# taz.de -- AKW-Neubau in Finnland: Praktikant als Hauptinvestor | |
> Zwei Topchefs eines russischen Baukonzerns lassen ihre Söhne in ein neues | |
> finnisches AKW investieren. Helsinki lehnt die Strohmannkonstruktion ab. | |
Bild: In Finnland werden weiter AKWs gebaut. Wie das hier in Olkiluoto. In Zuku… | |
STOCKHOLM taz | Ein 21-jähriger Praktikant und ein 27-jähriger Student als | |
Hauptinvestoren eines Atomkraftwerks? Beide angeblich mit keinerlei | |
finanziellen Beziehungen zu Russland – auch wenn beider Väter | |
zufälligerweise Topchefs eines russischen Baukonzerns mit engen | |
Verbindungen zur von Moskau kontrollierten Sberbank sind, die regelmäßig | |
Projekte des staatlichen Atomkonzerns Rosatom finanziert? | |
Diese Konstruktion konnte nicht einmal die atomkraftfreundliche finnische | |
Regierung akzeptieren. Helsinki hat das entsprechende Finanzierungskonzept | |
zum Bau eines neuen Atomreaktors in Pyhäjoki abgelehnt. | |
„Hinter dem Unternehmen stehen in Wirklichkeit russische Finanziers“, sagt | |
Wirtschaftsminister Olli Rehn. Und mit solch offensichtlicher | |
Strohmannkonstruktion seien die Bedingungen für eine Baugenehmigung nicht | |
zu erfüllen. | |
Zur Erinnerung: Seit 2007 planen finnische Energieversorger und | |
Industrieunternehmen den Bau eines sechsten finnischen Reaktors. Die | |
staatliche russische Rosatom übernahm 2012 einen 34-prozentigen Anteil. | |
Doch Helsinki hatte zur Voraussetzung gemacht, dass ein AKW zu mindestens | |
60 Prozent im Eigentum von finnischen oder EU-Unternehmen stehen müsse – | |
die sich allerdings einfach nicht finden lassen: Ihr Anteil liegt aktuell | |
bei 55 Prozent. | |
## Deckmäntelchen für russisches Kapital | |
Am letzten Tag zur Abgabe des Bauantrags zauberten die potenziellen | |
Betreiber plötzlich das winzige kroatische Solarstromunternehmen Migrit aus | |
dem Hut. Die von Medien und AKW-Gegnern sofort geäußerte Vermutung, das sei | |
nur ein Mäntelchen für russisches Kapital, teilt nun also auch die | |
Regierung. Laut deren Recherchen führen von den beiden jungen, formellen | |
Migrit-Eigentümern alle Spuren zu russischen, also Nicht-EU-Finanziers. | |
Damit müsste das Projekt abgelehnt werden. | |
Wie groß die Macht der Atomlobby auf die finnische Regierung ist, zeigt nun | |
aber Rehns Reaktion: Die Betreiber bekamen eine letzte Frist bis zum 6. | |
August, um die Finanzierungslücke zu schließen. Es gibt Hinweise, dass das | |
im Mehrheitseigentum des finnischen Staats stehende Energieunternehmen | |
Fortum die offenen Anteile zeichnen soll, um so das von der politischen | |
Mehrheit gewollte Projekt zu retten. | |
19 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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