# taz.de -- Totes Wild am Straßenrand: Jäger bestreiken tote Rehe | |
> Im Straßenverkehr getötete Tiere werden meist von Jägern entsorgt – nicht | |
> so im Kreis Plön: Der Jagdverband weigert sich aus Protest gegen eine | |
> Jagdsteuer. | |
Bild: Wer entsorgt Bambi? Plöner Jäger weigern sich aus Protest gegen eine St… | |
RENDSBURG taz | Wenn Maschine auf Tier knallt, ist das Ergebnis meist klar | |
und der Ablauf vorgeschrieben: Der Autofahrer ruft einen Jäger, der das | |
verletzte Reh per Fangschuss erlöst. Allein 14.700 Rehe, 520 Wildschweine, | |
1.200 Damhirsche und Scharen von Kaninchen, Mardern und anderen Kleintieren | |
werden pro Jahr allein in Schleswig-Holstein von Autos und Lastwagen | |
überfahren. In der Regel nimmt der Flintenträger den Kadaver gleich mit – | |
nur nicht im Kreis Plön. | |
Seit der Kreis im Jahr 2012 den Jagdpächtern eine Jagdsteuer auferlegt hat, | |
weigern die sich, das so genannte Fallwild zu entsorgen. Am heutigen | |
Donnerstag debattiert der Plöner Kreistag, ob die Steuer abgeschafft werden | |
soll. Manchmal lägen die verendeten Tiere tagelang am Straßenrand, seitdem | |
die Mitarbeiter des Kreises oder des für Straßenarbeiten zuständigen | |
Landesbetriebes die Kadaver abholten, kritisiert die Kreisjägerschaft. | |
Ein Zustand der, „höchst fragwürdig“ und „unschön“ sei: „Fakt ist,… | |
Jäger uns um die Wildunfälle gekümmert haben, gab es solche Probleme | |
nicht.“ Mehrere Parteien im Kreistag wollen den Jägern nun entgegenkommen: | |
CDU und FDP möchten die Steuer abschaffen, die Unabhängige | |
Wählergemeinschaft (UWG) möchte sie deutlich reduzieren. | |
Die Mehrheits-Kooperation aus SPD, Grünen und der Freien Wählergemeinschaft | |
(FWG) lehnt das jedoch ab: „ Wir lassen uns durch die Kreisjägerschaft und | |
ihre Protagonisten im Kreistag nicht erpressen“, sagt Gerd Dreßler (Grüne). | |
Er verweist darauf, dass die Jagdpächter überall im Land das Fallwild | |
ehrenamtlich von den Straßen holen, egal ob eine Steuer verlangt wird oder | |
nicht. | |
Vor allem würde sich der Kreis mit einem Verzicht keinen Gefallen tun: Rund | |
100.000 Euro nimmt das waldreiche Gebiet durch die Steuer ein. Die | |
Entsorgung der Tiere, die im 222 Kilometer langen Netz der kreiseigenen | |
Straßen getötet werden, erledigt der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr | |
(LBV), der für alle Wartungsarbeiten vom Kreis ohnehin eine Pauschale | |
erhält, rechnete der Kämmerer des Kreises in einer Sitzung des zuständigen | |
Bau- und Umweltausschusses vor. | |
Entsprechend klar fiel das Ergebnis der Abstimmung im Ausschuss aus: Die | |
Steuer bleibt. Wahrscheinlich zieht der Kreistag nach. Parallel laufen | |
Versuche, die Zahl der vom Auto erlegten Tiere zu senken. Dazu wurde an | |
einer unfallträchtigen Bundesstraße im Kreisgebiet vor einigen Jahren ein | |
Wildzaun und 2011 auch eine elektronische Wildwarnanlage aufgestellt: Eine | |
Leuchte informiert Autofahrer, wenn Tiere in der Nähe sind, damit es gar | |
nicht mehr zu Unfällen kommt. | |
30 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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