ende des Jahres hat die AfD weitere
Mittwochskundgebungen angemeldet.
1 Oct 2015
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Thüringen
Björn Höcke
Nazis
Erfurt
Nazis
Schwerpunkt Thüringen
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hunderte gegen Naziaufmarsch in Jena: Thügida, eingekesselt
Jena zeigt Gesicht gegen rechts: Mehr als 3.000 Menschen gehen auf die
Straßen und demonstrieren gegen einen Aufmarsch von Thügida. Es blieb
weitgehend friedlich.
Aufmarsch in Jena: Randale bei Protesten gegen Thügida
Der thüringische Pegida-Ableger marschiert in Jena auf. Dabei kommt es zu
Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstranten und der Polizei.
AfD-Demo in Erfurt: 8.000 „Aber-Nazis“ unterwegs
Was für Dresden Pegida ist, scheinen in Erfurt die Demonstrationen der AfD
zu sein. Tausende protestierten gegen die Flüchtlingspolitik.
Landesparteitag AfD in Hamburg: Hauptsache, die „Asylindustrie“ bleibt
Der AfD-Landesverband in Hamburg gibt sich eine neue Spitze. Ansonsten
bleibt erst mal alles so, wie es war – Ressentiments inklusive.
Die Hetze rechter Parteien in Deutschland: CSU, AfD und NPD machen Stimmung
Die CSU bedient Ressentiments, die AfD pflegt Vaterlandsliebe, die NPD
hetzt gegen Flüchtlinge. Deutschland 2015.
AfD-Demonstration in Erfurt: „Schön Deutsch“
In Erfurt nahmen 5.000 Menschen an einer AfD- Demonstration teil. Im
Anschluss griffen Teilnehmer alternative Jugendliche an.
AfD in ostdeutschen Landtagen: Von Feldhasen, Bismarck und Pegida
Seit bald einem Jahr ist die AfD in drei ostdeutschen Landtagen. Ihre
Abgeordneten bemühen sich um Bürgernähe statt Rechtsaußen-Image.
Der neue AfD-Bundesvorstand: Auf dem rechten Weg
Lucke und seine Gefolgsleute verlassen die AfD. Einen Rechtsruck will die
neue Parteichefin nicht sehen. Wir schauen genauer hin.
Kommentar Zukunft der AfD: Die neuen Rechtspopulisten
Frauke Petry ist ein politisches Talent. Es könnte ihr gelingen, die AfD in
der Parteienlandschaft zu etablieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.