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# taz.de -- Lebensmittel bei der Drogeriekette dm: Veganz statt Alnatura
> Der Rauswurf etlicher Alnatura-Produkte war nur der erste Schritt. Jetzt
> ziehen die Lebensmittel des veganen Supermarkts Veganz bei dm ein.
Bild: Jetzt auch bei dm: Die Supermarktkette Veganz ist schnell gewachsen
Berlin taz | Der Karlsruher Drogeriemarkt dm verkauft ab sofort Produkte
der veganen Supermarktkette Veganz. In vielen dm-Märkten startet der
Verkauf am heutigen Montag. 50 Veganz-Artikel würden in zunächst 54 Märkten
verkauft, sagte Veganz-Sprecherin Michèle Hengst der taz. 15 Produkte davon
stammen aus der Eigenmarke des Spezialhändlers.
Das Veganz-Angebot bei dm sei ein „reines Superfood- und
Health-Food-Programm“, sagte Hengst. Es bestehe aus Sportlernahrung wie
Energieriegeln, aber auch aus Lebensmitteln, die sogenannte Superfoods
beinhalten. Mit diesem Begriff werden meist eher exotische Inhaltsstoffe
wie die brasilianische Açai-Beere und die südamerikanischen Chiasamen
beworben, denen die Hersteller besondere gesundheitsfördernde Eigenschaften
zuschreiben.
Mit diesem Sortiment passt der Supermarkt und Großhändler genau zur neuen
Ausrichtung der Karlsruher Drogeriekette. dm wolle „die
Gesundheitskompetenz noch deutlicher hervorheben, auch durch glutenfreie
und vegane Produkte, die immer stärker nachgefragt werden“, erklärte Erich
Harsch, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung, im Januar der taz. Damals
schien es allerdings, als würde die Kette diesen Anspruch über die neue
dm-Bioeigenmarke lösen.
Um deren Einführung hatte es einen heftigen Krach gegeben. Denn zuvor hatte
dm vor allem die Lebensmittel des Ökohändlers Alnatura verkauft, der in
enger Partnerschaft mit dem Unternehmen stand. Und das sowohl geschäftlich
als auch privat – Alnatura-Gründer Götz Rehn teilt nicht nur die
anthroposophische Einstellung des dm-Gründers Götz Werner, sondern ist auch
dessen Schwager.
## Alnatura und dm lagen im Clinch
Alnatura dürfte einen beträchtlichen Teil seines Umsatzes über die
dm-Filialen gemacht haben – doch zugunsten der dm-Eigenmarke sind aus den
Drogeriemärkten etliche Produkte verschwunden. Auch die Tatsache, dass dm
für seine Eigenmarken-Produkte ausgerechnet mit Alnatura-Lieferanten
verhandelte, soll für Knatsch gesorgt haben.
Umso enttäuschender dm Bio: im Großen und Ganzen ähnliche Produkte,
ungefähr zum selben Preis – nicht direkt eine Öko-Revolution, für die man
es in Kauf nehmen sollte, sich mit befreundeten Handelspartnern zu
überwerfen. „Biedermeier-Bio“, so nannte etwa Journalist und Branchenkenner
Peer Schader die neue Marke.
Doch die Zusammenarbeit mit Veganz könnte seinerzeit schon geplant gewesen
sein. Jedenfalls besteht ein Kontakt schon seit 2014, als die Berliner
Kette als Finalist für den Deutschen Gründerpreis von dm-Gründer Götz
Werner in einer Patenschaft unter die Fittiche genommen wurde. So habe sich
die Partnerschaft ergeben, sagte Veganz-Sprecherin Michèle Hengst.
## Kritiker aus der linken Szene
Für das Start-up Veganz ist das ein Glücksgriff – schließlich ist dm mit
einem Umsatz von 3,481 Milliarden Euro im ersten Geschäftsjahreshalbjahr
die stärkste deutsche Drogeriekette. Wie sich die Veganz-Produkte machen,
wird zunächst aber erst in 54 der deutschlandweit rund 1700 Filialen
getestet.
Der ehemalige Daimler-Manager Jan Bredack hat Veganz 2011 gegründet.
Seitdem ist das Start-up schnell gewachsen. Es hat neun Filialen eröffnet,
davon sieben in Deutschland. Außerdem verkauft das Unternehmen auch als
Großhändler unter anderem an Edeka. In der linken Szene gibt es allerdings
auch viel Kritik an dem Unternehmen, die der Kette unter anderem
kapitalistische Profitgier vorwirft.
3 Aug 2015
## AUTOREN
Eva Oer
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