# taz.de -- Mord bei Gay-Pride in Jerusalem: Ultraorthodoxer Jude angeklagt | |
> Laut Anklage soll der 39-jährige Jude, der in Jersualem sieben Menschen | |
> bei einer Parade niedergestochen hat, die Tat geplant haben. Er zeigt | |
> keine Reue. | |
Bild: Tel Aviv Anfang August 2015: Gedenken an das Opfer des Attentats der Gay … | |
JERUSALEM dpa/afp | Gut drei Wochen nach einer [1][tödlichen Messerattacke | |
bei einer Schwulen- und Lesbenparade in Jerusalem] ist der ultraorthodoxe | |
Täter wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt worden. Die | |
Staatsanwaltschaft reichte die Anklageschrift am Montag beim Bezirksgericht | |
in Jerusalem ein. Der 39-Jährige hatte am 30. Juli bei der Parade sieben | |
Menschen niedergestochen. Darunter war eine 16-Jährige, die später an ihren | |
schweren Verletzungen starb. | |
Jischai S. müsse sich in einem Prozess „wegen vorsätzlichen Mordes, | |
sechsfachen Mordversuchs und schwerer Körperverletzung“ verantworten, | |
teilte das israelische Justizministerium mit. Zuvor war der religiöse | |
Fanatiker einem psychiatrischen Gutachten unterzogen und für schuldfähig | |
erklärt worden. | |
Der strengreligiöse jüdische Täter war erst drei Wochen zuvor aus dem | |
Gefängnis entlassen worden. Dort hatte er nach einer Messerattacke auf | |
Teilnehmer einer ähnlichen Parade 2005 zehn Jahre Haft verbüßt. Der Polizei | |
wurden nach dem Mord schwere Versäumnisse vorgeworfen, weil sie ihn trotz | |
seiner Vorgeschichte nicht überwacht hatte. | |
Laut der Anklageschrift hatte der 39-Jährige den Mord geplant und dafür ein | |
15 Zentimeter langes Küchenmesser gekauft. Zunächst habe eine Polizistin | |
ihn daran gehindert, sich unter die Teilnehmer zu mischen. Eine halbe | |
Stunde später sei es ihm dann von einer anderen Stelle aus gelungen. Der | |
16-Jährigen habe er in den Rücken gestochen und dabei die Lunge verletzt. | |
Sie starb nach schwerem Blutverlust im Krankenhaus. | |
Während der Sitzung am Montag zeigte der Angeklagte keine Reue. Er forderte | |
stattdessen, keine Gay-Pride-Paraden in Jerusalem zu veranstalten, weil | |
diese die heilige Stadt entweihten. „Stoppt diese Provokation von Gott“, | |
sagte er. S. lehnt, wie ein Teil der Ultraorthodoxen, den Staat Israel, | |
seine Gesetze und Rechtsprechung ab und akzeptiert deshalb keine | |
Strafverteidiger. | |
24 Aug 2015 | |
## LINKS | |
[1] /CSD-in-Jerusalem/!5220105 | |
## TAGS | |
Gay Pride | |
Ultraorthodoxe | |
Jerusalem | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
[tazze]IG | |
orthodox | |
orthodox | |
Israel | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pride Parade in Israel: Queer unter Rechtsextremen | |
Unter Anfeindungen startet am Donnerstag die Pride Parade in Jerusalem. Für | |
die Sicherheit zuständig ist ausgerechnet der rechte Minister Ben Gvir. | |
Pride-Parade in Jerusalem: Streng gesichert feiern | |
25.000 Menschen nahmen an der LGBTI-Parade teil. Über 2.000 Polizisten | |
waren im Einsatz. Zuvor wurden mehrere mutmaßliche Attentäter festgenommen. | |
CSD in Israel: Wenn Regenbogenfahnen brennen | |
Vor einem Jahr erstach ein ultraorthodoxer Jude eine Frau auf der | |
Pride-Parade in Jerusalem. Auch dieses Jahr sind Angriffe zu erwarten. | |
Netanjahu verstärkt Grenze zu Jordanien: Israel macht dicht | |
Israel will „illegal“ einreisende Flüchtlinge abwehren und errichtet eine | |
Sperranlage an der Grenze zu Jordanien. Der erste Teil soll in einem Jahr | |
fertig sein. | |
CSD in Jerusalem: Verletzte bei Messerattacke | |
Ein ultraorthodoxer Jude stach bei der Gay Pride in Jerusalem auf Feiernde | |
ein. Es war nicht sein erster Angriff auf Homosexuelle. |