# taz.de -- Investigativer Journalismus bei Buzzfeed: Viel mehr als nur Katzenb… | |
> „Buzzfeed“ wurde lange für seine Bilderstrecken belächelt. Die US- und | |
> UK-Redaktionen betreiben aber zunehmend ernsthaften Journalismus. | |
Bild: Von „Buzzfeed“ gelernt: Katzen gehen immer. Besonders in Deutschland. | |
Berlin taz | Auf den ersten Blick scheint die Sache eindeutig: | |
[1][Buzzfeed] ist nicht irgendeine, sondern die Plattform für drollige und | |
skurrile Katzenbilder im Netz. Der internationale Arm der bald zehn Jahre | |
alten Plattform hält sich sogar eine Katze im Firmenlogo. | |
Ja, sagt Scott Lamb, der bei Buzzfeed das internationale Geschäft mit | |
leitet, der deutsche Ableger sei auch vor allem das: Entertainment. „Damit | |
kennen wir uns aus“, sagt er und lässt durchblicken, dass Spaßinhalte für | |
das Erfolgsportal bloß Mittel zum Zweck sind. | |
„Damit bauen wir erst mal unsere Reichweite aus und lernen, die sozialen | |
Netze in den jeweiligen Ländern zu verstehen“, erklärt Lamb. Die zehn | |
[2][Buzzfeed-][3][Redakteure in Berlin] hätten momentan vor allem die | |
Aufgabe, witzige Inhalte zusammenzutragen. Das liefern sie bisher auch | |
regelmäßig, versuchen sich aber von Zeit zu Zeit an Stücken zum politischen | |
Tagesgeschehen, etwa zu Flüchtlingen, Rassismus und Sexismus. Konkurrenz | |
machen sie den etablierten Redaktionen damit aber noch lange nicht. | |
In Großbritannien ist das anders: Die Verantwortlichen der BBC und der | |
großen Zeitungen beobachten die Aktivitäten des britischen Buzzfeed | |
zunehmend mit Sorge. Die dortige Redaktion hat beispielsweise Heidi Blake | |
und Michael Gillard von der Sunday Times für sich gewonnen, zwei der | |
profiliertesten Investigativen des Landes. Blake hat das Gebaren der Fifa | |
mit aufgedeckt. Jane Bradley wiederum hat früher für das | |
Investigativmagazin Panorama gearbeitet. | |
## Buzzfeed UK holte Reporter vom „Guardian“ | |
Mit Janine Gibson und James Ball hat der britische Buzzfeed-Ableger | |
inzwischen zudem einstige Mitarbeiter des Guardian unter Vertrag. Gibson | |
hatte die US-Ausgabe des Guardian aufgebaut, Ball war investigative | |
Reporter der Zeitung und davor Mitarbeiter der Enthüllungsplattform | |
Wikileaks. Buzzfeed, das nach Beteiligungen von mehreren hundert Millionen | |
US-Dollar im Geld schwimmt, wirkt auf Investigative wie ein Magnet. | |
Bei den Recherchen kooperiert die Plattform mitunter mit traditionellen | |
Medien wie der BBC. Zusammen mit „Newsnight“ – einer allabendlichen | |
Mischung aus Nachrichten- und Politmagazin, wie sie in Deutschland fehlt – | |
deckte Buzzfeed UK beispielsweise [4][Fehlentwicklungen an der Spitze der | |
Hilfsorganisation Kids Company] auf. | |
In den USA fährt Buzzfeed ebenso eine investigative Offensive. Dort | |
heuerten unter anderem Mark Schoofs und Aram Roston an. Schoofs gewann | |
einst den Pulitzer-Preis, Roston zwei Emmys. Andere Rechercheure kamen vom | |
freien Recherchebüro ProPublica. Buzzfeed US kam unter anderem einem | |
Schweinehändler auf die Schliche, der in internationale Waffengeschäfte | |
involviert war – nur ein Scoop. | |
## Teure Imagepflege | |
Warum aber investiert Buzzfeed in aufwändigen Journalismus? Wollen die | |
Macher des schnellen und bisweilen oberflächlichen Internetportals etwas | |
für ihr Wohlbefinden tun? „Uns geht es nicht um Prestige“, beteuert Lamb. | |
„Niemand wird Investigation betreiben, weil er damit reich wird. Aber es | |
dürfte unserem Geschäft helfen, wenn wir auch eine seriöse Seite zeigen.“ | |
Ob auch das Berliner Büro von Buzzfeed aufwändig recherchieren und dafür | |
vielleicht Investigative vom Spiegel, der Süddeutscher Zeitung oder | |
TV-Magazinen abwerben wird, ist indes unklar. Der deutsche Ableger ist | |
gerade ein Jahr alt geworden. Nutzerzahlen hält es geheim – sensationell | |
dürften sie nicht sein. Und überhaupt: Der Start einer eigenen | |
Recherchetruppe wäre nach der Buzzfeed-Logik auch erst der übernächste | |
Schritt. Erst mal würden zu Spaßinhalten kontinuierliche News kommen. Die | |
englischsprachigen Ausgaben haben der deutschen da viel voraus. | |
„In Großbritannien haben wir gerade erst angefangen, unsere investigative | |
Einheit auszubauen“, sagt Lamb, der vor einigen Jahren für die kleine | |
englischsprachige Redaktion von Spiegel Online gearbeitet hat. „Es ist noch | |
etwas zu früh, um darüber zu reden, ob wir auch in Deutschland eine | |
Rechercheeinheit gründen werden.“ | |
Womöglich wäre ja hierzulande ein anderes Feld erst einmal spannender: | |
Regionalnachrichten. Auch das probiert Buzzfeed nun in Großbritannien aus. | |
Während zahlreiche traditionelle Häuser wie die BBC sparen, sucht das | |
Buzzfeed-Büro in London neue Mitarbeiter. [5][Zunächst vier sollen über den | |
„regionalen Beat“] berichten, aus Nordengland, Schottland und Wales. Da | |
soll noch mal jemand sagen, das Lokale sterbe aus. | |
28 Sep 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.buzzfeed.com/?country=de | |
[2] /BuzzFeed-Chefin-ueber-Teilen/!5216615/ | |
[3] /BuzzFeed-Chefin-ueber-Teilen/!5216615/ | |
[4] http://www.buzzfeed.com/tag/kids_company | |
[5] http://www.theguardian.com/media/2015/sep/23/buzzfeed-to-cover-more-local-n… | |
## AUTOREN | |
Daniel Bouhs | |
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