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# taz.de -- Arbeit und Lohn: Keine Schamfrist mehr für Huth
> Nachdem Bauarbeiter der „Mall of Berlin“ erfolgreich ihren Lohn
> einklagten, will Investor Harald Huth bei einer Mall in Moabit auf
> Generalunternehmer verzichten.
Bauunternehmer Harald Huth hatte zuletzt viel schlechte Presse: Sein im
September 2014 fertiggestellter Shoppingtempel „Mall of Berlin“ am
Leipziger Platz ist inzwischen als „Mall of Shame“ bekannt. Am Mittwoch gab
das Arbeitsgericht der Klage zweier Arbeiter aus Rumänien auf ausstehenden
Lohn statt. Geklagt hatten insgesamt zehn Arbeiter, am nächsten Donnerstag
soll eine weitere Klage verhandelt werden. Ein unwürdiges Gezerre für einen
Immobilienentwickler, der damit wirbt, seit 2007 über 500.000 Quadratmeter
Gewerbefläche in Berlin geschaffen zu haben.
Huth, der unter anderem Shoppingklötze wie das Steglitzer Schloss, die
Gropius-Passagen oder die Zehlendorfer Welle bauen ließ, gelobt jetzt
Besserung: Beim neuesten Mall-Projekt „Schultheiß-Quartier“ in Moabit will
er nach eigenem Bekunden nicht mehr mit einem Generalunternehmer
zusammenarbeiten.
„Wir vergeben das Projekt dieses Mal in Einzelvergabe, um die
Subunternehmer selbst auszuwählen zu können“, beantwortete Huths
Assistentin Franziska Schuster eine entsprechende Anfrage der taz. So wolle
man „nicht mehr mit solchen Vorwürfen, wie Sie es gerade vornehmen,
konfrontiert werden“. Für das neue Bauprojekt an der Turmstraße wähle man
nur Handwerksunternehmen aus, „die nach Überprüfung der jeweiligen Firma
für uns den Eindruck hinterlassen, dass sie ihre Mitarbeiter ordnungsgemäß
bezahlen“.
Als bekannt wurde, dass Arbeiter aus Rumänien, die an der Mall of Berlin
bauten, zum Teil auf der Straße schlafen mussten, weil sie nie Geld für
ihre Arbeit sahen, hatte Huth die Schuld den Subunternehmern gegeben.
Allerdings wurde im Juli diesen Jahres bekannt, dass Huth selbst an dem
kurz nach Fertigstellung der Mall of Berlin pleite gegangenen
Generalunternehmen FCL mehrheitlich beteiligt war. Zu den Kernkompetenzen,
welche die Harald Huth Holding HHGI auf ihrer Website angibt, gehört auch
die „Weitergabe günstiger Baukonditionen“.
Dass der mit allen Wassern gewaschene Unternehmer sich plötzlich vom Saulus
zum Paulus der Baubranche gewandelt hat, will man bei der Gewerkschaft
Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) nicht recht glauben. „Wenn
das mehr als gut klingende Worte sind, wäre das schön“, sagte FAU-Mitglied
Tinet Ergazina der taz. Die FAU hatte erfolgreich die beiden Arbeiter
vertreten, denen am Mittwoch vor Gericht Lohnzahlungen in Höhe von 1.226,00
und 4.411,60 Euro zugesprochen wurden.
Die FAU beobachtet nach eigenen Angaben das Bauvorhaben am
Schultheiss-Quartier genau. „Unsere Mitglieder sprechen mit Bekannten und
Kollegen und verbreiten das Wort, dass es sich lohnt, wenn sich viele
gemeinsam wehren“, so Ergazina. Die Gewerkschaft verteilt Informationsflyer
auf Deutsch und Rumänisch, in denen der Kampf um Arbeiterrechte bei der
„Mall of Shame“ beschrieben wird.
Wachsamkeit scheint auch am Schultheiß-Quartier angebracht. Obwohl die
Bauarbeiten an der Turmstraße bereits begonnen haben, hat die HHGI nach
eigenem Bekunden keinen Überblick darüber, wie viele Bauarbeiter
beschäftigt sind. Die Verantwortung für die eingesetzten Mitarbeiter trage
das jeweilige beauftragte Unternehmen selbst, heißt es aus dem Unternehmen.
Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde nachträglich geändert.
9 Aug 2015
## AUTOREN
Nina Apin
## TAGS
Shopping
Arbeitsrecht
Lesestück Recherche und Reportage
Lebenshilfe
Rumänien
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