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# taz.de -- Studie über die Deutschen: Schuldenkrise macht uns Angst
> Die Deutschen fürchten sich vor allem vor äußeren Bedrohungen. Und
> besonders die Männer werden ängstlicher, wenn es um Terror geht.
Bild: Angst vor der Griechenland-Krise?
Berlin taz | Terror, Krieg und Zuwanderung: Davor fürchten sich die
Deutschen immer mehr. Das ergab eine Studie, für die die R+V-Versicherung
jedes Jahr rund 2.400 Bürger nach ihren Ängsten fragt.
Noch mehr als Terroristen fürchten die Befragten diesmal eine
Naturkatastrophe. Die meiste Angst aber haben sie natürlich, wenn es ums
Sparschwein geht: 64 Prozent befürchten, dass ihnen ihr Geld durch die
Schuldenkrise anderer EU-Staaten abhanden kommt. Die Deutschen haben also
besonders Angst vor Dingen, die a) von außen kommen und b) eher
unkontrollierbarer Natur sind.
Passend dazu fragte die Studie in diesem Jahr – neben dem jedes Jahr
vorkommenden Aspekt der „Spannungen durch den Zuzug von Ausländern“ - auch
nach Angst vor „Überforderung von Behörden und Bürgern durch mehr
Asylbewerber“. Ergebnis: Die Hälfte der Teilnehmer empfindet das als
Bedrohung – Platz vier in der Gesamtwertung aller Ängste.
Entspannter als früher sehen die Befragten stattdessen die klassischen
Zukunftssorgen: steigende Lebenshaltungskosten und Arbeitslosigkeit. Vor
zehn Jahren hatten letzteres doppelt so viele Befragte als eine ihrer
größten Ängste angegeben. Darin unterscheiden sich allerdings Ost und West:
In Ostdeutschland ist die Furcht vor höheren Lebenshaltungskosten um 19
Prozent höher als in Westdeutschland.
## Angst vor Zuwanderung
Auch die Angst vor Zuwanderung und Überforderung der Behörden durch
Asylbewerber ist hier deutlich größer. Überhaupt übersteigt das
durchschnittliche Angstniveau im Osten das im Westen: 43 Prozent sind es in
Ostdeutschland, in Westdeutschland nur 38 Prozent. Auffallend sind
Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen haben immer weniger Furcht,
besonders in wirtschaftlichen Zusammenhängen.
Männer hingegen werden ängstlicher – gerade, wenn es um Terror und Krieg
mit deutscher Beteiligung geht. Manfred G. Schmidt, Professor an der Uni
Heidelberg, berät die Versicherung bei der Konzeption und Auswertung der
Studie. Er vermutet für die männlichen Ängste zwei Gründe.
Zum einen befürchteten die Männer, dass sie im Falle eines Krieges
eingezogen würden. Zum anderen könne männliche Statusangst eine Rolle
spielen, wenn man den grundsätzlichen Anstieg von Ängsten bei männlichen
Befragten der Studie betrachte.
Dass die Ängste der Deutschen vor allem mit abstrakten Vorstellungen von
Fremdem und Unbekanntem zusammenhängen, überrascht kaum. Neu ist die
Intensität, mit der sich der Durchschnittsbürger vor Bedrohungen von außen
fürchtet, während er sich in wirtschaftlichen Fragen eher in Sicherheit
wiegt.
## Bilder von Anschlägen
Schmidt sagt dazu: „Die andauernden Medienberichte und Bilder von
terroristischen Anschlägen zeugen von realen Bedrohungen, auf die die
Menschen reagieren.“ Besonders das Gefühl, bestimmte Dinge nicht
beeinflussen zu können, schüre Ängste.
Im Osten komme außerdem das Gefühl vieler Menschen hinzu, keinen gerechten
Anteil am Wohlstand des Landes zu haben. Sie empfänden Zuwanderung als
„Zumutung“. Bei der Frage, ob aus der festgestellten Angst vor Zuwanderung
irgendwann Rechtsextremismus werden könnte, hält man sich zurück.
Das Thema der zunehmenden Gewalt von rechts wurde gar nicht erst abgefragt.
Dies sei unter dem Aspekt „Politischer Extremismus“ abgedeckt. Eine
Sonderfrage zum Thema Rechtsterrorismus sei tendenziös und würde in der
Umfrage „irritieren“.
3 Sep 2015
## AUTOREN
Johanna Roth
## TAGS
Angst
Studie
Krise
Ängste
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Angela Merkel
Schwerpunkt Krise in Griechenland
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