# taz.de -- Qualifikation zur Fußball-EM: Deutschland spielt brillant auf | |
> Die deutsche Elf bezwingt Polen mit 3:1 und übernimmt die | |
> Tabellenführung. Mario Götze überzeugt, stark spielt auch Kölns | |
> Verteidiger Jonas Hector. | |
Bild: Matchwinner Mario Götze (li.) lässt sich von Jerome Boateng (Mi.) herze… | |
Frankfurt taz | Joachim Löw ist eigentlich kein Sesselfurzer. Gerade in den | |
spielentscheidenden Phasen arbeitet er selten im Sitzen. Aber als in der | |
Frankfurter Arena etwa noch zehn Minuten zu spielen waren und etliche Polen | |
knapp an einer Freistoßflanke und dem möglichen Ausgleichstreffer | |
vorbeisegelten, da sah der Bundestrainer dem wilden Treiben geradezu | |
fatalistisch von seinem Bankplatz aus zu. | |
Einen „heißen Herbst“ und „die Woche der Wahrheit“ hatte er im Vorfeld… | |
Partie verkündet, weil sein Team in der EM-Qualifikation zu viele Punkte | |
hat liegen lassen. In diesem Moment jedoch beruhigte ihm womöglich das, was | |
er die 80 Minuten zuvor gesehen hatte, den Puls: ein trotz aller | |
Fehleranfälligkeit zuweilen brillant aufspielendes deutsche Team, wie man | |
es seit dem WM-Titelgewinn nicht mehr erlebt hatte. Nachdem dann Mario | |
Götze in der 82. Minute den Ball zum Endstand von 3:1 einschob, konnten | |
sich dann auch die Zweifler unter den deutschen Fans zurücklehnen. | |
Hinterher hob der Bundestrainer hervor, dass man sich die Gestaltung des | |
Spiels nie aus der Hand nehmen ließ und selbst die gefährlichsten Angriffe | |
des Gegners zu verantworten hatte. „Die zwei, drei Möglichkeiten der Polen | |
sind nur aus Fehlern von uns entstanden“, erklärte er nach der Partie. | |
Insbesondere Manuel Neuer legte mit seinem misslungenen Abschlag gegen Ende | |
der ersten Hälfte seinem Teamkollegen vom FC Bayern Robert Lewandowski den | |
Ausgleich zum 2:2 quasi auf den Fuß. Dank eines unglaublichen Reflexes | |
konnte er jedoch seinen Patzer wieder gutmachen. Und auch andere deutsche | |
Spieler leisteten sich gelegentlich einfachste Fehlpässe, nachdem sie den | |
Ball in den ersten 35 Minuten traumwandlerisch sicher durch ihre eigenen | |
Reihen zirkulieren ließen. | |
## Löw: „Wir haben es gut gelöst“ | |
In der Vergangenheit wurde Löw oft genug zum Rumpelstilzchen an der | |
Seitenlinie, wenn sich seine Elf auf diese Weise um den Lohn seiner | |
ansehnlichen Bemühungen brachte. Am Freitagabend konstatierte der | |
55-Jährige aber nur leichthin: „Wir machen es uns manchmal ein bisschen | |
schwer.“ Und er resümierte: „Wir haben es gut gelöst.“ Nach einem Jahr … | |
saturierten Behäbigkeit hatte die zurückerlangte Dominanz und Souveränität | |
des Weltmeisters Löw an diesem Abend äußerst milde gestimmt. | |
Ein gewisser Spannungsabfall nach einem erfolgreichen Großereignis ist bei | |
allen Teams immer wieder zu beobachten. Dass diese Phase mit der Partie | |
gegen Polen eindrücklich abgeschlossen werden konnte, erleichterte Löw | |
offensichtlich. Von den Arrivierten überzeugte vor allem Mario Götze. Der | |
Münchner erzielte nicht nur zwei Treffer, sondern sorgte mit seinem | |
immensen Laufpensum immer wieder für Unruhe in der polnischen Abwehr. | |
Eminent wichtig aber dürften die Fortschritte sein, die auf der Baustelle | |
zu beobachten waren, die Philipp Lahm mit der Beendigung seiner | |
DFB-Karriere massiv vergrößert hat: die Besetzung der | |
Außenverteidigerpositionen. Vornehmlich Jonas Hector überzeugte in seinem | |
sechsten Länderspiel auf der linken Seite wie noch nie, harmonierte mit | |
Karim Bellarabi und bereitete sowohl den Treffer von Thomas Müller (12.) | |
als auch von Mario Götze (19.) vor. Löw lobte: „Jonas Hector mit seiner | |
Klarheit, mit seinem einfachen und seriösen Spiel, technisch gut, | |
laufstark, macht immer einen sehr guten Eindruck.“ | |
## Debütant Emre Can eifrig, aber oft übereifrig | |
Der so grundsätzlich Gepriesene Hector wollte aber aus seiner Leistung | |
keine weiteren Ansprüche ableiten: „Das ist kein Selbstläufer. Darauf | |
ausruhen sollte ich mich natürlich nicht.“ Wie experimentierfreudig Löw auf | |
den Außenpositionen ist, konnte Hector schließlich auf der anderen Seite | |
beobachten. Emre Can vom FC Liverpool feierte nicht nur sein | |
Nationalmannschaftsdebüt, sondern musste zudem die für ihn ungewohnte | |
rechte Außenverteidigerposition einnehmen. Vorerst vermutlich nur eine | |
Kompromisslösung. Can war zwar eifrig, oft aber auch zu übereifrig. | |
In Schottland, wo am Montag (20.45 Uhr) in Glasgow das nächste Spiel | |
ansteht, werden beide wahrscheinlich ihre nächste Gelegenheit bekommen, | |
sich weiter ins Team zu spielen. Der Druck ist dann zumindest bei weitem | |
nicht mehr so groß. Deutschland reist nun als Tabellenführer an. Und nach | |
der Niederlage der Schotten am Freitag in Georgien (0:1) erwartet Joachim | |
Löw ein offeneren Schlagabtausch: „Schottland muss nun zu Hause etwas | |
investieren.“ | |
5 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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