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# taz.de -- Kommentar Entlassung UN-Blauhelmchef: Merkwürdiger Nachgeschmack
> Er will ein Zeichen setzten: Ban Ki Moon entlässt erstmals den Chef einer
> Blauhelmmission. Aber für die Menschen in Bangui ändert sich dadurch
> nichts.
Bild: Der senegalesische General Babacar Gaye 2012 in Damaskus
„Es reicht“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, als er zum ersten Mal in
der Geschichte der Vereinten Nationen den Chef einer Blauhelmmission wegen
massiver Vorwürfe gegen seine Soldaten entließ. Der erzwungene Rücktritt
von General Babacar Gaye, Leiter der UN-Mission in der Zentralafrikanischen
Republik, ist ein willkommener Schritt.
Die Mission gibt es erst seit einem Jahr, aber es liegen schon 57 Vorwürfe
gegen ihre Soldaten vor, von Vergewaltigung bis Mord. Die
zusammengewürfelte Truppe aus Kontingenten verschiedener afrikanischer
Länder, die eigentlich einst unter anderen Vorzeichen nach Zentralafrika
entsandt worden waren, hat dem geschundenen Land weder Frieden gebracht
noch Übergriffe bewaffneter Gruppen gegen Zivilisten beenden können.
Stattdessen verüben die Blauhelme selbst Übergriffe.
Aber der Sturz von General Gaye, einer der besten und erfahrensten Generäle
im Dienst der UNO, hinterlässt auch einen merkwürdigen Nachgeschmack. Wenn
die Vorwürfe gegen die Soldaten stimmen, ist die richtige Antwort darauf
nicht der Rücktritt des politischen Missionschefs, sondern es müssen die
verantwortlichen Militärs entlassen und vor Gericht gestellt werden.
Ob die Vorwürfe stimmen, ist angeblich derzeit Objekt interner
UN-Ermittlungen – ein Prozedere, das bekanntlich schwerfällig, langsam und
nicht immer logisch funktioniert. Warum werden nun Konsequenzen gezogen,
während diese Ermittlungen laufen – und zwar solche, die nicht die
Beschuldigten treffen?
Es geht Ban Ki Moon um mehr. Er will ein Zeichen setzen im Rahmen der
Debatte über Sinn und Zweck immer größerer UN-Blauhelmmissionen mit immer
komplizierteren Aufgaben. Aber leider ist unwahrscheinlich, dass diese
Reformdebatte zu einem Ergebnis kommt, bevor nächstes Jahr Bans Amtszeit
endet. Und solange steht zwar Ban Ki Moon gut da – aber für die Menschen in
Bangui ändert sich nichts.
13 Aug 2015
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
sexueller Missbrauch
Uno
Zentralafrikanische Republik
UN-Blauhelme
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Vereinte Nationen
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