# taz.de -- Hotels in London: Von Privatbutler bis Mausefalle | |
> Übernachten in London: Unser Autor zeigt drei der billigsten und zwei der | |
> teuersten Möglichkeiten, um in der Stadt zu übernachten. | |
Bild: Covent Garden in London. | |
London ist eine Stadt der Unterschiede. Auch in der Hotellerie. In dem als | |
teuer verschrienen London gibt es aber durchaus günstige | |
Übernachtungsangebote und selbstverständlich den klassischen Superluxus. | |
## Zelten | |
Lauter Verkehr an der Straßenkreuzung an der A 1 in Nordlondon. Genau hier | |
neben einem Tierheim steht der Garten von Gillian Hoggard. „Dieser Garten | |
ist mit seinem Obst und Gemüse Teil meiner Küche, aber auch mein Luxus und | |
meine Therapie“, sagt Hoggard. Für 10 Pfund pro Nacht können in ihrem | |
Garten Gäste mit dem eigenen Zelt übernachten. Privat ist es nicht gerade, | |
denn die ganze Reihenhauskette schaut mit in den Garten. | |
Hoggard ist eine von 30 GastgeberInnen im Londoner Innenbereich der | |
CampInMyGarden Initiative ([1][campinmygarden.com]). Ausgestattet mit ihrem | |
eigenen Zelt und Schlafsack können sich Reisende dank dieser Initiative in | |
privaten Gärten rund um die Welt niederlassen. Bei Hoggard hat man auch | |
noch ungestörten Zugang zu einer Gartenhaustoilette mit zusätzlichem | |
Kaltwasserwaschbecken. | |
## Zimmer teilen | |
In Norwood, am südlichen Rand Londons, kann man bei dem Fotografen und | |
Kunstberater Ali Zaidi, umsonst übernachten. Zaidi ist einer von vielen | |
Anbietern bei Couchsurfing ([2][www.couchsurfing.com]). Viel kann er | |
momentan nicht anbieten. Nicht mehr als eine Matratze mit Decke im | |
Wohnzimmer, und gleich neben seinem eigenen Bett. Couchsurfing macht er, | |
„weil mich Menschen und ihre Geschichten interessieren. Couchsurfing ist | |
wie ein freundlicher Handschlag“, so beschreibt er es galant. | |
## Jugendherberge | |
Im Clink 78 in Kings Cross, einer Jugendherberge im Zentrum Londons, steht | |
die Mausefalle dezent in der hintersten Ecke. Sie ist eine von zwei | |
Herbergen, in der man ab 13 Pfund eins von 500 Betten buchen kann, die | |
meisten in Achtpersonenzimmern. | |
Der langhaarige, etwas klein geratene Ire Pearse Commins ist selbst | |
ehemaliger Traveller. Er ist mächtig stolz darauf, dass er hier seit | |
einigen Monaten Manager ist. „Hier lebt echte Herbergskultur“, verkündet | |
er. „Es ist ein Platz für Weltreisende, wo jeder Gast noch individuell | |
begrüßt und betreut wird.“ Commins will, dass Menschen ins Gespräch kommen, | |
das gehöre bei einer Herberge dazu. Das Clink78 | |
([3][www.clinkhostels.com/78]) hat dafür eine große Gemeinschaftsküche, | |
Bar, und diverse Aufenthaltsräume. | |
Die heutige Jugendherberge war im 19. Jahrhundert ein Schwurgericht. Die | |
Denkmalschutzauflagen sind hoch, das historische Gebäude samt Gerichtssaal | |
muss erhalten bleiben. Wer will, kann sich für einen Aufpreis sogar eine | |
Einzelzelle in den ehemaligen Gefängniszellen buchen. Die anderen | |
Stockwerke wurden neu dazugebaut. Jugendlich cool und mit kräftigen Farben. | |
Unter den vielen Schulklassen auf Englischtrip und den Travellern finden | |
sich auch Leute, die vorerst nicht vorhaben weiterzureisen. | |
Ormitti, ein Rezeptionist, und Marion, eine Angestellte aus Frankreich, | |
leben hier temporär, während sie versuchen, in London Arbeit zu finden. | |
Allerdings: „Ich schlafe nicht immer gut, weil manche Leute um vier Uhr in | |
der Früh angetrunken alle anderen wecken“, gesteht die 22-jährige Marion | |
## Das Langham Hotel | |
Im neunstöckigen prunkvollen Langham Hotel ([4][www.langhamhotels.com]) an | |
der Einkaufsstraße Regents Street kommt das selbstverständlich nicht vor. | |
In dem 150 Jahre alten Artdéco-Großhotel übernachteten schon Toscanini, | |
Dvorak und die Prinzessin von Wales. „Bei uns ist keiner der Angestellten | |
weniger wichtig“, behauptet Zimmerdirektor Paul Skinner enthusiastisch. Es | |
gehe um eine positive Arbeitskultur, die sich auf die Gäste übertrage. | |
33.000 Pfund kostet die 450 Quadratmeter große Penthouse Suite des Hotels. | |
Fadi Samhoun, der aus dem Libanon stammende, kahlgeschorene Butler im | |
dunkelblauen Anzug, verkörpert den Stil des Hauses. „Ich bin spezialisiert | |
auf das Erkennen der Menschen in wenigen Augenblicken“, sagt er. „Es gilt | |
herauszufinden, welche Gewohnheiten sie haben“, weiß Samhoun. | |
„Buttlertraining ist dabei nicht alles. Es zählt die Lebenserfahrung“, sagt | |
er. Als ein Staatsoberhaupt einmal morgens ankam und für einen Besuch in | |
Downing Street nachmittags noch einen Anzug brauchte, zauberte Samhoun | |
kurzerhand sechs Schneider herbei. „Am Ende nahm das Staatsoberhaupt sogar | |
mehrere Anzüge mit nach Hause“, lacht Samhoun. | |
Auch an der Bar hört man vom großen Einsatz bescheidener Mitarbeiter. | |
Simone Caporale steht hier hinter der Bar. „In den ,kreativen Stunden‘ ab | |
drei Uhr morgens, wenn die meisten Gäste weg sind, experimentiere ich oft“, | |
gesteht er. Dafür trägt die Bar seit drei Jahren den Titel „beste Bar der | |
Welt“. | |
## Das Claridge | |
Westlich der noblen Bond Street steht das Claridge | |
([5][www.claridges.co.uk]) aus dem Jahr 1812. Konrad Adenauer, Brad Pitt, | |
Joan Collins, Mick Jagger, und Audrey Hepburn zählen zu seinen Gästen. Wer | |
durch die legendäre Drehtür den berühmten, schwarzweiß karierten glänzenden | |
Marmorboden der Lobby betritt, befindet sich im Edeluniversum. Beliebt ist | |
das Claridge besonders in der Mode und Designerwelt. Einige Räume wurden | |
von Designern persönlich gestaltet.Thomas Kochs, der deutsche Hotelmanager, | |
behauptet, allen Wünschen seiner Gäste nachzugehen. Aber vor allem will er | |
sie überraschen. Es seien die kleinen, nicht geplanten oder | |
unvorhergesehenen Dinge, an die sich Menschen nach einem Aufenthalt | |
erinnern. „Die leichte Verbeugung des Fahrstuhlführers in Londons ältestem | |
und einzigem personenbedienten Lift etwa oder der Burberry Trenchcoat im | |
Schrank jedes Zimmers.“ Ab 700 Pfund die Nacht kann man diesen Luxus | |
genießen. Eine Nacht in der Royal Suite kann bis zu 10.000 Pfund kosten. | |
Jedes Zimmer im Claridge hat seinen eigenen Charakter von modern bis | |
klassisch viktorianisch. Zum Eleganzschnuppern kann das Hotel auch für den | |
Afternoon Tea oder einen Drink in der original 20er-Jahre-Bar besucht | |
werden. | |
19 Sep 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://campinmygarden.com | |
[2] https://www.couchsurfing.com/ | |
[3] http://www.clinkhostels.com/78%3C0x200E%3E | |
[4] http://www.langhamhotels.com | |
[5] http://www.claridges.co.uk/ | |
## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn | |
## TAGS | |
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