# taz.de -- Kosten der Vorratsdatenspeicherung: Bürger zahlen eigene Überwach… | |
> Kunden zahlen die anlasslose Speicherung der Verbindungsdaten selbst. Die | |
> Kosten werden auch aus Steuermitteln gedeckt. | |
Bild: Zehn Wochen lang sollen deutsche Unternehmen Verbindungsdaten aller Kunde… | |
BERLIN taz | Die erneute Einführung der Vorratsdatenspeicherung wird | |
mindestens 260 Millionen Euro kosten, vermutet die Bundesregierung. Die | |
Angabe findet sich in einer der taz vorliegenden Antwort auf eine | |
parlamentarische Anfrage der Linken. | |
Die deutschen Telefon- und Internet-Unternehmen sollen künftig die | |
Verbindungsdaten aller Kunden anlasslos zehn Wochen lang speichern. Das | |
sieht ein Gesetzentwurf der Bundesregierung vor, über den der Bundestag in | |
diesem Herbst abstimmen wird. Für die „ersten Investitionskosten“ in die | |
Technik müssen die betroffenen Unternehmen nach Angaben der Bundesregierung | |
rund 260 Mio. Euro aufwenden. Die Regierung bezieht sich dabei auf eine | |
„grobe Schätzung“ der Bundesnetzagentur. Der deutsche Normenkontrollrat | |
schätzt die Kosten mit 600 Mio. Euro sogar mehr als doppelt so hoch ein. | |
Betroffen von dem Gesetz sind nach Angaben der Bundesregierung rund 1.000 | |
Unternehmen. Die meisten von ihnen sind so klein, dass die | |
Investitionskosten für sie als „unbillige Härte“ gelten und entschädigt | |
werden. Bei größeren Providern wie der Deutschen Telekom geht die Regierung | |
davon aus, „dass diese die Kosten in ihre Preisgestaltung einkalkulieren | |
und an ihre Kunden weitergeben“. | |
In ihrem Gesetzentwurf hatte die Bundesregierung noch angegeben, dass es | |
für die Bürger „keinen“ Erfüllungsaufwand gebe. Daran hält die Regierung | |
auch fest. „Normadressaten“ seien schließlich nur die Unternehmen. Der | |
Linken-Abgeordnete Jan Korte kritisiert jedoch: „Die Verbraucherinnen und | |
Verbraucher müssen entweder über ihre Steuern oder über die | |
Telekommunikationsgebühren für die Vorratsdatenspeicherung und ihre eigene | |
Überwachung bezahlen - Kunden der großen Unternehmen also gleich doppelt.“ | |
## Telefonseelsorge ist eine Ausnahme | |
Dass die endgültigen Kosten noch unklar sind, hängt auch daran, dass die | |
konkreten Anforderungen zum Schutz der zwangsgespeicherten Daten erst noch | |
von der Bundesnetzagentur festgelegt werden müssen. Korte findet auch das | |
bezeichnend. „Wer im Gesetzgebungsverfahren noch keine substantiierte Idee | |
hat, wie die Ausgestaltung aussehen könnte, sollte lieber die Finger davon | |
lassen.“ | |
Auf die Speicherung der Daten wird laut Gesetzentwurf nur bei sozialen und | |
kirchlichen Stellen verzichtet, die anonyme Beratungen anbieten - etwa bei | |
der Telefonseelssorge. In der entsprechenden Liste der Bundesnetzagentur | |
sind bisher 5.200 Anschlüsse eingetragen. | |
13 Sep 2015 | |
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