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# taz.de -- Islamfeindliche Hetze: Shitstorm gegen Halal-Schlachter
> Nach einem Aufruf von Pegida-Gründer Lutz Bachmann posten Islamfeinde
> rassistische Beleidigungen auf der Seite einer Halal-Schlachterei.
Bild: Shitstorm gegen Schlachter: Islamfeinde wettern gegen halal-Fleisch
Hamburg taz | Pegida-Anhänger und Islamfeinde haben d[1][ie Facebook-Seite
einer kleinen Schlachterei] aus dem niedersächsischen Elsfleth mit
rassistischen Kommentaren überzogen.
Der [2][Betreiber Rolf Piepmeier] schlachtet nach islamischem Brauch, aber
deutschen Tierschutzstandards (siehe Kasten). Seine Kunden sind
insbesondere Muslime. Im Netz wird Piepmeier nun als Tierquäler bezeichnet
und übel beleidigt.
Ausgelöst hat den Shitstorm der Pegida-Gründer Lutz Bachmann. Der verwies
auf seiner Facebook-Seite mit den Worten „Tierquäler! Wer hier kauft,
befürwortet den qualvollen Tod von Tieren!“ auf die Facebook-Seite der
Schlachterei.
Andere Nutzer taten es ihm nach. Einer fragt, warum die Fleischerei nicht
in die Türkei auswandert und zum Islam konvertiert. „Wir leben hier in
Deutschland und wollen nichts mit dem Islam zu tun haben.“ Ein anderer:
„Was geschieht als nächstes? Steinigung fürs Ehebrechen?“
## Shitstorm auf der Facebook-Seite
Schon häufig habe er von Deutschen Vorurteile gegenüber Muslimen zu hören
bekommen, sagt Piepmeier. „Ich bin für die der Türkenschlachter.“ Der
Shitstorm auf seiner Facebook-Seite, die der 15-jährige Sohn eines
Mitarbeiters betreut, ist aber der erste. „Der Junge ist schockiert, dass
er so beleidigt wird“, sagt Piepmeier.
Sein Betrieb ist klein. Sieben bis zehn Mitarbeiter arbeiten hier, fast
alle sind Muslime. Schon 1964 hat Piepmeier angefangen, für muslimische
Gastarbeiter zu schlachten. „Die wollten mal etwas anderes essen als
Konserven“, sagt er. Nach der BSE-Krise brach die deutsche Kundschaft weg.
Piepmeier ging zu türkischen Hochzeiten, machte seine Produkte bekannt.
Heute schlachtet der 73-Jährige nicht mehr selbst. Das wollen seine Kunden
so. Für sie sei er ein Ungläubiger, sagt er. Getötet werden ausschließlich
Lämmer und Bullen – keine Schweine. Die Tiere werden mit Strom oder einem
Bolzenschuss betäubt, bevor ein Schlachter ihnen die Kehle aufschneidet.
Manchmal kämen Kunden und verlangten ein unbetäubt geschächtetes Tier. „Dem
sage ich dann, dass er mal einen Bullen ohne Betäubung töten soll“, sagt
Piepmeier und lacht.
## Strikte Vorgaben
Zudem ist die Betäubung in der Tierschutz-Schlachtverordnung
vorgeschrieben. In seltenen Fällen bekommen islamische Gemeinden eine
Ausnahmegenehmigung vom Veterinäramt und dürfen ein Tier beim
traditionellen Opferfest unbetäubt schächten.
Allerdings nur für den privaten Verzehr. Verkauft werden darf das Fleisch
nicht. In solchen Fällen müsse auf religiöse Riten Rücksicht genommen
werden, sagt der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer –
mit strikten Vorgaben.
Dafür hat Vera Steder vom Deutschen Tierschutzbund in Niedersachsen kein
Verständnis. Sie fordert, die Ausnahmeregelung abzuschaffen. „Solange Tiere
gegessen werden, ist es wichtig, dass man ihnen kein unnötiges Leid
zufügt.“ Es müsse ausgeschlossen sein, dass das Tier Schmerzen spüre.
Dennoch ist Steder über die rassistischen Beleidigungen auf der
Facebookseite der Schlachterei Piepmeier erschrocken. Rechtsextreme
versuchten, sich den Tierschutz zu eigen zu machen, kritisiert sie.
Auch im Netz haben die Kommentare große Solidarität mit der Schlachterei
ausgelöst. Nutzer kritisieren die Urheber als „Bratwurstpatrioten“.
Piepmeier selbst nimmt den Shitstorm gelassen. Der „Schreihals aus Dresden“
ärgere ihn nicht. Im Gegenteil: „Das ist die beste Reklame bei Muslimen.“
26 Jul 2015
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/wesermarschschlachter
[2] http://piepmeier.de/
## AUTOREN
Andrea Scharpen
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