| # taz.de -- Machtkämpfe in Libyen: Parlament verlängert Mandat | |
| > Das Repräsentantenhaus baut vor: Seine Amtsperiode läuft am 20. Oktober | |
| > ab. Danach soll es laut UN-Plan eine Einheitsregierung geben. | |
| Bild: Protest in Bengasi. | |
| BERLIN taz | Das nach Tobruk im Osten Libyens geflohene Parlament hat sein | |
| am 20.Oktober auslaufendes Mandat am Montag verlängert. 112 von 131 | |
| anwesenden Abgeordneten des „Repräsentantenhauses“ folgten mit der | |
| eigenmächtigen Entscheidung ihrem Vorgänger- und Konkurenzparlament, dem | |
| „Nationalkongress“ in Tripolis, der trotz des Ablaufs seines Mandats im | |
| Sommer 2014 wieder tagt. | |
| Sollte der von der UNO ausgehandelte Friedensplan scheitern, hätte Libyen | |
| keine demokratisch gewählten staatlichen Institutionen mehr. Der Sprecher | |
| des international noch anerkannten Repräsentantenhauses betonte, man | |
| unterstütze weiterhin den Friedensprozess, wolle jedoch mit der | |
| Verlängerung ein Machtvakuum verhindern. | |
| Für den Journalisten Mohamed Eljahr aus Tobruk steht die Glaubwürdigkeit | |
| des gesamten Übergangsprozesses auf dem Spiel. „Das Parlament ist in eine | |
| Falle der von Islamisten dominierten Konkurrenz in Tripolis gegangen, die | |
| immer wieder für ihr undemokratisches Verhalten kritisiert wurden. Die | |
| Mehrheit der Libyer fühlt sich durch die Politiker beider Seiten nicht mehr | |
| vertreten.“ | |
| Nach Angaben der Medienabteilung des Repräsentantenhauses gilt die | |
| Mandatsverlängerung bis zu möglichen Neuwahlen, Parlamentssprecher Faraj | |
| Buhashim spricht hingegen von einer vorläufigen Begrenzung auf sechs | |
| Monate. | |
| „Aus Sicherheitsgründen“ blieb auch im Unklaren, welche Abgeordneten an der | |
| Sitzung teilgenommen haben. Da aber weniger als ein Drittel der im | |
| vergangenen Jahr gewählten Abgeordneten abstimmten, halten Vertreter der | |
| Zivilgesellschaft wie die Organisation „Rechtsanwälte für Gerechtigkeit“ | |
| die Entscheidung für ungültig. | |
| ## Nach Leons Ultimatum weiterverhandeln | |
| Der Sondergesandte der Vereinten Nationen, Bernardino Leon, kündigte | |
| vergangene Woche während der UN-Vollversammlung bereits an, keine | |
| einseitigen politischen Entscheidungen der Bürgerkriegsparteien zu | |
| akzeptieren. Leons Plan sieht die Gründung einer Einheitsregierung vor. | |
| Ursprünglich wollte der spanische Diplomat beide Kriegsparteien zu der | |
| Unterzeichnung seines Plans in New York drängen und hat nun den 20. Oktober | |
| als letztmöglichen Termin angesetzt, um den Konflikt friedlich zu lösen. | |
| Parlamentspräsident Ageela Salah will jedoch auch nach Leons Ultimatum | |
| weiterverhandeln, da er die von Leon den „Islamisten in Tripolis“ | |
| zugestandenen Vetorechte für die Besetzung der wichtigsten Ämter der | |
| künftigen Armee nicht akzeptiert. | |
| Da nicht die Vereinten Nationen als Ganzes, sondern jeder Mitgliedsstaat | |
| einzeln über die Anerkennung einer möglichen Einheitsregierung entscheidet, | |
| kann sich Salah zumindest auf die Unterstützung von Jordanien, Ägypten und | |
| den Vereinigten Arabischen Emiraten verlassen, die die libysche Armee seit | |
| Monaten in ihrem Kampf gegen islamistische Milizen mit Waffen versorgen. | |
| In Bengasi und der Sahara-Oasenstadt Kufra halten unterdessen die schweren | |
| Kämpfe an. | |
| 6 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Mirco Keilberth | |
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