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# taz.de -- EM-Qualifikation Niederlande vs. Türkei: Alles nur wegen zwei Schw…
> Nach der Niederlage in der Türkei müssen die völlig verunsicherten
> Niederländer um die EM fürchten. Die Türkei hingegen hat wieder Chancen.
Bild: Kein Durchkommen für den niederländischen Spiellenker Wesley Sneijder
Fatih Terim hatte die Sündenböcke für ein mögliches vorzeitiges EM-Aus der
Türkei schon vergangenen Freitag gefunden. Nachdem ihm das bittere 1:1 in
der Nachspielzeit im Qualifikationsspiel gegen Lettland seinen 62.
Geburtstag verhagelt hatte, machte Terim den Schiedsrichter Stefan
Johannson für das Ergebnis verantwortlich, weil der zuvor ein angeblich
korrektes Tor von Burak Yilmaz nicht gegeben hatte. Und überhaupt:
Schweden! Schon gegen Tschechien hatte ein Schiedsrichter aus diesem Land
durch eine Fehlentscheidung den Türken Punkte geklaut, zeterte Terim: „Wir
sind in dieser Situation wegen zwei Schweden.“
Die „Milli Takim“ und ihr Trainer standen vor dem Anpfiff der Partie gegen
Holland am Sonntagabend unter hohem Rechtfertigungsdruck. Es war eine
klassische Fatih-Terim-Situation, wie sie sich die türkische Trainerlegende
so gerne konstruiert: Alles und alle haben sich gegen ihn, sein Team und
sein Land verschworen. Doch er, der „Imparator“, so seine Hoffnung, findet
dann doch noch eine Lösung und wird als großer Triumphator gefeiert.
Am Sonntag ist dieses Kalkül von Terim aufgegangen: Am Montag schrieben die
türkischen Zeitungen schon wieder von einem „Heldenepos“ (Milliyet), das
der Trainer und sein Team da beim 3:0 gegen die Niederlande angeblich
aufgeführt hatten. Die Türken stehen plötzlich zwei Punkte vor den
Niederlanden auf Tabellenrang drei der Gruppe A, in der Island und
Tschechien bereits für die EM 2016 in Frankreich qualifiziert sind.
Die Türken spielen zum Abschluss im Oktober noch gegen Island und
Tschechien, die Niederlande reisen noch nach Kasachstan und empfangen
Tschechien. Holland droht nun sogar, die Playoff-Spiele im November zu
verpassen.
Trainer Danny Blind musste nach dem 0:1 gegen Island am Sonntag in der
Türkei bereits seine zweite Niederlage erklären. Und wer nach nur zwei
Spielen als Verantwortlicher gefragt wird, ob er an Rücktritt denke, der
hat schnell Vertrauen verspielt. Nein, sagt Blind tapfer, er denke keine
Sekunde an einen freiwilligen Rücktritt. Und Bert van Oostveen, der
Direktor des niederländischen Fußball-Verbandes (KNVB), erklärte: „Ich
stehe vollständig hinter dem Trainer und seinem Betreuerteam.“ Würde van
Oostveen was anderes sagen, müsste er den zweiten entscheidenden Fehler des
KNVB nach der WM 2014 zugeben.
## Alte Gesichter
Nachdem Louis van Gaal zurückgetreten war, war die Inthronisierung von Guus
Hiddink als neuen Trainer der erste Fehler. Der Routinier hatte längst
Kraft und Esprit verloren. Und als dann nach Hiddinks viel zu spätem
Rücktritt im Juni dessen Assistent Blind als Chef berufen wurde, begegneten
viele Beobachter dieser Maßnahme mit Skepsis. Alte Gesichter stehen nicht
für Aufbruch. Blind wollte einen neuen Reiz setzen, in dem er Arjen Robben
statt Robin van Persie zum Kapitän ernannte. Doch Robben verletzte sich
gegen Island und fehlte der Elftal in der Türkei. Blind musste am Sonntag
deshalb wieder auf den degradierten van Persie setzen – was nicht
funktionierte.
Der Wechsel auf dem Trainerposten nach van Gaals Abschied ist misslungen.
Und in allen Mannschaftsteilen herrscht seit dem dritten Platz bei der WM
2014 Durchschnitt. Torwart Jasper Cillessen beispielsweise wehrt derzeit
Bälle nur ab, wenn er angeschossen wird. Und macht dann noch ein Routinier
wie Trainersohn Daley Blind so einen lächerlichen Fehler wie vor dem
vorentscheidenden 0:2 durch Arda (26.), wird die ohnehin große
Verunsicherung nur noch größer.
Ein begnadetes Talent wie Memphis Depay, in diesem Sommer für 35 Millionen
Euro von Eindhoven zu Manchester United gewechselt, treibt in guten Moment
zwar Gegenspieler zur Verzweiflung – in schlechten Momenten aber auch
Mitspieler und Fans. Dieser holländischen Elf fehlt es in allen Bereichen
an Stabilität.
Fatih Terim hingegen widmete den Sieg den „Märtyrern von Daglica“. Am
Wochenende waren 15 Soldaten der türkischen Armee bei einem Anschlag der
kurdischen PKK im Südosten des Landes zu Tode gekommen, das Militär hatte
zuvor eine Offensive gegen PKK-Kämpfer gefahren. Terim schließt vor der
Endphase der Qualifikation die Reihen, auch das kennt man von ihm.
7 Sep 2015
## AUTOREN
Tobias Schächter
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