# taz.de -- Pastörs zu Besuch in Unterkunft: NPD provoziert in Flüchtlingsheim | |
> Die NPD erstritt über ihre Landtagsfraktion Zutritt zu einem | |
> Flüchtlingsheim in Mecklenburg-Vorpommern. Danach wetterte sie weiter | |
> gegen „Asylbetrüger“. | |
Bild: NPD-Politiker Udo Pastörs (links) diskutiert mit seinen Kritikern vor de… | |
Horst dpa | Am Wochenende hat er in Bayern nach eigenem Bekunden einen | |
Vortrag zur „Überfremdung in Deutschland“ gehalten. Am Montag setzt der | |
Chef der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag und einstige Bundesvorsitzende | |
der rechtsextremen Partei, Udo Pastörs, vor dem Flüchtlingsheim in Horst | |
(Mecklenburg-Vorpommern) seine Verbalangriffe gegen „Asylbetrüger“ fort. Er | |
habe den Eindruck bestätigt gefunden, dass den Flüchtlingen ein Übermaß an | |
sozialer Fürsorge zuteil werde. „Davon können viele Deutsche nur träumen�… | |
sagt Pastörs – und erntet sofort Widerspruch bei Vertretern der | |
demokratischen Landtags-Fraktionen. | |
„So zu tun, als ob die Flüchtlinge, die oft nur ihr Leben retten konnten, | |
hier wie im Schlaraffenland leben, ist absurd und zynisch“, sagt | |
SPD-Fraktionschef Norbert Nieszery. Zusammen mit etwa 15 Abgeordneten von | |
SPD, CDU, Linken und Grünen ist er mit nach Horst gekommen, um der | |
rechtsextremen Partei in der aktuellen Debatte um die Flüchtlingspolitik | |
nicht das Feld zu überlassen. | |
Die NPD, die bundesweit nur noch in Mecklenburg-Vorpommern im | |
Landesparlament sitzt, hatte sich vor dem Verfassungsgericht das Recht | |
erstritten, [1][die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes zu besuchen]. Die | |
Greifswalder Richter hoben [2][das von Innenminister Lorenz Caffier (CDU) | |
zuvor verhängte Veto] unter Hinweis auf die allgemeinen Abgeordnetenrechte | |
auf. Caffier hält seine Grundsatzentscheidung dennoch für richtig. „Ein | |
tatsächliches Interesse, sich über die Situation und Unterbringung der | |
Flüchtlinge zu informieren, war bei der NPD absolut nicht zu erkennen. | |
Vielmehr versuchte sie, ihr Auftreten als politische Provokation zu | |
nutzen“, sagt der Innenminister. | |
Auch Nieszery sieht nach dem etwa zweistündigen, nicht öffentlichen | |
Rundgang durch das frühere Kasernengelände seine Vermutung bestätigt. „Der | |
NPD ging es mit ihrer offenkundigen Propaganda-Aktion doch von Anfang an | |
nur darum, den Staat zu provozieren und bei ihrer Klientel zu punkten“, | |
sagt er. Für den SPD-Politiker sind solche Aktionen wie in Horst und die | |
aktive Rolle der NPD bei häufig auch gewalttätigen Protestaktionen gegen | |
die Aufnahme von Flüchtlingen weitere Gründe für ein Verbot der Partei. Er | |
räumt aber ein, dass die NPD mit ihren ausländerfeindlichen Thesen auch | |
außerhalb der eigenen Partei auf Resonanz stößt. „Da kann es nur klare | |
Kante geben.“ | |
## Pastörs fragte gezielt nach Konflikten | |
Als „unerträglich“ wertet Grünen-Fraktionschef Jürgen Suhr den Versuch v… | |
Pastörs, bedürftige Menschen in Deutschland gegen die ankommenden | |
Flüchtlinge auszuspielen. Und auch sein Parlamentskollege Hikmat Al-Sabty | |
sieht in der NPD-Aktion nur ein Ziel: “Asylbewerber als Schmarotzer zu | |
diffamieren und sie generell als Gefahr für die Gesellschaft hinzustellen“. | |
So habe Pastörs gezielt nach Konflikten zwischen einzelnen Volksgruppen | |
gefragt, berichtet der 61-jährige gebürtige Iraker, der selbst geflohen war | |
und heute für die Linke im Landtag sitzt. | |
Menschen aus 23 Nationen würden in Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen und | |
vorübergehend in der Erstaufnahme-Einrichtung untergebracht, sagt Peter | |
Mehlem vom Landesamt für Migration. Wegen des großen Andrangs nach der | |
Grenzöffnung in Ungarn sei es in Horst, wo regulär 650 Plätze vorhanden | |
sind, zeitweise sehr eng zugegangen. „Da ist es normal, dass es auch mal | |
Konflikte gibt. Aber angesichts des engen Zusammenlebens haben wir hier | |
sehr ruhige Verhältnisse“, versichert Mehlem. | |
28 Sep 2015 | |
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