| # taz.de -- Kommentar Auszeichnung Sadik Al-Azms: Glück im Unglück | |
| > Der syrische Philosoph Al-Azm musste fliehen. In Weimar wurde er | |
| > ausgezeichenet. Solch kulturellen Gesten müssen politische Taten folgen. | |
| Bild: Der syrische Philosoph Sadik al-Azm wurde mit der Goethemedaille ausgezei… | |
| Auch der Philosoph Sadik al-Azm musste fliehen. [1][Im taz-Gespräch erklärt | |
| er die Beweggründe, warum er jüngst seine Heimat Syrien verlassen musste.] | |
| Und mit ihm auch ein Teil seiner Familie. Bürgerkrieg ist nicht gleich | |
| Bürgerkrieg, Menschen haben eine Biografie und ein konkretes Leben. Al-Azm | |
| hatte Glück im Unglück. Nicht nur, dass er sein Leben vor Islamisten oder | |
| den Schergen Assads retten konnte. Als international tätiger Professor ist | |
| er ein globalisierter Weltbürger. Bekannt und vertraut mit dem Westen, | |
| fanden er und seine Familie in der Bundesrepublik Zuflucht. | |
| „Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlinge aufnehmen.“ Auf diese prägnante | |
| Formel brachte es Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, als al-Azm am | |
| Freitag mit der Goethemedaille in Weimar geehrt wurde. Er bekam diese | |
| Auszeichnung der Bundesrepublik zusammen mit dem britischen Museumsdirektor | |
| Neil MacGregor sowie der in Brasilien lebenden deutsch-jüdischen | |
| Theaterdirektorin Eva Sopher verliehen. | |
| Neben Ramelow (Die Linke) grenzten sich dabei auch der Präsident des | |
| Goethe-Institus, Klaus Dieter Lehmann, sowie Staatsministerin Maria Böhmer | |
| (CDU) klar gegen Rassismus und Rechtspopulismus ab. | |
| Aber den kulturellen Reden müssten in der Politik Taten folgen. SPD-Chef | |
| Gabriel sonnt sich im Flüchtlingsaktivismus einzelner Parteimitglieder. | |
| Doch war es auch seine Partei, die sich in Regierungsverantwortung weiter | |
| reichenden Reformen verschloss, wie sie den Grünen schon lange | |
| vorschwebten. | |
| In der Koalition mit der CDU können sich die Genossen nun hinter den | |
| zögerlichen Konservativen verstecken. Dabei ist die weitere Entwicklung an | |
| den EU-Südgrenzen absehbar. Despotien, Islamismus, gescheiterte Staaten. | |
| Davon spricht auch der Philosoph al-Azm: Wenn in Syrien das große Morden | |
| vorüber ist, werden die Warlords bleiben. | |
| ## Aufnehmende statt abwehrende Haltung | |
| Wer dem entkam, kehrt so schnell nicht zurück. Will die Europäische Union | |
| eine humanistische bleiben, muss sie statt in Befestigungen in ein | |
| einheitliches Reglement zur Verteilung und Integration Asylsuchender | |
| investieren. Ebenso auch konsequent zwischen jenen unterscheiden, die ihr | |
| nacktes Leben retten, und jenen, die vor allem ein ökonomisch besseres | |
| suchen. Für Letztgenannte sollten die vereinigten Staaten von Europa | |
| endlich Anreize für ein legales Bewerbungs- und Einreiseverfahren schaffen. | |
| Flucht- und Asylgründe lassen sich zwar nach Region und Herkunft nicht | |
| immer klar trennen, doch eine aufnehmende statt eine abwehrende Haltung | |
| würde mit der Zeit eine vernünftigere Anleitung zur Praxis entfalten. Nur | |
| müsste man endlich damit beginnen. | |
| 1 Sep 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Fanizadeh | |
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