# taz.de -- Kickstarter ändert Rechtsform: Klicken für den guten Zweck | |
> Die Crowdfunding-Plattform Kickstarter verschreibt sich fortan dem | |
> öffentlichen Gemeinwohl. Der übliche Weg für Internet-Startups ist das | |
> nicht. | |
Bild: Kickstarter sammelt künftig Geld für gemeinnützige Projekte ein, nur o… | |
BERLIN taz | Die Crowdfunding Plattform Kickstarter hat im vergangenen Jahr | |
[1][laut eigener Bilanz] 529 Millionen Dollar für die Finanzierung von | |
Projekten eingesammelt und verdient bei jedem Projekt fünf Prozent der | |
Fördersumme. Was als Plattform für Tüftler und freischaffende Künstler | |
begann, ist ein gängiges Finanzierungsmodell geworden. An dieser | |
Erfolgeschichte möchte das Unternehmen nun auch andere teilhaben lassen. | |
Kickstarter hat sich in den USA als Public Benefit Corporation (PBC) | |
registrieren lassen. Auf ihrer Homepage haben die Initiatoren des 2009 | |
gegründeten Unternehmens [2][eine neue Gesellschaftssatzung | |
veröffentlicht]. Darin verpflichtet sich Kickstarter, fünf Prozent seines | |
jährlichen Nettoumsatzes für die Kunstausbildung von Kindern und | |
Jugendlichen und an Organisationen zu spenden, die sich für | |
Chancengleicheit von People of Color, Frauen und LGBTQ-Personen einsetzen. | |
Außerdem wollen die Schwarmfinanzierer keine Nutzerdaten an Dritte | |
weitergeben, keine Steuerschlupflöcher – auch keine legalen – nutzen und | |
Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen verständlich und transparent | |
formulieren. Über seinen sozialen Effekt muss Kickstarter jährlich Bericht | |
ablegen. Der Schritt ist ungewöhnlich. Führt der übliche Weg erfolgreicher | |
Internet-Startups doch entweder an die Börse oder in die Obhut eines noch | |
finanzkräftigeren Unternehmens. | |
Möglich macht die PBC-Registrierung ein Gesetz, das der US-amerikanische | |
Bundesstaat Delaware im Juli 2013 verabschiedet hat. [3][Governor Jack | |
Markell kündigte damals an], dass Unternehmen, die sich als PBC aufstellen | |
wollen, Profit nicht als alleiniges Ziel ihres Handels sehen dürfen, | |
sondern als Mittel, um sozial Einfluss zu nehmen. Außerdem sollen sich | |
diese Unternehmen durch Transparenz, ein verantwortliches und nachhaltiges | |
Geschäftsmodell und ein verantwortliches Abwägen zwischen geschäftlichen | |
Interessen und dem öffentlichen Gemeinwohl auszeichnen. | |
Profit dürfen die Unternehmen laut dem Gesetz dennoch erzielen. Auch ein | |
Börsengang oder ein Verkauf des Unternehmens ist nicht per se | |
ausgeschlossen. Beides steht für Kickstarter jedoch nicht zur Diskussion, | |
wie Mitbegründer Yancey Strickler im Interview mit der New York Times | |
bekräftigte. | |
## Förderung von Kunst und Kultur | |
Als gemeinnützige Organisation gilt das Unternehmen dennoch weder nach | |
amerikanischem noch nach deutschem Verständnis. Als solche dürfte | |
Kickstarter ausschließlich Zwecke verfolgen, die der Allgemeinheit dienen, | |
zum Beispiel durch Förderung von Kunst und Kultur. Gewinne an seine | |
Investoren könnte das Unternehmen dann nicht mehr ausschütten. | |
Schwarmfinanzierung liegt weltweit im Trend. Laut dem [4][Crowdfunding | |
Industry Report 2015] des Forschungsunternehmens Massolution stiegen die | |
durch Schwarmfinanzierung eingesammelten Fördersummen im vergangenen Jahr | |
weltweit um 167 Prozent auf 16,2 Milliarden US-Dollar. Am größten ist der | |
Markt mit knapp neuneinhalb Milliarden Dollar in Nordamerika, in Europa | |
haben Crowdfunding-Plattformen im Jahr 2014 3,26 Milliarden Dollar | |
zusammengetragen. Seit Mai gibt es auch einen deutschsprachigen Ableger der | |
Seite, über die sich Projekte in 15 verschiedenen Kategorien wie | |
beispielsweise Mode und Technologie finanzieren lassen. | |
22 Sep 2015 | |
## LINKS | |
[1] https://www.kickstarter.com/year/2014/data?ref=yir2014 | |
[2] https://www.kickstarter.com/charter | |
[3] http://www.huffingtonpost.com/gov-jack-markell/public-benefit-corporation_b… | |
[4] http://www.marketwired.com/press-release/crowdfunding-market-grows-167-2014… | |
## AUTOREN | |
Ronny Müller | |
## TAGS | |
Kickstarter | |
Crowdfunding | |
Gemeinnützigkeit | |
Schwerpunkt Flucht | |
Handy | |
Crowdfunding | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Online-Universität für Flüchtlinge: „Wir wollen etwas zurückgeben“ | |
Die Kiron-Universität verspricht jedem Flüchtling einen Studienplatz – ohne | |
Dokumente. Ein Gespräch mit dem Gründer und einem afghanischen Studenten. | |
Handy-Ausstellung in Frankfurt: Die polymorph-perverse Maschine | |
Vom mobilen Tastentelefon zur multifunktionalen Überwachungseinheit: die | |
Ausstellung „Hamster Hipster Handy. Im Bann des Mobiltelefons“. | |
Crowdfunding-B-Movie „Kung Fury“: 80er-Nazi-Karate-Dino-Trash | |
Ein Cop auf Zeitreise: „Kung Fury“ versammelt in 30 Minuten möglichst viele | |
Klischees und Anspielungen auf Action-Filme der 80er-Jahre. | |
Adventure Game „Sunless Sea“: Die Klippen des Wahnsinns | |
In „Sunless Sea“ kann man seine eigene Schauergeschichte im dunklen Ozean | |
fortschreiben. Die taz hat sich dabei von H. P. Lovecraft inspirieren | |
lassen. |