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# taz.de -- Polen streiken gegen britische Vorurteile: Migranten aller Länder,…
> Immigranten aus Polen fühlen sich als hart arbeitende Minderheit nicht
> respektiert. Deswegen gehen sie auf die Straße. Und fordern Ukip zum
> Duell.
Bild: Polnische Arbeiter am Donnerstag vor dem Parlament in London mit der sinn…
Dublin taz | Ein Streik gegen Vorurteile und für Respekt? Zumindest nicht
alltäglich. Teile der polnischen Gemeinde in Großbritannien haben genau das
am Donnerstag versucht. Einige Immigranten legten die Arbeit nieder und
demonstrierten vor dem Parlament in London gegen die anti-polnischen
Vorurteile vieler Briten.
Der Streik, den eine Exil-Polin in einem Internet-Forum vorgeschlagen
hatte, wurde von der in Großbritannien erscheinenden polnischen Zeitung
Polish Express unterstützt. „Wir wollen nicht länger Bürger zweiter Klasse
sein“, sagte Chefredakteur Tomasz Kowalski. Es gehe darum, zu zeigen, welch
wichtigen Beitrag die polnischen Immigranten in Großbritannien leisten.
Polen stellen nach den Indern die zweitgrößte ausländische
Bevölkerungsgruppe. Bei der Volkszählung 2011 wurden knapp 600.000
polnische Immigranten gezählt. Die Zahl dürfte um mindestens 100.000 höher
liegen. Da es in Großbritannien keine Meldepflicht gibt, lässt sich das
jedoch nur schätzen. Polnisch ist jedenfalls nach Englisch die
meistgesprochene Sprache auf der Insel, vor allem in London gibt es
polnische Läden, Supermärkte haben polnische Abteilungen eingerichtet.
Viele Polen hielten den gestrigen Streik jedoch für töricht. George
Byczynski von der „Britischen Poleninitiative“ sagte, das dürfe nur ein
letztes Mittel sein. „Meine Freunde und ich kamen zu der Überzeugung, dass
ein Streik eine riskante Sache ist“, sagte Byczynski, der vor sechs Jahren
aus Krakau nach London gekommen war, um Jura zu studieren.
„Wir wollten ein positives Signal setzen.“ Da der Nationale
Gesundheitsdienst in diesem Jahr 200.000 Blutspenden benötigt, kam er auf
die Idee, dass man 10.000 Migranten dazu bewegen könne zu helfen. Die
Blutspendestellen in Großbritannien waren am Donnerstag ausgebucht.
Er selbst habe bisher noch keine Bekanntschaft mit Ressentiments gemacht,
sagte Byczynski, aber seinem Freund in der Grafschaft Kent haben sie die
Garage angezündet und das Haus mit Graffiti besprüht. „Wir machen uns große
Sorgen über den Aufstieg der United Kingdom Independence Party“, sagte
Byczynski. Nicht zuletzt auf Druck von Ukip möchte Premierminister David
Cameron gerne das freie Niederlassungsrecht in der EU einschränken.
## Schwertduell mit Ukip-Chef Farage
Ukip will am liebsten aus der EU austreten. Überraschenderweise hatte die
Partei aber bei den Wahlen im Mai im Londoner Wahlkreis Tooting einen
polnischen Immigranten als Kandidaten aufgestellt: Der Bankier Przemek
Skwirczynski sagte völlig ironiefrei, Großbritannien sei zu voll und müsse
das Recht bekommen zu entscheiden, wer ins Land dürfe.
Ein anderer Pole, der angebliche Prinz Yanek Zylinski, hat hingegen den
Ukip-Chef Nigel Farage zu einem Duell herausgefordert. „Ich möchte, dass
wir uns im Hyde Park mit unseren Schwertern treffen und die Sache
bereinigen, wie es ein polnischer Aristokrat und ein englischer Gentleman
traditionell tun“, sagte er im April auf YouTube.
Ein Ukip-Sprecher lehnte bedauernd ab: „Nigel besitzt gar kein Schwert. Und
er ist überrascht, dass ein polnischer Prinz nicht besorgt ist, dass Polen
viele seiner begabtesten jungen Menschen verliert.“
20 Aug 2015
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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Großbritannien
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