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# taz.de -- Studie zu 30 Jahren Landwirtschaft: Agrarwirtschaft killt Feldvögel
> Bauern verursachen massive ökologische Schäden, kritisiert das
> Umweltbundesamt. Die Artenvielfalt bei wilden Tieren und Pflanzen sinkt.
Bild: Hat durch die Landwirtschaft gelitten: Artenvielfalt auf dem Feld.
BERLIN taz | Die deutsche Landwirtschaft schädigt die Umwelt noch immer
über Gebühr. Nach wie vor nehme die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen
auf agrarisch genutzten Flächen ab, sagte Maria Krautzberger, die
Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA) in Berlin. Gleichzeitig würden
Bauern zu viel stickstoffhaltige Gülle aus der Tierproduktion auf die Äcker
und Felder kippen.
„Ist die Produktion von Lebensmitteln in Ställen, auf Feldern und Äckern in
den vergangenen 30 Jahren umweltfreundlicher geworden?“, fragt das UBA in
einer Studie. Sie vergleicht den Ist-Zustand mit einer Untersuchung des
Sachverständigenrats für Umweltfragen aus dem Jahr 1985. Es gebe zwar
Fortschritte, so der Befund des UBA. Beispielsweise habe sich die Belastung
des Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln verringert. Insgesamt aber sah
Krautzberger „nicht unbedingt Grund zum Feiern“.
Den Artenverlust bezeichnete die UBA-Chefin als das „immer noch wichtigste
Problem“. Diesen Trend habe die Bundesregierung eigentlich schon bis 2010
stoppen wollen. Deutschland macht bei der weiterhin negativen Entwicklung
allerdings keine Ausnahme. Zahlen des europäischen Statistikamtes für die
EU plus Norwegen und die Schweiz belegten, dass beispielsweise die Zahl der
Feldvogel-Arten und -Individuen insgesamt zwischen 1980 und 2010 um die
Hälfte gesunken ist.
Ein Grund dafür ist die zunehmend intensive Agrarproduktion. Riesige
Flächen werden mit immer größeren Maschinen bearbeitet. Für Hecken, Gräben
und Wäldchen, in denen gefährdete Tiere und Pflanzen leben, ist kein Platz.
Landwirte müssten deshalb verpflichtet werden, die natürlichen Biotope zu
pflegen, dafür aber auch finanziell mittels höherer Lebensmittelpreise oder
staatlicher Zahlungen entschädigt werden, empfahl Landschaftsökologe
Wolfgang Haber.
## Besserung bei Stickstoff und Nitrat
Beim Eintrag von Stickstoff und Nitrat verzeichnete das Umweltbundesamt
einerseits eine Besserung: „1985 überschritten rund 90 Prozent der Flächen
die kritischen Belastungsgrenzen. Aktuell sind es immer noch 50 Prozent.“
Damit sei das Problem nach wie vor gravierend – und nehme teilweise sogar
zu. Denn Hühner-, Schweine- und Rinderfabriken mit teilweise mehreren
zehntausend Tieren würden viel mehr Gülle produzieren als schadlos in der
Umgebung auf die Felder gekippt werden könne, sagte Agrarökonom Alois
Heißenhuber. Zu viel Stickstoff schädigt die Umwelt und treibt
beispielsweise die Kosten für die Aufbereitung von Trinkwasser in die Höhe.
Heißenhuber sprach sich für gesetzliche Regelungen aus, um Gülle vermehrt
dort zu entsorgen, wo die Stickstoffwerte im Boden niedrig liegen. Das
Bundeslandwirtschaftsministerium übe zu wenig Druck auf die Landwirte aus,
kritisierte der Sachverständigenrat für Umwelt. Eine Ministeriumssprecherin
sagte am Montag hingegen, gegenwärtig novelliere man die Düngeverordnung,
um die Vorgaben der EU-Nitrat-Richtlinie einzuhalten.
19 Oct 2015
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
Landwirtschaft
Schwerpunkt Pestizide
Gülle
Rote Liste
Genossenschaft
Schwerpunkt Pestizide
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